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Weltgebetstag 2024 Palästina

[24.04.2024] Rückblick und Umfrage durch IKJ Berlin
Logo: Institut für Kirche und Judentum Berlin
Der Weltgebetstag der Frauen 2024 wurde von Frauen aus Palästina vorbereitet. Über die Liturgie, das Titelbild und das aus deutscher Feder stammende Begleitmaterial hat es von Anfang an und in besonderer Weise seit dem 7. Oktober 2023 Diskussionen gegeben.

Bisweilen wurden diese Diskussionen in unversöhnlichem Ton und mit unnötiger Polemik geführt. Im Ergebnis aber haben sie zu einer hohen Sensibilität für die Komplexität der Lage geführt. Das IKJ hat sich im Vorhinein und Nachgang zum Weltgebetstag vielfältig an dieser Diskussion beteiligt und versucht, einen Beitrag zu einem reflektierten Umgang beizutragen. Neben Vorträgen und Fortbildungen für Gemeinden und Kirchenkreise hat das IKJ, zusammen mit dem Amt für Kirchliche Dienste und dem Berliner Missionswerk, verschiedene Materialien veröffentlicht.

Kurz vor dem eigentlichen Weltgebetstag am 1. März 2024 ist außerdem ein Interview mit Pfarrerin Dr. Milena Hasselmann im Deutschlandfunk erschienen.

Das IKJ hat zusammen mit Prof. Dr. Alexander Deeg von der Universität Leipzig den Weltgebetstag außerdem zum Anlass genommen, um über Diskursverläufe und Diskussionsformen in der evangelischen Kirche anhand polarisierender Themen nachzudenken. Hierzu haben sie in einem ersten Schritt eine Umfrage anlässlich des Weltgebetstages durchgeführt, die nach der Art der Vorbereitung und Durchführung und nach den Erfahrungen mit der Diskussion fragte.

Die Ergebnisse der Umfrage (PDF) sowie alle weiteren Materialien sind auf der Homepage des IKJ abrufbar.

Aus Newsletter zu Pessach 2024 des Instituts für Kirche und Judentum vom 24.04.2024

Gebet als Hoffnungszeichen

Die Vorbereitungsgruppe erarbeitet gerade die Liturgie zum WGT.

Frauen aus der Berliner Mennoniten-Gemeinde, der Alt-Katholischen Gemeinde, der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Bethel sowie der Paulus-, der Patmos- und der Markus- und Matthäus-Gemeinde laden jetzt schon herzlich ein ...

Hier zum EKBO-Termin ...

ACHTUNG: Ortswechsel

Der Weltgebetstag 2024 findet in der Altkatholischen Gemeinde statt.

Die Adresse lautet: Hauptstr. 47-48, 10827 Berlin.

Der Gottesdienst im Netz

Mit diesem Postkartenmotiv lädt der Weltgebetstag am 1. März 2024 ein. Foto: Kathrin Schwarze

Eine Gottesdienstaufzeichnung aus der Pfalz steht Ihnen auf dem YouTube-Kanal ab der Woche vor dem 1. März 2024 zur Verfügung. Der Gottesdienst wird untertitelt. Bei bibeltv.de gibt es noch einen Gottesdienst. Hier der Link zu den Live-Gottesdiensten. Noch ist kein WGT2024 angekündigt.

Deutscher Koordinierungsrat kritisiert Leseempfehlung zum Weltgebetstag

Der DKR hat in einer Stellungnahme am 30. Oktober 2023 [s.u.] die einseitigen, gegen Israel gerichteten Tendenzen in den Materialien zum Weltgebetstag der Frauen (WGT) kritisiert. In einem am 14. November 2023 geführten Zoom-Gespräch mit dem Vorstand des Deutschen Komites des WTG wurde mit diesem Einvernehmen erzielt, eine Versachlichung des Diskurses herbeizuführen. Dazu sollte insbesondere das Begleitmaterial überarbeitet und neu gedruckt werden.

Mit Bestürzung hat der Deutsche Koordinierungsrat nun zur Kenntnis genommen, dass auf der Internetseite des WGT eine Leseempfehlung unter der Überschrift „Für eine Versachlichung der Debatte um die Weltgebetstagsordnung empfehlen wir den kürzlich erschienenen Beitrag in zeitzeichen.net.“ gegeben wird.

Der empfohlene Artikel von Katja Dorothea Buck und Jens Nieper „Wenig Wissen, viele Unterstellungen. Die deutsche Debatte über Nahost nach dem 7. Oktober 2023“ hat den Anspruch, zu einem besseren Verständnis des Nahostkonflikts beizutragen. Aber gerade das leisten die Autoren nicht. Sie blenden entscheidende Wirkmächte aus, wie den Iran. Sie zeichnen ein höchst einseitiges, durchgehend negatives Bild von Israel. Sie schieben dem jüdischen Staat die ganze Verantwortung für den Konflikt zu. Ihre bekundete Verurteilung der Terrorgruppe Hamas bleibt widersprüchlich. Letztlich ist der Artikel in seiner Einseitigkeit auch kein hilfreicher Beitrag zum besseren Verständnis der palästinensischen Situation.

Statt einer besseren Einsicht wird der Artikel eher die Spannungen und Konflikte in der deutschen Nahostdebatte fördern. So bleibt die Ankündigung auf der WGT-Internetseite, dass dieser Artikel zur Versachlichung beitragen könnte, absolut nicht nachvollziehbar.

Die zunächst erkennbaren Bemühungen des Deutschen Komites des WGT, in der Überarbeitung der ursprünglichen Materialien dem Kontext im Nahen Osten besser gerecht zu werden und insbesondere auch die Leiden der Opfer des Hamas-Terrors angemessen zu benennen, werden mit dieser Leseempfehlung völlig unterlaufen. Präsidium und Vorstand des DKR sind angesichts des im November hergestellten Konsenses entsetzt von der neuerlichen Entgleisung der Israel Befassung des WTG.

Bad Nauheim, 23. Februar 2024

Präsidium und Vorstand
Deutscher Koordinierungsrat der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit [Quelle]

Der Vorstand antwortet auf das Schreiben vom 17.01.2024.

Liebe Sally Azar,

liebe Kolleginnen im palästinensischen Komitee des Weltgebetstages!

Wir bedauern sehr, dass es angesichts der von uns aktualisierten Version der Weltgebetstagsliturgie 2024 zu einem solchen Dissens gekommen ist. Die Ergänzungen sind einer seit dem 7. Oktober 2023 noch weiter polarisierten Diskussion in Deutschland geschuldet und als ergänzende Information für unseren speziellen Kontext gedacht – weder als Affront oder Verfälschung der ersten Fassung, noch als Infragestellung palästinensischer Lebenswirklichkeit.

Ihr sagt in Eurem Schreiben vom 17. Januar 2024 zu der Anfang Januar veröffentlichten Gottesdienstordnung, „diese Bearbeitungen (sind) nicht von uns autorisiert, gebilligt oder freigegeben“. Wir nehmen wahr, dass sie aus Eurer Sicht ein Ausdruck mangelnden Respekts gegenüber Euren Erfahrungen sind und „die grundlegenden Prinzipien“ des WGT zu untergraben drohen. Beides tut uns leid und ist sicher nicht beabsichtigt! Zur Auslegung der WGT- Prinzipien allerdings, darüber haben wir uns ja bereits ausgetauscht, sind wir unterschiedlicher Auffassung.

Nach Beratungen im deutschen WGT-Komitee am 23. Januar und in dessen Auftrag möchten wir als Vorstand versuchen, unser Vorgehen noch einmal zu erläutern. In der Hoffnung, Missverständnisse auszuräumen oder vielleicht auch mit unterschiedlichen Auffassungen leben zu können. Denn aus unserer Sicht stellen sich die Ereignisse der letzten Wochen anders dar. Zu den einzelnen Punkten:

In Absatz 4 Eures Briefes heißt es, dass „bestimmte Informationen“ in der Liturgie fehlen. Leider wird nicht deutlich, was genau. Der Großteil der Aktualisierungen sind Ergänzungen, nicht Streichungen. Im neuen Vorwort etwa wird auf die aktuelle Lage eingegangen und betont, dass die Lebenssituation unserer christlichen Geschwister in Palästina und aller Menschen dort seit dem 7. Oktober noch schwieriger geworden ist als schon zuvor. Das zentrale Anliegen ist unverändert, ihre und Eure authentischen Stimmen hörbar zu machen.

In Absatz 5 bezeichnet Ihr es als „Tatsache“, dass statt der palästinensischen Organisation Wings of Hope jetzt ein israelisches Projekt unterstützt werden soll. Das stimmt nicht und ist ein bedauerliches Missverständnis. Die Kollekte des Weltgebetstags geht nicht an ein einzelnes, in der Liturgie vorgestelltes Projekt, sondern an alle rund 150 deutschen WGT- Projekte weltweit, davon derzeit 12 in Palästina und Israel. Selbstverständlich fördern wir Wings of Hope weiter, denn wir sind überzeugt, dass es eine großartige und unverzichtbare Arbeit ist! Es gibt einen verbindlichen Fördervertrag. In der aktualisierten Ordnung haben wir uns aber für MachsomWatch entschieden, um der Kritik der israelischen Aktivistinnen am aktuellen Vorgehen Israels, an Menschenrechtsverletzungen und dem Leid der Menschen in Palästina Nachdruck zu verleihen. Diese Realität, die in Deutschland vielfach ausgeblendet wird, soll damit benannt werden.

Im Folgenden (ab S. 2 oben) geht es um die Kommunikation zwischen unseren beiden nationalen Komitees und Euren Eindruck, dass die „Änderungen in der WGT-Liturgie nicht im Einklang mit unserer Besprechung und E-Mail-Kommunikation stehen“. Ihr sprecht von einer „klaren Ablehnung“ für die jetzige Version und dass in der Gottesdienstordnung zu Unrecht „suggeriert“ würde, sie sei einvernehmlich entstanden.

Die Wahrnehmung der Kommunikation von unserer Seite sieht anders aus: Kurz vor Drucklegung ist der überarbeitete Liturgieentwurf am 8. Dezember 2023 vorab vertraulich an Sally Azar als Vorsitzende des palästinensischen Komitees gegangen. Sie hat einige inhaltliche Anmerkungen gemacht, die weitgehend aufgenommen wurden. Ihr Kommentar per Mail vom 9. Dezember: „Bei der Durchsicht der Gottesdienstordnung finde ich es ganz in Ordnung, dass ihr vieles erklärt und extra kontextualisiert, (das) ist verständlich.“ Auf diesem Hintergrund können wir euren Eindruck von „zum Teil sinnentstellenden Umstellungen, Einfügungen, Streichungen und Ergänzungen“ nicht nachvollziehen.

Zum Schluss noch eine Erwiderung zum Thema fehlende Autorisierung: In unserer Kommunikation ging es nie um eine Autorisierung der einen oder anderen Liturgiefassung, das ist weder üblich noch möglich. Wie sollte ein nationales WGT-Komitee die Übertragung von Gottesdienstordnungen und ergänzenden Texten in rund 100 Sprachen weltweit autorisieren, billigen oder freigeben – wie Ihr es erwartet? Entsprechend ist in den Internationalen Leitlinien des WGT von 2007 (Top 3b) von einer Kontextualisierung für Übersetzung und Gestaltung die Rede. Diese Möglichkeit haben wir von Anfang an und auch jetzt für die Aktualisierung in Anspruch genommen.

Noch ein kurzer Blick in die Kirchengemeinden hier vor Ort: Uns ist bewusst, dass die Lebenswirklichkeiten bei uns und bei euch sehr verschieden sind. Viele in Deutschland wissen kaum etwas über den Alltag in Palästina, auch prominente Namen wie Shireen Abu Akleh etwa sind unbekannt, wie wir in der WGT-Vorbereitung erlebt haben. Noch schwieriger ist es für viele, die Ereignisse seit dem 7. Oktober zu verstehen – das führt zu Verunsicherung. In diesen Fragenhorizont hinein haben wir die aktualisierte Liturgie geschrieben und bekommen jetzt Rückmeldungen, dass das offenbar eine wichtige Hilfe ist. Eine Verantwortliche hat uns gerade gemailt:

„Teams aus mehreren Gemeinden, deren erste Reaktion war, den WGT 2024 ausfallen zu lassen, haben sich nun zu unserer Werkstatt angemeldet, sodass wir hier, im äußersten Südwesten von Baden, mit ca. 70 Frauen den 1. März und die vorausgehende Kommunikation vorbereiten können.“

In diesem Sinne hoffen wir auf Euer Verständnis für unser Vorgehen, auch wenn die Kommunikation vielleicht nicht immer ideal war. Vielleicht wäre es gut, sich noch einmal zu einem gemeinsamen Zoom-Meeting zu treffen?

Unser Wunsch im WGT-Komitee und im Vorstand ist es, dass dieser Brief zur Klärung der kontroversen Punkte beitragen und vielleicht auch etwas vom geschwisterlichen Vertrauen wiederherstellen kann. Denn wir sind überzeugt, dass die Gottesdienstliturgie auch in der jetzigen Fassung das widerspiegelt, worum es uns gemeinsam geht - wie Ihr am Schluss Eures Briefes schreibt: die reiche Vielfalt und die authentischen Stimmen der palästinensischen Gemeinschaft widerzuspiegeln.

Mit herzlichen Grüßen
vom Vorstand des Weltgebetstages der Frauen in Deutschland
Ulrike Göken-Huismann, Mona Kuntze, Brunhilde Raiser, Cornelia Trommer-Klimpke | Quelle

In einem offenen Brief an das deutsche Weltgebetstags-Komitee hat das palästinensische Komitee die überarbeitete deutsche Ausgabe der Liturgie für den Weltgebetstag am 1. März 2024 scharf kritisiert. Die Bearbeitungen seien nicht autorisiert, gebilligt oder freigegeben worden.

Liebe Schwestern im Deutschen Weltgebetstagskomitee,

zunächst möchten wir uns bei allen bedanken, die sich darum bemühen, unsere Stimmen hörbar zu machen. Wir verstehen, dass es in Deutschland Probleme mit der Einordnung unsere palästinensischen Liturgie gibt, und danken euch als Deutschem WGT-Komitee für den Versuch, durch die aktualisierte Gottesdienstordnung unsere schwierige Situation und Friedenssehnsucht in Deutschland besser verständlich zu machen.

Wir schreiben euch in einer für uns sehr schwierigen und herausfordernden Zeit. Unsere Lebensumstände sind seit Langem von der israelischen Besatzung geprägt, wobei die eingeschränkten Bewegungsmöglichkeiten, die anhaltenden Landenteignungen und der Siedlungsbau zusätzliche andauernde Belastungen darstellen. Wir weisen darauf hin, dass die aktuelle Lage nicht am 7. Oktober begonnen hat, sondern dass wir schon seit langer Zeit mit den Herausforderungen dieser schwierigen Realität konfrontiert sind.

Aufgrund der vielen Blockaden ist es uns nicht möglich, einfach in die West Bank ein- und auszureisen. Als Reaktion auf diese erschwerten Bedingungen haben wir uns entschlossen, drei Gottesdienste an drei aufeinander folgenden Tagen in Bethlehem, Ramallah und Jerusalem zu feiern. Diese Entscheidung ist eine Notwendigkeit, da die Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt ist und es uns somit erschwert wird, an einem zentralen Ort zusammenzukommen.

Des Weiteren möchten wir darauf aufmerksam machen, dass im Zuge der Aktualisierung unserer Liturgie bestimmte Informationen fehlen. Die aktuelle Lage erfordert ein tiefgehendes Verständnis für die Herausforderungen, denen wir gegenüberstehen, und wir hofften, dass dies in der Überarbeitung berücksichtigt würde.

Ein weiterer Punkt, der uns verwundert und besorgt, ist die Tatsache, dass die Unterstützung Palästinensische Projekte wie „Wings of Hope“ und die Arbeit mit Menschen, die von PTBS betroffen sind, zugunsten einer ausschließlich israelischen Organisation aufgegeben wird. Wir verstehen nicht, warum nicht alle unterstützt werden können, um eine umfassende Perspektive auf die Lage zu gewährleisten. Die Einbindung verschiedener Stimmen und Projekte ist entscheidend für ein ausgewogenes Bild der Situation.

In dieser für uns so schweren Situation haben wir leider feststellen müssen, dass die nun vorgenommenen Änderungen in der WGT-Liturgie nicht im Einklang mit unserer Besprechung und E-Mail Kommunikation stehen. Wir respektieren eure Geschichte in Bezug auf dieses Land bei der Gestaltung, erwarten jedoch auch Respekt für unsere Standpunkte und Perspektive vom Leben als Frauen in unserem Land. Obwohl wir uns bemüht haben, transparente Kommunikation aufrechtzuerhalten, ist eine bearbeitete Liturgie-Version entstanden, die nicht im Einklang mit unseren ursprünglichen Absprachen steht. Trotz unserer klaren Ablehnung wird in der Gottesdienstordnung suggeriert, dass die Änderungen von uns stammen, bzw. im Einvernehmen mit uns vorgenommen wurden.

Zum Teil sinnentstellende Umstellungen, Einfügungen, Streichungen und Ergänzungen sind nicht kenntlich gemacht bzw. hervorgehoben worden. Es ist unser Anliegen, darauf hinzuweisen, dass diese Bearbeitungen nicht von uns autorisiert, gebilligt oder freigegeben wurden. Der Weltgebetstag ist eine heilige Gelegenheit, die kulturelle und religiöse Grenzen überwindet und Einheit, Verständnis und Solidarität zwischen verschiedenen Gemeinschaften fördert.

Die Essenz des Weltgebetstags liegt in der Feier der Vielfalt. Sie fördert eine inklusive Umgebung, die die einzigartigen Traditionen jeder teilnehmenden Nation respektiert und umarmt. Eure Entscheidung, unsere Liturgie einseitig zu ändern, untergräbt die grundlegenden Prinzipien, die Sinn und Zweck dieses globalen Ereignisses sind. Es geht darum, die jeweilige Situation im jeweiligen Land ungeschminkt und weltweit Gott darzubringen.

In dieser schwierigen Zeit appellieren wir erneut an die Wichtigkeit einer respektvollen Zusammenarbeit und bitten darum, unsere Perspektive und unsere Herausforderungen angemessen und ungeschmälert zu berücksichtigen. Das haben ja Österreich und die Schweiz gemacht, indem sie unsere originale Liturgie verwenden. Dafür sind wir sehr dankbar, unsere gemeinsame Zielsetzung sollte darin bestehen, eine Liturgie zu haben, die die reiche Vielfalt und die authentischen Stimmen unserer palästinensischen Gemeinschaft widerspiegelt.

Vielen Dank für euer Gebet für die Menschen im Heiligen Land,

Weltgebetstags Komitee, Palästina | Quelle

Der Vorstand informiert über den Stand der Dinge.

Gemeinsames Gebet – eine Gratwanderung

Die Diskussion über den Weltgebetstag 2024 zu Palästina war in Deutschland schon vor den unfassbaren Terrorakten der Hamas vom 7. Oktober 2023 und den Militäreinsätzen Israels im Gazastreifen schwierig und teils polarisiert: Kann man für Palästina beten, ohne sich damit gegen Israel zu stellen? Wir haben diese Frage mit einem eindeutigen Ja beantwortet. Gleichzeitig aber angesichts der neuen Situation eine Bearbeitung der Gottesdienstordnung beschlossen. Diese Kontextualisierung wiederum wird von manchen im In- und Ausland als Zensur oder gar Verrat an den palästinensischen Geschwistern gesehen. Dazu nimmt der WGT-Vorstand wie folgt Stellung:

Im Einklang mit den internationalen WGT-Leitlinien ist es das zentrale Anliegen des deutschen Weltgebetstages, die Stimmen der palästinensischen Christinnen bei uns zu Gehör zu bringen, die die Gottesdienstliturgie für den Weltgebetstag am 1. März 2024 entwickelt haben. Dazu ist von uns wie jedes Jahr auch umfangreiches begleitendendes Informationsmaterial erarbeitet worden. Seit Oktober waren und sind wir intensiv mit verschiedenen Akteur:innen im kirchlichen und politischen Raum im Gespräch, wo ein Weltgebetstag zu Palästina seit dem 7. Oktober teils noch kritischer oder sogar als antisemitisch und antiisraelisch gesehen wird. Gegen diesen Verdacht verwahren wir uns in aller Deutlichkeit.

Die aus gutem Grund für Deutschland geltende Solidarität mit Israel erschwert es vielen Menschen, die Stimmen palästinensischer Christinnen zu hören und ihre Erfahrungen wahrzunehmen; eine Tendenz, die sich nach dem 7. Oktober noch verstärkt hat. Viele Diskussionen, aber auch Rückmeldungen mit besorgten Fragen aus Kirchengemeinden, Institutionen und Verbänden haben uns Anfang November bewogen, die Gottesdienstordnung zunächst zurückzuziehen, um sie den Leitlinien des internationalen WGT entsprechend mit erläuternden Kommentaren zu ergänzen und die Perspektive stellenweise zu weiten. Damit wollen wir der aufgeheizten Debatte und dem sensiblen Verhältnis deutscher Christ:innen zu Israel und Palästina Rechnung tragen. Wir wollen keine weitere Polarisierung, sondern möglichst vielen Menschen den Weg ebnen zum gemeinsamen Gebet für Palästina und Israel - für Frieden im Nahen Osten. Auch im Sinne des WGT-Mottos 2024 „…durch das Band des Friedens“.

Gleichzeitig wissen wir, dass wir uns damit auf einer Gratwanderung befinden. Denn die Diskussion weltweit verläuft anders als in Deutschland. Das spiegelt sich auch in unseren Gesprächen der letzten Wochen, präsent und online, mit Vertreterinnen des palästinensischen Komitees und des in den USA angesiedelten internationalen WGT-Komitees. Hier stößt das Arbeiten an der Gottesdienstliturgie teils auf Unverständnis oder Ablehnung. Hat sich die Situation doch nicht nur in Gaza, sondern auch im Westjordanland und in Ostjerusalem dramatisch verschlechtert und ist der Alltag noch mehr von Gewalt geprägt als schon zuvor.

Angesichts dessen sind wir uns bewusst, dass es insbesondere für unsere Gesprächspartnerinnen vom nationalen WGT-Komitee in Palästina nur schwer nachvollziehbar ist, dass sich die Sicht auf den Weltgebetstag bei uns entscheidend verändert hat. Sie fragen uns, ob die von ihnen erarbeitete Liturgie etwa „ein Fehler“ war oder antisemitisch ist? Nein, das ist keineswegs der Fall. Und doch versuchen wir mit der derzeit stattfindenden Kontextualisierung auch die Diskussion in Deutschland aufzunehmen – damit die Stimmen unserer palästinensischen Geschwister von möglichst vielen Menschen in den Gottesdiensten am 1. März gehört und im Gebet mitgetragen werden.

Die neu gedruckte Gottesdienstordnung, neue Plakate und Karten, das neue Einladungsblatt und die Spendentüten sind ab Anfang Januar 2024 erhältlich.

Vorstand des Weltgebetstages der Frauen in Deutschland

Stein bei Nürnberg, 13. Dezember 2023

Palästina 2024: Friedensgebet wichtiger als je zuvor.

„…durch das Band des Friedens“, das Motto des Weltgebetstages (WGT) zu Palästina am 1. März 2024 scheint seit den unfassbaren Terrorakten der Hamas vom 7. Oktober 2023 und den Militäreinsätzen Israels im Gazastreifen mit tausenden Toten wie eine Illusion: Frieden im Heiligen Land. Ein Leben, in dem „Gerechtigkeit und Frieden sich küssen“, wie es in Psalm 85 der Gottesdienstliturgie für 2024 heißt, eine ferne Vision. Und doch eine Vision, an der der Weltgebetstag festhalten will – mit entsprechender Aktualisierung des bereits vorliegenden Materials.

„Wann, wenn nicht jetzt sollten christliche Frauen aller Konfessionen sich weltweit zu Friedensgebeten versammeln, wann wenn nicht jetzt?“ sagt die katholische Vorstandsvorsitzende des WGT, Ulrike Göken-Huismann. Allein in Deutschland nehmen jährlich rund 800.000 Menschen an Gottesdiensten und Veranstaltungen teil, in über 150 Ländern weltweit mehrere Millionen - der WGT als „einzigartige Gebetskette rings um die Welt“.

Frieden könne es in Palästina und Israel nur gemeinsam geben, so Göken-Huismann: „Das Existenzrecht Israels ist völlig unbestritten, deshalb sind Vorwürfe gegenüber dem Weltgebetstag, antisemitisch oder antiisraelisch zu sein, ebenso unberechtigt wie unhaltbar.“ So unterstützt der Weltgebetstag schon seit langem etwa Projekte und Partnerorganisationen im Westjordanland, in Gaza und in Israel, die sich für Frauen- und Menschenrechte engagieren und für einen gerechten Frieden eintreten. Zum Beispiel die Aktivistinnen der israelischen Initiative MachsomWatch, die an militärischen Checkpoints präsent sind oder die palästinensische Trauma-Beratung Wings of Hope.

„Canceln“ keine Option. „Als Weltgebetstag werben wir für Toleranz, Versöhnung und Dialog – Gebet als aktiver Beitrag zur friedlichen Konfliktlösung“, betont die evangelische Vorstandsvorsitzende des WGT, Brunhilde Raiser. „Wir sehen keinen Grund dafür, die Gottesdienstliturgie oder etwa den ganzen Weltgebetstag abzusagen, von ‘Canceln‘ kann keine Rede sein.“ Es gehe nach wie vor darum, die Stimme der christlichen Palästinenserinnen hörbar zu machen, von ihrem Glauben, ihrem Alltag und der Friedenssehnsucht nach mehr als 50 Jahren israelischer Besatzung zu erzählen.

Gleichzeitig nimmt das deutsche Komitee des Weltgebetstags Kritik und Antisemitismusvorwürfe ernst. Es prüft, wo gegebenenfalls weitere Erklärungen, kontextuelle Hinweise oder der Verzicht auf Formulierungen nötig sind. Das Material ist bereits mit teils mehreren Jahren Vorlauf entwickelt und im September 2023 veröffentlicht worden. Brunhilde Raiser: „Durch den Terrorangriff der Hamas haben sich der Bezugsrahmen und die Deutungsmöglichkeiten zum Thema Israel-Palästina in Deutschland verschoben. Deshalb braucht die Liturgie eine Einordnung und Einbettung in den aktuellen Kontext.“

Überarbeitung des Materials. Auf Beschluss der Mitgliederversammlung des deutschen WGT-Komitees vom 9. November 2023 sind folgende Maßnahmen geplant oder schon erfolgt:

  • Die Gottesdienstordnung soll so weit wie möglich erhalten bleiben „um die Stimmen der palästinensischen Schwestern zu Gehör zu bringen“. In der jetzigen Form wird sie nicht weiterverwendet und die Printfassung nicht mehr verkauft. Lieder und Fürbitten werden überprüft, bearbeitet und ergänzt, die drei Erfahrungsberichte werden kontextualisiert. Bis zur Jahreswende wird eine überarbeitete Gottesdienstordnung vorliegen.
  • Insgesamt braucht sie eine Einordnung in die aktuellen Kontexte im Nahen Osten und in Deutschland.
  • Titelbild und Plakat des WGT werden nicht mehr verwendet, der Verkauf ist gestoppt, da Vorwürfe gegen die Künstlerin Halima Aziz, Hamas-freundlich zu sein, nicht ausgeräumt werden konnten; die Bildauswahl war durch das internationale Komitee erfolgt.

 

EKD-Ratsvorsitzende: Kein Entweder-Oder. Der Weltgebetstag begrüßt die Auffassung der Vorsitzenden des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, am Rande der EKD-Synode in Ulm am 12. November, dass der Weltgebetstag 2024 zu Palästina stattfinden solle; allerdings sei die anstehende Bearbeitung des Materials dabei eine wichtige Aufgabe. Wörtlich sagte sie: „Genau da wird sich zeigen, dass wir hier nicht von einem Entweder – Oder sprechen, sondern von einer Solidarität mit Israel UND einem Blick auf das, was in Palästina geschieht.“

Ausblick. Wir hoffen und bitten Gott darum, dass es bald Frieden im Nahen Osten gibt; einen Frieden, der mit Gerechtigkeit und Vergebung einhergeht und Lebensperspektiven für alle Menschen in der Region eröffnet.

Vorstand des Weltgebetstages der Frauen, Deutsches Komitee e.V.
Stein bei Nürnberg, 13. November 2023 | Quelle: Website des WGT Abruf: 24.11.2023

Nach dem Terrorangriff der Hamas auf die Zivilbevölkerung und das Existenzrecht Israels am 7. Oktober 2023 ist deutlich, dass die Liturgie des WGT nicht in der vorliegenden Form gefeiert werden kann. Das Gebet für Frieden und die Rolle und Situation von Frauen auf der Welt und in Palästina im Speziellen bleiben aber ein wichtiges Anliegen.

Ein Team unter Federführung des AKD arbeitet momentan intensiv an der Frage, wie es gelingen kann, dem Anliegen der Weltgebetstagsbewegung nachzukommen und den Stimmen palästinensischer Frauen Raum zu geben. Dies geschieht jedoch unter Beachtung und Einbeziehung der Geschehnisse vom und seit dem 7. Oktober 2023. Dabei ist uns wichtig, die bleibende Verbundenheit des Christentums mit dem Judentum zu ihrem Recht kommen zu lassen.

Wir werden bis Ende des Jahres 2023 – auch unter Berücksichtig von eventuell in der Zwischenzeit vom Weltgebetstag der Frauen – Deutsches Komitee e.V. vorgenommenen Schritten –, Begleitmaterial zur Verfügung stellen, das versucht, den verschiedenen Ansprüchen gerecht zu werden. Dabei sollen die Eigenständigkeit der vorgeschlagenen Liturgie ebenso wie der aktuelle Kontext und unsere theologischen Überzeugungen gewahrt bleiben, wie es auch bei anderen Weltgebetstagen der Fall war. Wir möchten die Gemeinden befähigen, informiert und kritisch das Material und die Gottesdienstordnung für die Ausrichtung des Gottesdienstes zum Weltgebetstag am 1. März 2024 benutzen zu können.

Zusätzlich zu den zu erstellenden Materialien bieten wir für Gemeinden, die dies wünschen, Beratung und Begleitung an. Wenden Sie sich gerne an uns.

Als erste konkrete Reaktion haben wir auf der Seite des AKD das Bild der Künstlerin Halima Aziz zurückgezogen, da sie sich in den sozialen Medien eindeutig hamas-unterstützend geäußert und das Pogrom relativiert hat. Die Suche nach einem alternativen Bild geschieht auch in Verbindung mit dem zentralen Weltgebetstag der Frauen – Deutsches Komitee e.V.

Das Ziel unserer Arbeit ist es, im März 2024 verantwortlich und wirksam mit unseren palästinensischen Schwestern für Freiheit und Gerechtigkeit für alle Frauen auf der ganzen Welt beten zu können. Dafür bitten wir um Ihre Geduld und Ihr Mitdenken.

Berlin, den 1. November 2023

Download der AKD-Stellungnahme per PDF [Quelle]

Die Ereignisse des 7. Oktober 2023, als Hamas-Terroristen Israel überfielen, über 1400 jüdische Menschen jeden Alters und jeder Herkunft ermordeten, vergewaltigten, verstümmelten oder in den Gaza-Streifen entführten, haben die Parameter grundlegend verändert (vgl. die Stellungnahme des DKR vom 8. Oktober 2023). Gefordert ist Solidarität mit Israel, mit Jüdinnen und Juden in aller Welt, in Deutschland.

Schon vor dem 7. Oktober gab es scharfe Kritik am Vorhaben des Weltgebetstages (WGT), Palästina für 2024 einseitig in den Mittelpunkt zu stellen. Das bekannt gewordene Material enthält falsche und tendenziös politische Aussagen, die im Zusammenhang als antisemitisch zu klassifizieren sind. Männer, Frauen, Kinder und Jugendliche sollen laut Organisator*innen die Gebete mitsprechen, die Bilder ausmalen und interpretieren, Texte lesen, um die Lage der Menschen in Palästina nachzuvollziehen. In verschiedenen Texten ist von einem „Staat Palästina“ die Rede, der neben dem Gaza-Streifen auch das West-Jordanland und Ost-Jerusalem umfasst. Dass das vielschichtige Gebilde jedoch keineswegs einheitlich verwaltet wird, sondern unter der autoritären Herrschaft der religiös-sunnitisch geprägten Hamas im Gazastreifen und der Autonomiebehörde im Westjordanland andererseits steht, die jeweils ohne Wahlen seit 16 Jahren an der Macht sind, dass es in Israel selbst einen Anteil von ca. 20% palästinensischer Bevölkerung gibt, wird nicht benannt. Die historischen Umstände der Entstehung Israels, von Flucht und Vertreibung von Teilen der palästinensischen Bevölkerung und von Jüdinnen und Juden aus den arabischen Staaten in Folge des Krieges von 1948 wird ebenso wenig erwähnt wie die Umstände des Angriffskrieges gegen Israel 1967 und die Folgen. Der Gaza-Streifen ist im Übrigen seit 2005 nicht mehr von Israel besetzt.

Palästina wird als „Wiege des Christentums“ beschrieben, dabei bleibt unerwähnt, dass Jesus Jude war, sein komplettes Umfeld jüdisch. Der jüdische Kontext des Christentums wird ausgeblendet, um dann eine direkte Linie Jesu zur Christenheit heute zu ziehen – das ist christlicher Antisemitismus schlimmster Art. Schließlich wird mit Zitat von Psalm 85, also einem jüdischen Text, ein Friedensgebet vorgeschlagen: im Gebet soll also christlich das vermeintlich „wahre Israel“ sichtbar werden, dass das Judentum substituiert. In der „Meditation zum Titelbild“ der deutsch-palästinensischen Künstlerin Alima Haziz wird das Rot der Blumen gedeutet als „das Blut, das in Kämpfen für Land und Freiheit floss“, die Schlüssel am Hals der Frauen sind die Symbole für die ersehnte Rückkehr in die verlassenen Häuser und die Unversöhnlichkeit im Blick auf Israel.

Wir nehmen zustimmend zur Kenntnis, dass von Seiten des deutschen WGT-Komitees eine Überprüfung der Vorwürfe gegenüber der Künstlerin Halima Aziz zugesagt wird. Wir fordern, dass die dann erwartungsgemäß erkennbare Solidarität der Künstlerin mit der Terrorgruppe Hamas tatsächlich auch zu der für diesen Fall angekündigten „eindeutigen Distanzierung“ durch das WGT-Komitee führen wird.

Die als Kinder-Ausmalbild angebotene „Handala“-Vorlage bedient im Original antisemitische, israel-feindliche Stereotypen in unverantwortlicher Weise (vgl. www.handala.org). Dieses und viele andere Details im Material sind nicht geeignet, einen Weltgebetstag durchzuführen, der der Situation in Israel, den Folgen der furchtbaren Anschläge vom 7. Oktober und den Zuständen in den palästinensischen Gebieten gerecht wird bzw. in den Köpfen und Herzen der Betenden die Bereitschaft weckt, reflektiert und ausgewogen über Möglichkeiten der friedlichen Verständigung nachzudenken.

Wir anerkennen, dass das deutsche WGT-Komitee am 9. Oktober ein einfühlsames Gebet für die Opfer des Terrorangriffs der Hamas auf Israel auf deren Webseite veröffentlicht hat. Wir nehmen zustimmend zur Kenntnis, dass die deutsche Sektion in Bezug auf die Stellungnahme des internationalen WGT-Komitees deutlich gemacht hat, dass sie darin „eine deutliche Verurteilung der Terroranschläge der Hamas“ vermissen würde. Wir hoffen, dass dieser deutsche Einspruch bei den anderen nationalen Sektionen und dem internationalen Komitee gehört wird.

Wir fordern die Organisator*innen des Weltgebetstages auf, das bisherige Material für März 2024 (Palästina) zurückzuziehen, auf die Durchführung in dieser Form zu verzichten und die Texte für den Weltgebetstag 2024 so zu überarbeiten, dass sie den Opfern des Hamas-Israel-Krieges gerecht werden.

Deutscher Koordinierungsrat | Website
Präsidium und Vorstand
Bad Nauheim, 30. Oktober 2023

25.10.2023 :: 10 Fragen an den Weltgebetstag (WGT)
Logo der weltweiten Bewegung christlicher Frauen: Weltgebetstag
Der Anschlag der islamistischen Terrorgruppe Hamas in Israel vom 7. Oktober 2023 hat die Situation im Nahen Osten dramatisch verändert. Hunderte schwer bewaffnete Hamas-Kämpfer aus dem Gazastreifen haben innerhalb weniger Stunden 1.400 Israelis in Dörfern, Kibbuzim und auf einem Festival im Süden des Landes ermordet, mehr als 200 wurden als Geiseln verschleppt.

Israel hat den Kriegszustand ausgerufen und einen Gegenangriff auf den dicht besiedelten Gazastreifen gestartet, wo rund 2.3 Millionen Palästinenser*innen ohne Fluchtmöglichkeit auf engstem Raum leben. Auch hier starben bereits in den ersten Tagen tausende Menschen, unzählige wurden verletzt.

Diese Ereignisse haben Auswirkungen auch auf den Weltgebetstag 2024 zu Palästina, für den das Vorbereitungsmaterial wie jedes Jahr bereits im September veröffentlicht wurde. Aus aktuellem Anlass - 10 Fragen an den WGT.

1. Kann der WGT 2024 angesichts dieser Situation überhaupt stattfinden?

Der Weltgebetstag ist seit seinem Bestehen seit fast 100 Jahren eine Bewegung des Friedensgebets. Dieses Gebet ist heute in der von Gewalt, Hass, Angst und großem Leid auf beiden Seiten geprägten Situation in Israel und Palästina wichtiger denn je. Mit seinem aktuellen Motto „…durch das Band des Friedens“ sendet der WGT ein weltweites Hoffnungszeichen aus, dass Wege zum gemeinsamen Leben in der Region gefunden werden können; auch wenn jetzt noch niemand weiß, ob die Gottesdienste im März mehr vom Feiern oder von Trauer und Klage bestimmt sein werden.

2. Wie ist die Position des WGT- Komitees zum Konflikt?

Das deutsche WGT-Komitee und der Vorstand sind bestürzt über das Ausmaß der Gewalt in Israel und Palästina. Wir greifen die Formulierung des deutsch-israelischen Philosophen Omri Boehm auf (Süddeutsche Zeitung, 16. Okt. 2023): „Niemand hat das Recht auf Terrorismus.“ - Wir haben kein Verständnis für die Gewalt- und Terrorakte der Hamas und verurteilen sie aufs Schärfste. Wir halten aber auch daran fest, dass Verbrechen keine weiteren Verbrechen rechtfertigen – von daher erwarten wir von allen Konflikt - bzw. Kriegsparteien, dass sie sich an das humanitäre Völkerrecht und den Schutz der Zivilbevölkerung halten.

3. Kann die Liturgie aus Palästina noch wie vorgesehen gebetet werden?

Die Aussagen und Inhalte der Gottesdienstliturgie sind durch die schrecklichen Ereignisse nicht unwahr oder unzutreffend geworden. Allerdings fehlen Aspekte wie etwa Klagen und Bitten zur veränderten Situation. Das muss berücksichtigt werden.

Gleichzeitig ist es wichtiger denn je, den Gottesdienst zu begehen und auf die Stimmen der christlichen Palästinenserinnen zu hören. Zurzeit werden sie angesichts der wichtigen Solidaritätsbezeugungen für Israel und der entschiedenen Distanzierung vom Terror der Hamas vergessen – aber sie sind nicht identisch mit der Hamas. Pastorin Sally Azar vom WGT-Komitee aus Jerusalem schreibt: „Wir hoffen inständig, dass die aktuellen Ereignisse die Menschen nicht davon abhalten, in diesen schwierigen Zeiten für Palästina zu beten und ihm beizustehen.“ Dieser Bitte wollen wir nachkommen.

4. Dürfen wir die Gottesdienstordnung verändern? Gibt es Bausteine dazu vom deutschen Komitee?

Tatsächlich braucht die Gottesdienstordnung eine Aktualisierung, eine Hinführung oder ein weiteres Vorwort etwa. Wir hoffen auf eine solche Aktualisierung durch das palästinensische Komitee. Ergänzend wird das deutsche Komitee ggf. eigene aktuelle Bausteine zur Verfügung stellen.

Wie immer können aber auch 2024 Fürbitten ergänzt werden und aktuelle Informationen einfließen. Sicherlich ist es auch wichtig zu erklären, wann die Gottesdienstordnung entstanden ist: schon zwei bis drei Jahre im Voraus.

Der Gottesdienst sollte als Einheit gesehen und möglichst nicht verändert werden. Das deutsche Komitee hält daran fest, die Stimme der Palästinenserinnen zu hören und ihre Sehnsucht nach einem gerechten Frieden wahrzunehmen.

5. Was sagen das internationale und das palästinensische WGT-Komitee zur Situation – gibt es von dort Vorschläge?

Beide haben bereits eine Stellungnahme des palästinensischen Komitees veröffentlicht, die im englischen Original und in deutscher Übersetzung auf unserer Website zu finden ist. Vom internationalen Komitee des Weltgebetstages (WDP) hätten wir uns allerdings eine klarere Distanzierung von der Hamas als Terrororganisation und ihrer Gewalt gewünscht. Vom palästinensischen Komitee erhoffen wir uns (siehe 4.) eine Aktualisierung der Liturgie.

6. Wir haben demnächst Vorbereitungstreffen und Werkstätten, was sollen wir tun?

Wir empfehlen dringend, keine Termine ausfallen zu lassen. Das Vorbereitungsmaterial ist weiterhin gut geeignet, auch wenn es jetzt fortgeschrieben werden muss. Wir werden nötige Aktualisierungen nach und nach zur Verfügung stellen, voraussichtlich als kostenfreien Download auf der WGT-Website.

Aus unserer Sicht ist es sinnvoll, die Teilnehmerinnen der Veranstaltungen bei ihrem jeweiligen Wissensstand und ihrer oft emotionalen Einschätzung des Konflikts in Israel/Palästina abzuholen. Dabei ist es wichtig, nicht nur auf die die Situation in Israel zu sehen, sondern den Blick aus Anlass des WGT 2024 vor allem auch auf die Lebenswirklichkeit der Palästinenser*innen im Westjordanland und in Gaza zu richten.

7. Wo finde ich differenzierte Informationen zur Situation in Israel und Palästina, über die Hamas und Gaza?

Wir stellen einige Artikel und Links auf der Website unter dem Menüpunkt „Weltgebetstag 2024 Palästina“ unter den Download-Angeboten zur Verfügung. Zeitnah gibt es dort auch Infos zu Hamas und Gazastreifen. Im Übrigen ist es immer ratsam, sich aus mehreren Quellen wie Zeitung, Radio, Fernsehen und online zu informieren, um sich aus der Unterschiedlichkeit eine eigene Meinung bilden zu können.

8. Welche Projekte unterstützt das deutsche Komitee?

Im Nahen Osten unterstützt der Weltgebetstag derzeit sechs Projekte in Israel, sechs im Westjordanland, zwei in Gaza und eins im Libanon. Einige Beispiele: Eine unserer artnerorganisationen in Israel ist MachsomWatch (MW), in der jüdische Frauen Menschenrechtsverletzungen an Grenzübergängen, Checkpoints und im Westjordanland dokumentieren. Für das Women‘s Center for Legal Aid and Counselling (WCLAC) und die Annahda Women’s Association (AWA) in Ramallah steht die Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt und die politische Teilhabe von Frauen im Vordergrund. Mit Wings of Hope for Trauma (WoH) in Bethlehem unterstützen wir die Qualifizierung von Fachpersonal zur Traumabehandlung. In Bethlehem ansässig ist auch die Dar al-Kalima University mit Schwerpunkt Kunst, Kultur und Design. In Gaza fördern wir die Arbeit der Zeina Frauenkooperative für nachhaltiges Kinderspielzeug und die Society Voice Foundation (SVF), die sich unter anderem für Geschlechtergerechtigkeit engagiert.

9. Es gibt Kritik an politischen Aussagen der Künstlerin des Titelbildes – was sagt der WGT- Vorstand dazu?

Die in Gaza aufgewachsene junge Künstlerin Halima Aziz und ihr Titelbild für 2024 wurden gemeinsam vom internationalen und vom palästinensischen Komitee ausgesucht. Wir überprüfen die Vorwürfe, Halima Aziz habe sich nach den Anschlägen vom 7. Oktober über die sozialen Medien mit der Hamas solidarisch gezeigt. Sollten sich diese Vorwürfe bewahrheiten, werden wir uns klar distanzieren und diese Stellungnahme dem jeweiligen Material beilegen

10. Unterstützen die Kirchen den WGT 2024?

Wir wünschen uns, dass unsere Kirchen und Verbände den Weltgebetstag unterstützen, auch und gerade 2024. Die Gottesdienstliturgie stammt aus Palästina und ist für die ganze Welt bestimmt - auch für Christ*innen in Deutschland, mit seiner historisch geprägten besonderen Beziehung zu Israel. Von daher freuen wir uns über alle Unterstützung und Begleitung der Kirchen, der WGT versteht sich aber als unabhängige ökumenische Basisbewegung.

Vorstand des Weltgebetstages der Frauen in Deutschland

Gebet als Hoffnungszeichen: Download der 10 Fragen als PDF-Datei.

 

Stein bei Nürnberg, 25. Oktober 2023

 

 

 

 

 

 

 

[Quelle]

Reise nach Palästina als Vorbereitung auf den Weltgebetstag
Ausschnitt aus dem Artikel der Zeitschrift 'dieKirche': Gottesdienst am Himmelfahrtstag 2023 mit Professorin Haberer auf dem Ölberg. Foto: Sonja Schmidt.
Elf Frauen bereiten sich auf den Weltgebetstag im kommenden Jahr vor, dessen Liturgie von Christinnen aus Palästina stammt. Sie besuchen die Palästinenserinnen in ihrem Land. Ein Reisebericht von Marion Duppel - erschienen in der Evangelischen Zeitung vom 13.08.2023.

Zum Bild oben: Ausschnitt aus dem Artikel der Zeitschrift 'dieKirche': Gottesdienst am Himmelfahrtstag 2023 mit Professorin Haberer auf dem Ölberg. Foto: Sonja Schmidt.

"Erzählt in Deutschland, wie es wirklich ist": Der Weltgebetstag 2024 wird von Frauen aus Palästina gestaltet. Zur Vorbereitung bot das Berliner Missionswerk eine Reise für Multiplikatorinnen ins Heilige Land an.

Eine Gruppe von elf Frauen, unter Leitung von Meike Waechter, Referentin im Gemeindedienst, und ­Nahostreferent Simon Kuntze, beide vom Berliner Missionswerk. Sie bereiten sich mit dieser Reise auf den Weltgebetstag im kommenden Jahr vor, dessen Liturgie Christinnen aus Palästina geschrieben haben.

Es interessiert das Leben der Frauen in Palästina.

Faten Mukarker führt durch die Geburtskirche und Bethlehem. Sie wurde 1956 in der Stadt geboren, verlebte ­ihre Kindheit in Deutschland. Ihr Großvater habe für sie den ­Mythos deutscher Krippenspiele entlarvt. „Er hat gesagt: Niemals ­wären in Paläs­tina Reisende, die eine Unterkunft ­benötigten, weggeschickt worden“, erzählt sie. „Vermutlich hat Maria sich zu den Tieren zurückgezogen, weil sie da Ruhe hatte und nach der Geburt als ,unrein‘ galt.“ Online weiter lesen ...

Weitere Berichte zu dieser Reise ... Berliner Misssionswerk | WGT | Jerusalemverein

Artikel aus der dieKirche vom 13. August 2023 im Zeitungsformat:

Seite 11 aus der Zeitung dieKirche vom 13. August 2023

 

Letzte Änderung am: 24.04.2024