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Lausitz-Kirchentag in Görlitz

Ein Friedensfest mitten in Europa

Der Lausitz-Kirchentag fand unter dem Motto „VON WEGEN“ in Görlitz statt

Rund 15000 Interessierte kamen vom 24. bis 26. Juni nach Görlitz. Der Lausitz-Kirchentag stand unter dem Motto „VON WEGEN“. Überall erklang Musik, Menschen schlenderten durch die Straßen, es wurde diskutiert, gesungen und gebetet.

Artikel aus die-kirche vom 29.06.2022 :: Von Susanne Atzenroth

Die fünf Kirchenkreise der Lausitz ­begeisterten Besucher*innen mit einem überwältigenden Angebot. Schon beim Eröffnungsgottesdienst am vergangenen Samstag war ­Gänsehaut garantiert, als hunderte Bläser*innen ihre Instrumente anstimmten und auf dem Görlitzer Obermarkt die ersten von Tausenden gemeinsam gesungenen Lieder erklangen.

Von wegen Kirche hat keine Stimme! Von wegen strukturschwache Region Lausitz! Bereits in den ersten Minuten wurde klar, dass hier die Menschen sind, die zusammen für ihre Region einstehen und sie jetzt und in Zukunft gestalten wollen. ­Bischof Christian Stäblein ermutigte in seiner Predigt zu einer „lebhaften Auseinandersetzung um die richtigen Wege“. Er stellte die Bedeutung von Frieden und Freiheit heraus – auch über Grenzen hinweg – und lud ein: „Feiern wir ein Friedensfest mitten in Europa.“

Die leuchtenden Fassaden der restaurierten Häuserzeilen in der Görlitzer Altstadt boten eine perfekte Kulisse für diesen ersten Lausitzer Kirchentag, zu dem die beiden Evangelischen Landeskirchen Berlin-­Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) und Sachsen eingeladen hatten. Besucher*innen genossen es sichtlich, zwischen Obermarkt, Altstadtbrücke und Stadtpark hin und her zu schlendern, da und dort zu verweilen, ein Gespräch zu führen und sich zu informieren. Häufig waren freudige Begrüßungen zu hören, wenn Bekannte sich trafen: „Schön, Dich hier zu sehen.“

Musik allüberall

Ein strahlender Himmel wölbte sich über der Stadt. Diese hüllte sich für das große Fest nicht nur in sommerliche Temperaturen, sondern auch in Musik. Kaum ein Schritt war möglich, ohne dass von irgendwoher Blasinstrumente oder Singstimmen erklangen. Wer wollte, ließ sich auf diese Weise von Veranstaltungsort zu Veranstaltungsort ziehen.

Bei Vorträgen und Podien war ein Wort häufig zu hören: „Strukturwandel“. Anstehende Veränderungen, etwa durch den Kohleausstieg, stellten die Lausitz vor große Herausforderungen, böten aber auch Chancen, Menschen neu die Region zu locken, fand etwa Johannes Stemmler vom Potsdamer Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung.

„Große Fülle“

Der „Markt der Möglichkeiten“ lud mit Info- und Aktionsständen von ­Institutionen, Vereinen, dem Sorbischen Zentrum mit eigener Bühne und diakonischen Trägern ein. Viele Besucher*innen hatten sich Kreuzchen im Programmheft gemacht – oder gleich mehrere. „Wo gibt es sonst ein Angebot in dieser Fülle?“, freute sich Ilona Schötz aus Spremberg. Mit ihrem Mann wollte sie unbedingt das „Kirchenmusikkabarett über Gott, die Kirche und die Gemeinde“ besuchen.

Auch aus dem Stadtpark war schon von Weitem fröhliche Musik zu hören. Hier vergnügten sich Kinder und Jugendliche bei Shows und Mitmachangeboten rund um das große Zirkuszelt – oder sie verschnauften einen Moment auf den Liegestühlen mit Blick auf den üppigen Kräutergarten, den Christine Cieslak aus dem Kirchenbezirk Löbau-Zittau aufgebaut hatte.

Für die Gemeindepädagogin lag das Kirchentagsmotto „Von Wegen“ nämlich nicht nur auf der Hand, sondern auch auf der Zunge. Mit Pflanzenführungen an den Wegen des Stadtparks und leckeren Gartenkräutern wollten sie und ihr Team „Gottes Schöpfung schmeck- und riechbar“ machen. Vom benachbarten Jugendareal klangen derweil rockige Klänge aus der „Open Stage“, einer offenen Bühne zum Ausprobieren. Nebenan entstanden in einem Workshop bunte Graffitis. Beim stark frequentierten Rolli-Parcours konnte die Welt aus einer anderen Perspektive, erschwert durch Wippen und Hütchen, erlebt werden.

Auf dem Weg zurück am Neiße-ufer öffnete sich ein wunderbarer Blick auf die Altstadtbrücke mit den vielen Ständen des Lausitz Kirchentages. Die Fußgängerbrücke verbindet das polnische Zgorzelec mit dem deutschen Teil der Stadt Görlitz.

Deutsch-polnischer Austausch

Silke Hännsgen von der Diakonie Löbau-Zittau hatte alle ihre Spiele und Angebote in zwei Sprachen parat. „Wir haben heute schon Mensch-ärgere-Dich-nicht auf Polnisch erklärt“, berichtet sie. Das bunte Spieleangebot nahmen auch zufällige Passanten gerne an. „Cool, dass hier mal was los ist“, fanden drei junge Männer, die sich spontan und mit viel Spaß am Riesenjenga versuchten. Viel Zuspruch gab es auf der Brücke auch bei den Gesprächsrunden, in denen es um Versöhnung und Frieden sowie um deutsch-polnische Beziehungen ging.

Musikalischer Höhepunkt war am frühen Abend das große Festkonzert des Landesposaunentages und Ökumenischen Chortages in der EKBO und vieler Chöre des Lausitz-­Kirchentages. Hunderte Blechblasinstrumente, zwei Orgeln und mehrere Singchöre füllten mit schönsten Klängen die St. Peter und Paul-Kirche und die umliegenden Gassen.

Zum Abschluss nahm Bischof Stäblein auf dem „Roten Sofa“ Platz. Pfarrer Simon Claas aus Forst fragte ihn nach seiner Vision von Kirche. „Wir sind hier heute auf dem Lausitz Kirchentag nahe dran.“

Letzte Änderung am: 24.07.2022