Zur Hauptnavigation springen Zur Suche springen Zum Inhalt springen
RSSPrint

Abendsegen

Evensong :: Musik zum Abend

Beiträge von Hemut Ruppel, Pfarrer i. R.

Wir danken Pfarrer i. R. Helmut Ruppel für die Möglichkeit, hier seinen Abendsegen nachlesen zu können. Wer das im Radio live hören möchte kann sich in rbb 88,8 täglich um 21.58 Uhr dazuschalten.

Gelassen einschlafen

Schauen Sie auch mal beim Rundfunkdienst der EKBO vorbei.

Hier können Sie seinen Abendsegen nochmals hören. 

Wir lesen hier den jeweiligen Abendsegen, der Sonntagabend im rbb 88,8 gesendet wurde.

Sonntag, 30. 8.

Carolin Emcke, Friedenspreisträgerin des Deutschen Buchhandels, eine der klügsten Beobachterinnen des Landes, besuchte ein Konzert des russsischen Pianisten Grigorij Sokolov in der Berliner Philharmonie.

Sie schreibt zu Sokolov : “...sobald er sich an den Flügel setzte, wurde es still. Ganz still. Kein Husten, kein Rascheln. ... Was so berührte an diesem Abend ... war Sokolovs konzentrierte Versunkenheit. ... dann fiel mir auf, wie selten das geworden ist: die gemeinsame Konzentration auf jemand anderen. Das stille Zuhören. Ohne Unterbrechung oder Ablenkung. Gut zweieinhalb Stunden saßen da 2000 Menschen und hörten zu.

„Zuhören ist Hören in Verbindung mit Denken und Konzentration', sagt Daniel Barenboim, '“die meisten Menschen machen keinen Unterschied zwischen Hören und Zuhören.' Zuhören verlangt ein Sich-Einlassen auf das, was zu hören ist, was gespielt oder gesagt wird, es verlangt das Gehörte gedanklich mit nachzuvollziehen. Erst durch das Zuhören tritt das Eigene für einen Augenblick zurück und öffnet sich für eine ... eine neue Welt.“

Danke an Carolin Emcke, was sie da „wahr genommen“ hat, ist so biblisch wie kaum anderes. Um nichts anderes geht es uns mit diesen „Abendsegen“ und ihrem Zuhören ...

Unser Vater, eine Woche mit vielen Gelegenheiten zum Zuhören kommt uns entgegen. Stärke unseren Schlaf, dass wir ausgeruht und aufmerksam sie wahrnehmen.

Quelle: Carolin Emcke, Zuhören, Kolumne, 29. Juli 2016, Süddeutsche.de Politik (Auszüge)


Sonntag, 16. 8.

Zum Wochenbeginn eine Geschichte aus dem 18. Jahrhundert von Johann Peter Hebel, Pfarrer, Erzähler und Erzieher, verehrt von Goethe bis Brecht und Bloch. “Dankbarkeit“ nennt Hebel seine Geschichte:

In der See-Schlacht von Trafalgar (1805), während die Kugeln sausten und die Mastbäume krachten, fand ein Matrose noch Zeit zu kratzen, wo es ihn biss, nämlich auf dem Kopf. Er streifte mit Daumen und Zeigefinger an einem Haar herab und ließ ein armes Tierlein auf den Boden fallen. Aber indem er sich bückte, um dem Tierlein den Garaus zu machen, flog eine feindliche Kanonenkugel über den Rücken hinweg, paff, in das benachbarte Schiff. Da ergreift den Matrosen ein dankbares Gefühl und überzeugt, dass er von dieser Kugel zerschmettert worden wäre, wenn er sich nicht nach dem Tierlein gebückt hätte. hob er es wieder auf und setzte es wieder auf den Kopf. „Weil du mir das Leben gerettet hast, aber lass dich nicht ein zweitesmal erwischen, dann kenne ich dich nimmer!

Unser Vater in den Himmeln, segne unseren Schlaf. Hilf uns, in der neuen Woche Situationen der Dankbarkeit wahrzunehmen und sie auszusprechen.

Quelle: Johann Peter Hebel, Gesammelte Werke, Bd. 3, Wallstein Verlag Göttingen 2019, 391


Sonntag, 10. Mai

Der zweite Sonntag im Mai wird als Muttertag herausgehoben. „Nazifeiertag“?, „Erfindung der Blumenindustrie“! – er ist umstritten. Unbestritten ist, dass das, was Frauen und Mütter leisten, immer noch zu wenig gesehen und gewürdigt wird. Die Lebensbegrenzung auf das Zu-Hause hat wieder ihnen die Hauptlast auferlegt. Das; was sie sind, wird noch zu oft von anderen beschrieben. So gebe ich meiner schweizerischen Kollegin Jaqueline Keune das Wort. Sie will das Leben der Frauen bedenken:

Der kluge Gedanke,
das mutige Wort
die eingeteilte Zeit -
wegen euch.

Das warme Brot,
das verbunden Knie,
die getrockneten Tränen -
wegen euch.

Die kraftvolle Lebendigkeit.
die verändernde Beharrlichkeit
das kritische Bedenken -
wegen euch.

Der Blick für das Ganze,
der Zorn über die Ungerechtigkeit
die Sehnsucht nach Ganzheit -
wegen euch.

Unser Vater, du hast uns Männer und Frauen geschaffen, ganz nach deinem Bilde, auf dass wir das Leben lieben – begleite und behüte unsere Nächte und Tage, beschütze uns alle.

Quelle: Jacqueline Keune, Von Bedenken und Zusagen, Grünewald Verlag Mainz, 2005, 44f. (Auszüge)


Sonntag, 26. April

Ich lese einen Text der Berliner Schriftstellerin Katharina Hacker:

Geschenke
In einer der alten Hinterhofwohnungen lebte ich in Berlin. Klo im Treppenhaus, provisorische Dusche in der Küche, und ich hatte Glück, es gab eine Gasheizung in bei mir; gegenüber die Brandmauer war mit Wein bewachsen. Geld hatte ich wenig, ich übersetzte und schrieb und verdiente fast nichts. Ein Freund überwies mir jeden Monat hundert Mark. Nicht für eine Waschmaschine, nicht für Kleider, auch nicht, um ins Konzert zu gehen, sondern für Geschenke. Ich sollte Geld haben, Geschenke zu kaufen, leichten Herzens.“
Diese beiden letzten Worte „leichten Herzens“ lösen eine Sehnsucht aus in Wochen, in denen wir so viel „schweren Herzens“ tun. In der Bibel ist das Herz das Zentrum des Menschen. Wem das Herz beschwert ist, dem fällt das Leben schwer. Maria, die Mutter Jesus, bewahrt die wichtigsten Erinnerungen in ihrem Herzen. Einen Menschen nicht „leichtsinnig“, sondern „leichten Herzens“ beschenken zu können – gibt es Schöneres?

Unser Vater, schenke uns in dieser Nacht einen leichten ruhigen Herzschlag. Sei mit allen, deren Herz beschwert ist, rücke sie morgen in unseren Blick.

Quelle: Katharina Hacker, Darf ich dir das Sie anbieten? Minutenessays, Berenberg Verlag, Berlin 2019 (ohne Seitenzahl)

 

Wir lesen hier den jeweiligen Abendsegen, der täglich im rbb 88,8 gesendet wurde.

Montag, 24. 8.

„Erstaunlich, dass man täglich andere erheitern kann, nicht nur die nahen, auch ganz unbekannte Menschen, deren Müdesein sich mühelos durchbrechen lässt durch etwas Unerwartetes, eine unberechenbare Freundlichkeit, ein ungefragtes Geschenk, eine nebensächliche Gabe, eine überraschende Anteilnahme. In der Manteltasche sollte man für den Geliebten stets einen Bleistift von Koh-i-Noor tragen, schreibt Milena Jesenskaja, die Freundin des Dichters Franz Kafka. Für griesgrämige Schalterbeamte lohnt es, einen Marienkäfer aus Schokolade einzustecken oder für eine bleiche Verkäuferin oder für einen verregneten Verkehrspolizisten. Komplimente gehören auch zu den Geschenken. Und wenn man es bedenkt, ist erstaunlich, wenn man es nicht tut: Anderen den Tag angenehmer zu machen.“

So rät es uns die Berliner Schriftstellerin Katharina Hacker, morgen anderen den Tag angenehmer zu machen! Danke!

Unser Vater, lass uns in gutem Nachdenken einschlafen, wem wir wohl morgen den Tag angenehmer machen könnten ... eine fällt mir schon ein ...

Quelle. Katharina Hacker, Darf ich dir das Sie anbieten? Berenberg Verlag Berlin 2019


Montag, 10. 8.

„Abgesagt“ - „Nicht abgesagt“ , zwei wichtige Worte in der Virus-Krise wie „Findet nicht statt“ - "Findet statt“. Die Folge war oft Verzicht und Vergnügen, Enttäuschung und Freude. Daraus hat meine Schweizer Kollegin Jacqueline Keune. Eine Coronar – Litanei gemacht. Einige Auszüge:

Abgesagt – Haydn, Mozart, Schubert, dirigiert von Marek Janoswki
Nicht abgesagt – das Cello im 3. Stock, das Lied der Amsel

Abgesagt – die Lesung des Literaten
Nicht abgesagt – das Lesen des abendlichen Gedichtes, die Geschichte für die Kinder.

Abgesagt – der Gottesdienst
Nicht abgesagt – das Flüstern mit Gott.

Abgesagt – die Hochzeit
Nicht abgesagt – die Liebe.

Abgesagt – die Abdankung
Nicht abgesagt – die Auferstehung.

Unser Vater, schenke uns eine wohltuende Absage an die Tagesaufregungen, schenke uns die wohltuende Ansage eines guten Morgens!

Quelle: Jacqueline Keune, Corona-Litanei, (Auszüge) 27. 03. 2020, kath.ch.


Montag. 4. Mai

Das Schlafzimmer oder noch besser: das Bett ist vielleicht der Ort im Haus, der am eindringlichsten Zeuge der entscheidenden und intimen Augenblicke eines Menschenlebens ist. Wir werden, zumindest im Regelfall, im Bett gezeugt und geboren, wir lieben dort, sind krank und sterben dort. Wir lachen, weinen, lesen und spielen im Bett. Wir suchen das Schlafzimmer und das Bett jede Nacht wieder auf. Wir finden dort die Ruhe im Schlaf oder liegen dort grübelnd, wach. Wir sitzen am Bett unserer Kinder und Kranken und versuchen ihnen nahe zu sein. Die Geheimnisse von Leben und Tod, Rührung und die Verwirrung darüber: im Bett und an ihm können wir ihnen am wenigsten entgehen. Für mich waren die Betten das Zeichen der Virus-Krise, weiße Betten, gerollt, geschoben auf engen Fluren, hochgehoben in Zugabteile, Versuche der Rettung und Heilung. Lebensleidenschaft, Schwäche und fürsorgliche Bewahrung kommen in einem Bild zusammen. Kummer, Schmerz, Wut und Ohnmacht können uns beherrschen, aber auch Ergebung, Vertrauen und Zuversicht können uns stärken.

Mein abendliches Zu-Bett-gehen ist bewusster geworden.

Unser Vater, schenke uns einen vertrauensvollen Schlaf und lass dein Angesicht leuchten über uns.


Montag, 20. April 2020

Wie nötig haben wir Ermutigungsgeschichten!

Vor ein paar Tagen saßen zwei jüdische Kinder mit ihren Eltern in einem Zug der Londoner U-Bahn, als ein Mann auf sie zukam und sie fast zwanzig Minuten antisemitisch beleidigte. Jemand griff ein, wurde aber mit Gewalt bedroht.

Dann konfrontierte eine junge Frau den Mann und sagte ihm ruhig, dass das, was er tue, falsch sei. Das lenkte ihn ab und rettete die Situation.Die Heldin - eine junge muslimische Frau, die einen Hidschab trug. Sie selbst wusste, wie es ist, beschimpft zu werden. So identifizierte sie sich mit der jüdischen Familie. Sie sagte später im Zug: „Ich würde nicht zu zögern, es noch einmal zu machen“.

Unser Vater, gib uns ein Gedächtnis für diese Frau und segne sie. Stärke unseren Schlaf. Es gibt immer Ermutigungen...

Wir lesen hier den jeweiligen Abendsegen, der täglich im rbb 88,8 gesendet wurde.

Dienstag, 25. August

Dorothee Sölle, eine Predigerin mit der Leidenschaft einer Prophetin, lernte von den Ereignissen in der weltweiten Ökumene, aber auch von ihrer Enkeltochter. Sie erzählte: „Dieses kleine Mädchen, dreieinhalb Jahre alt, holte alle meine Tassen aus dem Schrank und baute sich – unter meinen besorgten Augen – ein Cafe auf. Sie schenkte imaginären Kaffee an imaginäre Gäste aus. Nach einer Weile sagte ihre Mutter: „Jetzt musst du aber aufräumen, wir wollen zu Abend essen!“ Das Kind antwortete nachdenklich: „Mama, du, du denkst immer nur in „in echt“!“.

Dorothee Sölle fügte hinzu: „Ich habe die vergangenen 50 Jahre sehr oft nicht „in echt“ gedacht, viel in Träumen und Hoffen, dass es außer „in echt“ noch etwas anderes geben müsse. Bedeutet denn Erwachsenwerden mehr „in echt“ zu leben, blinder und ein bisschen dümmer?“ So weit Dorothee Sölle.

Ich würde einwerfen: „Was ist mit der Hummel?“
Die Hummel hat 0,7 cm Flügelfläche und wiegt 1,2 Gramm. Nach allen Gesetzen der Wissenschaft ist es unmöglich, damit zu fliegen. Die Hummel weiß das nicht und fliegt einfach!“

Unser Vater, wir bitten dich: Lass den Schlaf in echt kommen und die Träume aus der Kindheit dazu!


Dienstag, 11. 8.

Berlin ist eine Stadt voller Ideen. Hier starten die meisten kleinen und großen ideenreichen und phantasievollen Unternehmen der Wirtschaft, der Kultur und dem Zusammenleben zu Gute. Darf ich eine Stadt erwähnen, die ebenfalls viele menschenfreundliche Ideen bewegt hat ? Zürich! Zürich hat viele Brunnen und - fast alle Brunnen sind Trinkbrunnen! Niemand, der in Zürich unterwegs ist, muss Durst haben. Es erinnert fast an das Paradies! Das Gesicht und die Arme erfrischen, die Wasserflaschen auffüllen, becherweise trinken – wunderbar!

Mit hochroten Köpfen fragten mich in Zürich einmal zwei Touristinnen: „Wo gibt’s denn hier einen Laden, in dem man Wasser kaufen kann? In den Restaurants ist das alles so teuer!“ Sie standen ein paar Meter neben einem modernen schönen Brunnen an der alten Fraumünster-Kirche. Ich zeigte auf ihn: „Überall in der Stadt haben Sie die Möglichkeit, ihren Durst zu löschen! Ein sprudelndes Echo vom Paradies...“ Sie sahen mich ein wenig besorgt an, genossen es dann aber.

Unser Vater, Segne diese Nacht und erinnere uns an das Wasser aus dem Brunnen, auch wenn es in einer Flasche verlässlich neben unserem Bett steht! Ein kühler Trunk ist wie ein Gruß aus der Ferne.


Dienstag, 5. Mai

Einer, so wird erzählt, kam nachts zu Jesus. Im Schutz der Dunkelheit. Denn, wenn es Nacht wird, steigen die Fragen in uns auf. Wenn es ganz ruhig geworden ist, steigt die Unruhe auf. So viele Antworten stehen noch aus... Einer nutzte die große Stille und brachte seine Fragen mit: Wie kann ein Mensch neu geboren werden, wenn er schon alt? Ist Veränderung möglich? Jetzt noch? Scheint doch alles festgefahren. Manches misslang. Vieles blieb liegen. Jetzt will er es wissen: Wie ernst ist die Rede vom Neubeginn, vom Immer-wieder- neu-beginnen-können? Damit kam er nachts zu Jesus. Und der war ansprechbar. Sprach in der Nacht vom Licht. Sprach zu dem, der sich am Ende glaubte, vom Neuanfang. Er sprach zu dem, der meinte, nichts zuwege zu bringen. Gott sei unterwegs – auch zu ihm. Das sagte er dem, der nachts zu ihm kam. Er war ansprechbar. Erst recht, wenn es Nacht wird. Und die Fragen kommen.

Unser Vater, segne uns mit der Gewissheit, dass die Fragen zur Ruhe kommen, dass wir zur Ruhe kommen. Hilf uns durch alles, was uns bevorsteht.


Dienstag, 21. April 2020

Eine der ermutigendsten Frauen des vergangenen Jahrhunderts war Käthe Kollwitz. Sie starb am 22. April 1945, vor 75 Jahren. Auf dem Kollwitz-Platz in Berlin-Prenzlauer Berg sitzt sie als Bronzefigur – schwer, gebeugt, mit Zeichenblock und Kohlestift. 1941 schrieb sie zu einer Zeichnung: “Jungen, richtige Berliner Jungen, die wie junge Pferde gierig nach draußen wollen, werden von einer Frau zurückgehalten. Die Frau hat die Jungen unter sich und ihren Mantel gebracht. Gewaltsam und beherrschend spreitet sie die Arme und Hände über die Jungen. „Saatfrüchte sollen nicht vermahlen werden“ - diese Forderung ist wie „Nie wieder Krieg!“ kein sehnsüchtiger Wunsch, sondern Gebot. Forderung.“

Unser Vater, Danke für die bewegende Erinnerung an Käthe Kollwitz! Schenke uns in der kommenden Nacht Kraft und Stärkung für das morgen wieder Notwendige.

Quelle: Käthe Kollwitz, Die Tagebücher 1908-1943, hrsg. v. Jutta Bohnke-Kollwitz btb Verlag, 2007 , Tagebuch 1941

Wir lesen hier den jeweiligen Abendsegen, der täglich im rbb 88,8 gesendet wurde.

Mittwoch, 26. August

Ein wichtiger Text in der Bibel ist die Bergpredigt. In politisch erregten Zeiten hört man: „Mit der Bergpredigt kann man nicht regieren“, so Helmut Schmidt. „Nur mit der Bergpredigt lebt ein Christ politisch“, so Erhard Eppler.

Die Bergpredigt beginnt Seligpreisungen, die heute so lauten könnten. „Selig sind, die intelligent genug sind, um sich selbst nicht zu ernst zu nehmen, denn sie werden von ihrer Umgebung geschätzt werden. Selig seid ihr, wenn ihr fähig seid, das Verhalten der anderen mit Wohlwollen zu interpretieren, auch wenn der Anschein dagegen spricht, denn ihr werdet für naiv gehalten, aber das ist der Preis für die Liebe. Selig sind die, die einen Berg von einem Maulwurfshügel unterscheiden können, denn es wird ihnen eine Menge Ärger erspart bleiben. Selig seid ihr, die ihr schweigen und lächeln könnt, auch wenn man euch das Wort abschneidet oder auf die Zehen tritt, denn das Evangelium fängt an, euer Herz zu durchdringen.“

Unser Vater, schenke uns einen seligen Schlaf, auch wenn heute Nacht wieder schrecklicher Lärm auf der Straße ist und die Autos fürchterliche Rasereien veranstalten.

Quelle: Joseph Foillet, Seligkeiten für die, die ein bisschen Humor haben und weise werden wollen, in: Bernd Becker, Hans Möhler, Abendfibel für müde Seelen, Luther Verlag Bielefeld 2019, 58 (Auszüge)


Mittwoch, 12. August

Die ersten Schultage sind vorüber. Ersehnt, gefürchtet, aber auch geplant, überlegt und von allen Beteiligten mit Spannung erwartet. So lange es Menschen gibt, gibt es Schulsorgen! In der jüdisch-christlichen Tradition heißt es so liebevoll wie provokant: „Die Zukunft der Welt ruht auf dem Atem der lernenden Schulkinder!“. Anders als in dem dummen Wort von der lärmenden Judenschule bauen hier die mündlich lebhaft lernenden Kinder die künftige Gesellschaft. Die gewichtige Zukunft ruht auf dem leichten Atem der Kinder. Verstummt dieser Atem– was wird mit der Zukunft ? Deshalb hier die Geschichte von Fanny:

"Fanny, wach auf", die Mutter klopft frühmorgens an die Tür. Stille, dann verschlafen: "Ich mag nicht!". Erneutes Pochen: "Du musst in die Schule!" "Ich mag nicht!", klingt es klagend, "ach, es ist so langweilig, die Kindern ärgern mich, sie sind so anstrengend!" Nun hat die Mutter genug: "Drei Gründe, weshalb du in die Schule gehen sollst: Erstens ist es deine Pflicht, zweitens bist du 34 und drittens, Fanny, bist du die Lehrerin!"

Die himmlischen Mächte mögen Ihnen eine ruhige Nacht schenken, frei von Lerngeschrei und fliegenden Schwämmen, bis wie auch immer ein neuer lebhafter Schultag anbricht!


Mittwoch, 6. Mai

Zu unseren Zeiten gehört es, dass wir vorsichtig mit anderen und mit uns umgehen.

Eine wunderbare Geschichte über die Vorsicht heißt „Der vorsichtige Träumer“, von Johann Peter Hebel, aus seiner Sammlung „Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes“, von 1811, geliebt und verehrt von Goethe bis Brecht. Hebel schreibt formvollendet einfach von anrührenden Charakteren.

Hier „Der vorsichtige Träumer“:

„Es gibt doch einfältige Leute in der Welt. In dem Städtchen Witlisbach im Kanton Bern war einmal ein Fremder über Nacht, und als er ins Bett gehen wollte und ganz bis auf das Hemd ausgekleidet war, zog er noch ein Paar Pantoffeln aus dem Bündel, legte er sie an, band sie mit Strumpfbändeln an den Füßen fest und legte sich also in das Bett. Da sagte zu ihm ein anderer Wandersmann, der in der nämlichen Kammer über Nacht war: 'Guter Freund, warum tut ihr das?' Darauf erwiderte der erste. „Wegen der Vorsicht. Denn ich bin einmal im Traum in eine Glasscherbe getreten. So habe ich im Schlaf solche Schmerzen davon empfunden, dass ich um keinen Preis mehr barfuß schlafen möchte.“

Unser Vater, behüte unseren Schlaf, dass wir morgen wieder alle Vorsicht walten lassen im Leben mit unseren Nächsten und mit uns.

Quelle: Johann Peter Hebel, Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes, Cotta Verlag, Tübingen, 1811, S.102f. Erstausgabe einsehbar in der Tübinger Uni-Bibliothek, oder in einer der handelsüblichen Ausgaben!


Mittwoch, 22. April 2020

Die 12jährige Felizitas Bogner aus Münster schreibt in ihr Tagebuch:

„Ich komm nicht raus
und muss mich schützen,
spring draußen nicht mehr in den Pfützen.

Ich langweil mich und sitze hier
zwischen Dosenfleisch und Klopapier,
bleib nur hier.
Ich weiß nicht, was ich tun kann
wenn ich raus geh, steck ich mich an.

Ich muss mich vor dem Virus schützen,
damit den Schwäch' ren die Krankheit doch ersparet bleibt.
So sitz ich hier.

Ich warte und warte nun
es gibt ja nicht so viel zu tun
außer denken und Aufgaben machen
nicht zum lachen – ich bleib hier“

Unser Vater in den Himmeln, gib, dass die Generationen trotz allem Abstand zusammenhalten. Mit einem Lächeln lass uns in eine ruhige Nacht gehen.

Quelle: feinschwarz. Theologisches Feuilleton

Wir lesen hier den jeweiligen Abendsegen, der täglich im rbb 88,8 gesendet wurde.

Donnerstag, 27. 8

Wislawa Szymborska ist in der Weltliteratur die Stimme Polens, Nobelpreisträgerin mit weiter Anerkennung, schmalen Gedichten und bewegender Kenntnis biblischer Frauen. Wir hören zu:

„Angeblich sah ich zurück aus Neugier;
außer der Neugier hätt ich auch andere Gründe haben können...
Ich spürte das Alter in mir. Die Entfernung. Die Schläfrigkeit.
Ich sah zurück aus Angst, wohin die Schritte lenken.
Ich sah aus Verlassenheit zurück.“

 

Wer ist diese namenlose Frau? Sie ist auf der Flucht vor dem Entsetzlichen, das ihrer Heimatstadt droht. Sie blickt hinter sich und erstarrt vor Schrecken. Die Bibel erzählt, sie wurde zur Salzsäule. Warum dreht sich die Frau um ?

Szymborska spricht vom Alter, der Leere des Wanderns, der Angst, wohin die Schritte führen, von Verlusten. Mit Verlusten leben und doch nicht rückwärtsgewandt? Erinnerung kann etwas anderes sein als gebannte Rückschau. Erinnerung kann auch Verarbeitung sein, kann auch Kraft und Hoffnung geben. Es geht so viele an! Helfen wir einander zu Neuanfängen, wo wir können!

Unser Vater, Erinnerungen kommen uns nahe! Hilf uns, sie wahrzunehmen, zu verarbeiten und den stärkenden Schlaf zu finden: Nimm dich unser gnädig an, wenn die Nacht kommt.

Quelle: Wislawa Szymborska, Deshalb leben wir. S. Fischer Verlag, Frankfurt a.M. 1980, 57


Donnerstag, 13. August

Ein warmer Abend im Rund des Gartenlokals, Masken abgenommen, Stühle im bekömmlichen Abstand, die Getränke kühl - ein Politikstudent feierte sein Examen – drei Generationen saßen da, fast auf der Grenze zwischen Babelsberg und Zehlendorf. Jemand warf ein: „Und der 13. August 1961, was war hier los?“ Das Gespräch brach ab, Verlegenheit zog ein. Achselzucken, was soll das am Examensabend? 13. August? Keine Ahnung. So blieb es: Keine Ahnung! Nach dem 17. Juni wollte ich nicht mehr fragen...

Der 13. August – ein hässliches Datum. Die rohe und hässliche Mauer war ein roher und hässlicher Schlag gegen das gemeinsame Leben in der Stadt; Terror als Bauwerk. Es gab Menschen, die nicht in Schockstarre verfielen; hoffende, einfallsreiche, listige, pfiffige, ungebrochene Menschen, bis die Mauer endlich umbrach. Verzagt und trotzig zugleich, bekümmert und unbekümmert zugleich, sahen das Wirkliche und das Mögliche zugleich. Sie lebten für das „und“.

Die Mauer fiel dank der Menschen mit dem Möglichkeitssinn und der Trotzenergie. Darf man sie vergessen?

Unser Vater, gib uns befreiende Gedanken zur Nacht, zur aufatmenden Erinnerung, dass der 13. August kein Alptraum blieb und ein stärkendes Gedenken des trotzigen Widerstands!


Donnerstag, 7. Mai

Zu den Grundpfeilern unserer Zivilisation gehört die Verabredung, dass die Frage „Wie geht’s?“ mit „gut“ zu beantworten ist. Nörgler nennen das eine Floskel. Aber auf die Frage „Geht's Ihnen gut?“ zu antworten „Nein danke, und Ihnen?“ ist auch etwas ungewohnt. Bei dem, was wir zur Zeit durchmachen, plädiere ich für eine zeitgemäßere Begrüßung: Statt des neutralen „wie geht es dir?“ bin ich für ein solidarisches „Wie hältst du dich?“ Im Alltag kommen wir uns ja dauernd zu Hilfe, sagt der Soziologe Heinz Bude in seinem Buch „Solidarität“ mit kluger Liebenswürdigkeit. Wir treten zurück, wenn wir jemand den Blick auf den Fahrplan versperren; wir heben eine heruntergefallene Serviette auf, geben einem durch Handzeichen zu verstehen, dass er in die falsche Richtung geht. Gut, in Japan steigt man anders in den Zug als in Großbritannien, in Neukölln kann eine Geste der Hilfe mal schlecht ankommen. Trotzdem wirken alltägliche Hilfen als Signale zwischenmenschlicher Aufmerksamkeit, von der herausragenden Arbeit in Krankenhäusern reden wir nicht, sie kann man nur stumm bewundern! Neben vielem anderen erleben wir eine Zeit der Zuwendung, der einfallsreichsten Anteilnahme. Solidarität ist eine große Idee!

 

Unser Vater, segne uns, lasse dein Angesicht freundlich über uns leuchten – lass uns morgen in Freundlichkeit den Weg zum anderen finden.


Donnerstag, 23. April

„What a wonderful world!“, so heißt ein Lied, das 1968 für Louis Armstrong geschrieben wurde.

Louis Armstrong, rauchig, rußig, und allzeit stockheiser, singt mit fröhlich-knarziger Inbrunst und unbeirrbarem Charme. Und das 1968: Vietnam-Krieg und die politische Welt im Ausnahmezustand. Armstrong sang von kleinen Dingen im Alltag, vom Schnee und von der Sonne.

Ausnahmezustand auch jetzt. Und doch: zwei Kinder arbeiten begeistert mit der Mutter im Garten, Junge stellen den Einkaufskorb vor die Wohnungstür, dazu im alten Marmeladenglas ein Kirschblütenzweig, wie mit japanischer Tusche gemalt. Bald kommt der Mai, der Mozart des Kalenders...

Aber ja, die Frage gilt: Was wird morgen sein? Wann erscheint ein lebensförderlicher Horizont? Trauen wir uns mit Louis Armstrong zu singen: „What a wonderful world!“

Unser Vater in den Himmeln, segne so viel Tapferkeit, so viel gelebte Solidarität, schenke uns eine ruhige Nacht, in der wir wissen, wie kostbar Menschlichkeit ist.

Wir lesen hier den jeweiligen Abendsegen, der täglich im rbb 88,8 gesendet wurde.

Freitag, 28. 8.

Rabbi Jehuda wurde einmal gefragt, wie es denn käme, dass er so gut schlafen könne. „Wie das zugeht, dass ich sogleich einschlafe? Es geht so, dass ich mich hergebe. Wie in mütterliche Arme gebe ich mich her. All mein Widerstand fällt im Nu ab, und ich lasse mich los.“

Die Antwort Rabbi Jehudas. Die Antwort der Bibel am Schabbatabend lesen wir im Psalm 121:

Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen.
Woher kommt mir Hilfe?
Meine Hilfe kommt von Gott,
der Himmel und Erde gemacht hat.
Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen,
und der dich behütet, schläft nicht.
Siehe, der Hüter Israels schläft noch schlummert nicht,
der Herr behütet dich.
Der Herr ist dein Schatten über deiner rechten Hand,
dass dich des Tages die Sonne nicht steche
noch der Mond des Nachts.
Der Herr behüte dich vor allem Übel,
er behüte deine Seele.
Der Herr behüte
deinen Ausgang und Eingang
von nun bis Ewigkeit!


Freitag, 14. 8.

Es ist Freitagabend geworden; in den Synagogen gehen die Schabbatfeiern zu Ende. Aus dem Lieder- und Gebetbuch für Juden und Christen, den Psalmen, hören wir Worte aus dem 73. Psalm, übersetzt von Arnold Stadler.

Gott ist für Israel nichts als gut
für alle reinen Herzen
Und was ist mit mir?
Fast wäre ich gestolpert und umgekippt, denn
ich habe mich über die Reichen empört!
Ich war außer mir, als ich sah,
dass es dieser Gesellschaft so gut ging.

Sie kennen unseren Schmerz nicht.
Sie können kaum aus den Augen sehen vor Überfluss
und dabei denken sie sich neue Geschäfte aus.
Was sie sagen, verschlägt mir die Sprache
Sie reißen das Maul auf, das Volk bewundert sie auch noch.
Ich aber bleibe immer bei dir, du hältst mich fest an meiner Hand.
Was ist der Himmel anderes als Du? Gott nahe zu sein ist gut für mich.

Quelle: Arnold Stadler, „Die Menschen lügen. Alle.“ und andere Psalmen, Insel Verlag, Frankfurt a. M. 2002, 49


Freitag, 8. Mai

8. Mai 2020, 75 Jahre Kriegsende.

War der 8. Mai 1945 ein Nullpunkt? In den menschlichen Lebenslinien gibt es keinen Nullpunkt. Es gibt ein Nullpunkt-Gedicht: „Inventur“, 1945/1946 geschrieben von Günter Eich. „Inventur“ ist das Bilanz-Ziehen im Blick auf das, was geblieben ist, nachdem alles vorüber ist. Einige Zeilen aus Günter Eichs „Inventur“

Dies ist meine Mütze
dies ist mein Mantel
hier mein Rasierzeug
im Beutel aus Leinen
im Brotbeutel sind
ein Paar wollene Socken
und einiges, was ich
niemand verrate.

Konservenbüchse
Mein Teller, mein Becher
Ich hab in das Weißblech
den Namen geritzt.

Dies ist mein Notizbuch
dies meine Zeltbahn,
dies ist mein Handtuch ...
dies ist mein Zwirn.

„Zwirn“ ist das letzte Wort. Das Zerrissene, das Getrennte muss wieder miteinander vernäht werden. In der Bibel gibt es nur ein Wort für Zusammennähen und Heilen. Darum geht es seit 75 Jahren.

<iunser></iunser>

Quelle: H. W. Richter (Hrsg.), Deine Söhne, Europa, Gedichte deutscher Kriegsgefangener, Nymphenburger Verlagsgesellschaft 1947, S. 17


Freitag, 24. April

Unbeschwerte Freude am Schabbat wird in den jüdischen Gemeinden hier und erst recht in Israel nur unter Schmerzen aufkommen. In großen Gruppen gemeinsam und beschwingt Gottesdienst zu feiern, ist gefährlich geworden, intensiv haben sich die Psalmen mit den Erfahrungen von Gefahr, Tod und Leben auseinandergesetzt. So heißt es in trotziger Zuversicht: „Ich werde nicht sterben, sondern leben!“ Psalm 118.

 

Die Psalmen helfen, die Verwandlung des Gewohnten zuversichtlich zu bestehen. Sie malen mit starken Farben, „damit du nicht erschrecken musst vor dem Grauen der Nacht, vor den Pfeilen, die am Tage fliegen, vor der Pest, die im Finsteren umherschleicht, vor dem Fieber, das dich in der Hitze überfällt“.

Heute sollen die Psalmen den Schluss sagen: „Ich sitze oder stehe, so weißt du es, du verstehst meine Gedanken von ferne. Ich gehe oder liege, so bist du um mich und siehst alle meine Wege...von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir. Solche Erkenntnis ist mir zu wunderbar und zu hoch, ich kann sie nicht begreifen.“

Wir lesen hier den jeweiligen Abendsegen, der täglich im rbb 88,8 gesendet wurde.

Sonnabend, 15. August

Einer der großen in der Geschichte Europas war Thomas Morus, ein englischer Staatsmann, Reformer, Diplomat. Ach, hätten die heutigen nur einen Atemzug von ihm. Er entwarf das Bild einer neuen, anderen Gesellschaft und nannte sie „Utopia“, was so etwas wie „Anderer Ort“ heißt, nicht wie dieser, denn wir kennen. Er hat ein „Gebet um Humor“ geschrieben:

„Schenke mir eine gute Verdauung, Herr, und auch etwas zum Verdauen! Schenke mir Gesundheit des Leibes mit dem Sinn dafür, ihn möglichst gut zu erhalten. Schenke mir eine Seele, der die Langeweile fremd ist, lasse nicht zu, dass ich mir allzuviel Sorgen mache um dieses sich breitmachende Etwas, das sich „Ich“ nennt. Schenke mir Sinn für Humor, gib mir die Gnade einen Scherz zu verstehen, damit ich ein wenig Glück kenne im Leben und anderen davon mitteile.Amen.“

Unser Vater, lass uns nachdenken beim Schlaffinden über diese Worte und gib uns die Gnade, am morgigen Tag einen Scherz zu verstehen, noch besser, einen Scherz für andere zu machen.

Quelle: Thomas Morus, Gebet um Humor (Auszüge), in: Bernd Becker, Hans Möhler, Abendfibel müder Seelen, Luther Verlag Bielefeld, 24


Sonnabend, 9. Mai

Der morgige Sonntag trägt den Namen „Cantate“, zu deutsch „Singet“. Die Muttersprache des Dankes sind die Lieder und ist die Musik. Danken ist nicht ganz leicht. Wer dankt, schlägt nicht. Wer dankt, benutzt nicht. Wer dankt, zerstört nicht. In den Liedern kann unser Mund oft viel mehr, als unser Verstand schon kann. Und manchmal schleifen die Lieder das müde Herz hinter sich her, bis es wieder auf eigenen Füßen stehen kann. Über das ewige Leben weiß man nichts, nur, dass die Lieder und die Musik die Vorspiele dazu sind, sagt der kluge Kirchenvater Augustinus. Dass man eine Predigt Vorspiel des ewigen Lebens genannt hat, ist mir nicht zu Ohren gekommen. Dagegen gibt es unter den Musikfreunden eine große Zahl, die ich die Bach-Christen nennen würde.

Als den Ärztinnen, Ärzten und Pflegekräften für ihren herausragenden Kampf gegen Krankheit und Tod in der Virus-Krisis gedankt wurde, geschah es mit Musik. Nicht peinliche Worte mächtiger Präsidenten dankten, sondern Violinen, Trompeten und Lieder. Im Dank liest man die Welt schon besser als sie noch ist. Der morgige Sonntag heißt „Singet“, „Cantate“. Ich wünsche Ihnen einen lebhaften Sonntag!

Möge Gott uns segnen, möge Gott unsere Nacht und unseren Tag bewahren, möge er uns den Mund öffnen zu Dank und Gesang, möge er unser Leben mit Liebe leiten!


Sonnabend, 25. April

Die Woche geht zu Ende und wir sagen noch einmal. Ach, Italien!

Land der Sehnsucht so vieler von uns, nun voller Orte des Schreckens. So viel Trauer hinter verschlossenen Türen, die Helfenden am Ende ihrer Kraft, und trotzdem: so viel Tapferkeit, so viel gelebte Solidarität!

Gott, wir bitten dich, lass die Menschen aufatmen können! Verändere uns alle in dieser Krise, dass wir mitfühlender werden, bereit zu helfen, wo wir können, auch wenn das etwas kostet.
Stärke den Zusammenhalt zwischen den Völkern und lass aus der weltweiten Katastrophe die Einsicht wachsen, wie sehr wir einander brauchen. Wie gut es ist, Wissen und Mittel miteinander zu teilen, und wie kostbar Menschlichkeit ist. Gib denen, die jetzt entscheiden müssen, wie es weiter geht, die entscheiden müssen auch über Leben und Tod, Weisheit,Mut, deinen heiligen Geist, deinen Beistand.
Bring uns in dieser Krise zur Einsicht für das, was im Leben wirklich zählt und weck in uns alle Kräfte zum Guten.

Unser Vater, wir gehen in diese Nacht im Vertrauen darauf, dass dein Segen uns begleitet. Er lasse uns wieder aufstehen in eine neue Woche mit dir.

Letzte Änderung am: 30.03.2024