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PatmosPredigtPodcast :: Weihnachtsbotschaft 24.12.2020

"Angekommen in Bethlehem"

Weihnachtsbotschaft 2020

"Angekommen in Bethlehem"

Maria und Josef leben in einer kleinen Stadt, in Nazareth.
Maria ist schwanger und erwartet bald ihr Kind.
Doch anstatt sich auf die Geburt vorzubereiten und alles für das Kind herzurichten,
müssen Maria und Josef verreisen.
Der Kaiser hat es befohlen.
Mann muss in die Stadt, wo er geboren ist, um sich in Steuerlisten eintragen zu lassen.

Josef ist in Bethlehem geboren.
Der Weg ist weit, von Nazareth im Norden bis nach Bethlehem im Süden.
Ein anstrengender und gefährlicher Weg durchs Gebirge.
Ein Rückzugsort für Räuber. Maria und Josef haben keine Wahl.
Der Kaiser hat die Macht und die Soldaten.
Er fragt nicht danach, was es für die Menschen bedeutet.
Ihn interessiert nur das Geld.

Maria und Josef machen sich auf den Weg. Sie kommen nach Bethlehem.
Die Stadt ist voll. Kein Zimmer ist frei.
Maria fürchtet schon, dass ihr Kind in den Straßen von Bethlehem geboren wird.
Da findet Josef einen Stall. Der einzige Raum. Ein wenig Schutz.
In dieser Nacht bekommt Maria ihr Kind.
Sie wickelt es in Windeln und legt es in eine Futterkrippe.

Maria und Josef betrachten ihr Kind.
Sie sind glücklich.
Plötzlich klopft es an die Stalltür.
Vorsichtig wird sie geöffnet.
Ein Hirte tritt ein. Mit ihm auch Schafe.
Er steht und staunt.
Blickt auf das Kind in der Krippe.
Durch die offene Tür kommen noch mehr Hirten.
Sie drängen sich um die Krippe und staunen
über das, was sie sehen.

„Es ist wie der Engel gesagt hat“, flüstert einer.
Und sie berichten von den Engeln auf dem Feld.
Wie erschrocken sie waren über die Helligkeit.
„Fürchtet euch nicht“, hatte der Engel gesagt.
„Siehe ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird.
Euch ist heute der Retter geboren, welcher ist Christus,
in Bethlehem, in der Stadt Davids.“
Und dann hatten die Engel noch gesagt,
dass der Retter ein kleines Kind in Windeln sei,
das in einer Futterkrippe liege.
„Und jetzt haben wir euch gefunden – hier in diesem Stall“, freuen sich die Hirten.
Und der Jüngste fragt: „Ist das jetzt ein richtiger König?
Wie König David?
Der sich dafür interessiert, wie es uns, den armen Leuten, geht?“

„Ja, so hat es der Engel gesagt“, antwortet ein anderer.
„Und dieses Kind ist in einem Stall in Bethlehem geboren
wie König David.
David war ein Hirte, wie wir.
Ich finde, das ist ein gutes Zeichen.“

Der dritte Hirte drängt jetzt zum Aufbruch:
„Kommt, lasst uns zurückgehen und allen erzählen,
was wir gesehen haben.“

Die Hirten haben den Stall verlassen.
Ruhe kehrt ein. Das Kind schläft.

Maria sagt leise zu Josef:
„Was für eine Nacht. Mit der Geburt unseres Kindes. Mit Hirten und Engeln und der Botschaft: Unser Kind soll die Menschen retten. Ich habe es dir gesagt, Josef: Dieses Kind kommt von Gott. Mit ihm beginnt etwas Neues. Schau ihn dir an, Josef. Meinst du ihm gelingt, wovon wir träumen? Erinnerst du dich an die Worte der Propheten?

Und es wird ein Reis hervorgehen aus dem Stamm Isais
und ein Zweig aus seiner Wurzel Frucht bringen.

Meinst du, unser Jesus ist dieses Reis, der frische Zweig, der aus dem toten Baum neu hervorwächst?

Eigentlich müsste ich todmüde sein, aber ich bin so aufgeregt. Ich kann überhaupt nicht schlafen. … Josef?“

Josef: „Ich schlafe nicht Maria. Ich sehe unser Kind an und höre dir zu.“

Maria: „Meinst du, er kann das schaffen? Den Menschen wieder Mut machen? Ihr Vertrauen in Gott stärken, sie heilen und Gottes Recht durchsetzen?“

Josef: „Bedenke, Maria, in welche Welt Jesus geboren ist. Wir sind mit einem Neugeborenen in einem Stall, weil wir kein Quartier gefunden haben. Niemand hat uns aufgenommen. Alle waren mit sich selbst beschäftigt. Wir sind hier, weil der Kaiser es bestimmt hat. Gegen die Soldaten des Kaisers wird der Kleine wenig ausrichten können. Und der Kaiser braucht Gottes Gerechtigkeit nicht. Er hat seine eigenen Interessen und die Macht, sie durchzusetzen.“

Maria: „Ich glaube, Gottes Recht entsteht anders unter uns, Josef. Es wächst wie dieser Spross aus dem Baum, der so lange tot auf der Erde liegt. Plötzlich ist da dieser Trieb. Mit einer unbändigen Kraft bricht er hervor. Keiner hat geglaubt, dass in diesem Baum noch Leben ist.“

Josef: „Vielleicht hast du Recht, Maria. Aber ich muss jetzt schlafen. Ich bin so müde.“

Überlassen wir die beiden ihrer wohlverdienten Ruhe. Weihnachten feiern – in diesem Jahr ist es anders – zu Hause und in den Kirchen. Keine großen Versammlungen, keine Familientreffen, keine traditionellen Gottesdienste mit Hunderten von Besuchern. Das ist schwer. Es ist auch traurig. Und die Weihnachtsbotschaft?

Maria und Josef hatten die Überlieferung der Propheten. Mit ihnen haben sie in ihrem Kind Zukunft und Hoffnung für ihr Leben und für das Leben ihres Volkes entdeckt. Ein Retter, der Frieden bringt. Er kommt von Gott. Lässt sich nicht beeindrucken von denen, die am lautesten schreien und sich selbst als schweigende Mehrheit bezeichnen. Auch nicht von denen, die die Macht haben im Verborgenen das Recht in ihrem Sinne zu beeinflussen.

Von dem neugeborenen Kind heißt es:

Den Entrechteten verhilft er zum Recht,
für die Armen im Land setzt er sich ein.

Das Wort ist sein Rechtsmittel - keine Waffe. Und mit seinem Wort bringt er Frieden, verspricht der Prophet:

Da wird der Wolf beim Lamm wohnen
und der Panther beim Böcklein lagern.
Kalb und Löwe werden miteinander grasen,
und ein kleiner Knabe wird sie leiten.
Kuh und Bärin werden zusammen weiden,
ihre Jungen beieinanderliegen,
und der Löwe wird Stroh fressen wie das Rind.

Ein Friedensversprechen, das unsere Wirklichkeit und unsere Vorstellungen übersteigt. Unüberwindliche Feindschaften werden aufgehoben.

Stell dir vor:
Europa sucht den Frieden nach innen und nach außen – ohne Waffen.
Die Staaten schützen das Recht der Armen innerhalb und außerhalb ihrer Grenzen.
Zuflucht Suchende werden nicht länger abgewiesen
oder in ihren Booten auf das Meer zurückgedrängt.
Hassprediger und Verschwörungstheoretiker finden keine Anhänger.
Menschen leben in Frieden miteinander,
weil ihr Recht auf Leben und ihre Angst wahrgenommen werden.
Das Böse wird überwunden – in uns selbst und im anderen.
Die Schöpfung wird bewahrt und wieder heil.

Der Prophet sagt das so:
Und ein Säugling wird spielen am Loch der Otter,
und ein kleines Kind wird seine Hand ausstrecken zur Höhle der Natter.
Man wird weder Bosheit noch Schaden tun auf meinem ganzen heiligen Berge;

Friede euch den Nahen und den Fernen. So lautet die Weihnachtsbotschaft auch in diesem Jahr. Den Frieden brauchen wir, unter uns, in unserem Land und darüber hinaus. Dieser Frieden fällt nicht vom Himmel. Er braucht Menschen, die dafür arbeiten. Menschen, die sehen und Anteil nehmen. Menschen, die Ehrfurcht haben vor Gott und seinen Geboten.

Dann wird das Land voll der Erkenntnis des Herrn sein,
wie Wasser das Meer bedeckt.

Euch ist heute der Retter geboren, welcher ist Christus.
Das feiern wir heute Abend – in unseren Wohnungen,
die vielleicht stiller sind als sonst.
Die Freude kehrt ein,
wenn wir das Licht am Adventskranz oder am Weihnachtsbaum betrachten,
vertraute Lieder hören und singen
und uns daran erinnern: Gott lässt sich auf unser Leben ein.
Sein Licht leuchtet in unsere Dunkelheit. Es macht unser Leben hell.

Gesegnete Weihnachten!

Gabriele Wuttig-Perkowski
Ev. Patmos-Gemeinde

 

Weihnachtsbotschaft 2020 nach Lukas 2 und Jesaja 11