Klingende Gemeinde

Die Gottesdienste begleitet unsere Kirchenmusikerin Jinyoung Woogt musikalisch an der Orgel oder am Flügel. Sonntags abends finden Konzerte in der Kirche statt. Besonders im Sommer entfaltet der Raum seinen Reiz. Chöre, Blasorchester, Vocal-Ensemble und Instrumentalisten ziehen die Zuhörenden in ihren Bann. Die Patmos-Band unter Leitung von Alois Hund spielt zu festlichen Anlässen in der Gemeinde und im Kirchenkreis und begleitet ausgewählte Gottesdienste musikalisch.

Singen und musizieren

Kinder, Jugendliche und Erwachsene können selbst aktiv singen und musizieren bei den Musik-Spatzen, im Steglitzer Kinderchor, in der Patmos-Band und im Patmos-Chor. In den Winterferien findet ein Kindermusical für Kinder im Alter von 7 – 12 Jahren statt.

Wir geben ihnen hier einen Überblick über die Angebote im Bereich der Kirchenmusik, die in Patmos und im Kirchenkreis stattfinden. Darüber finden Sie interessante Informationen zur Kirchenmusik.

„Klageruf und Freudengesang gehören zusammen"

Christina Bylow im Gespräch mit Bischof Dr. Christian Stäblein

Welches musikalische Erlebnis hat Sie zuletzt begeistert? 

Das gemeinsame Singen von mehr als 20 000 Menschen während des Gottesdienstes zur Eröffnung des Evangelischen Kirchentags Anfang Mai in Hannover. Gesungen wurden ganz einfache Kirchenlieder, aber was für eine Kraft sich da auf dem Platz vor dem Rathaus entfaltet hat! Besonders beeindruckend waren dort auch die Songs eines jugendlichen Rappers über den Zustand der Welt. Er hat uns allen Mut gemacht. 

Welchen Ursprung hat das gemeinsame Singen in der Kirche? 

Das Singen kommt wahrscheinlich aus dem kultischen Verhalten des Menschen. Ganz ursprünglich vielleicht sogar aus dem Klageruf. Menschen transformieren ihre Mühen und Plagen in einen singenden Ausdruck. In kirchlichen Zusammenhängen ist dieser Klageruf in etwas geronnen, das wir in der Liturgie als „Kyrie" kennen. Dieser Ruf „Kyrie eleison/ Herr, erbarme dich", im Wechsel mit dem Pfarrer oder der Pfarrerin gesungen, ist wahrscheinlich der älteste Gesang, den es in der Kirche gibt. Eine andere These ist, dass das Singen in der Kirche dem Lob Gottes entspringt. Dass es zuallererst die Freude ist, die Menschen in einen singenden Ausdruck verwandeln. In der Bibel finden wir als ältestes überliefertes Lied den Jubelgesang Mirjams. Nach dem Auszug aus Ägypten, nach dem Durchzug durch das Rote Meer, stimmt Mirjam den Freuden- und Jubelruf an Gott an. Das hieße dann, dass das älteste biblische Lied im Grunde das Halleluja ist. Ich bin überzeugt, dass beides, das Kyrie und das Halleluja, zusammengehört. Wir können unsere Klage über irdisches Leid, aber auch die Freude über das Glück, dass Gott und Leben in dieser Welt sind, nicht besser ausdrücken als im Gesang. 

Haben Sie ein Lieblingskirchenlied? 

Das ist von der Situation abhängig. Zwei gehören auf jeden Fall dazu: „Ich singe Dir mit Herz und Mund", ein altes Lied von Paul Gerhardt, und „Lobe den Herrn, meine Seele". Davon gibt es ja viele Fassungen, darunter eine sehr moderne, die liebe ich sehr. Sie lässt meistens die ganze Gemeinde beschwingt sein. Man muss schon fast aufpassen, dass man nicht ins Schunkeln gerät. 

Spielen Sie ein Instrument? 

Ich habe klassisch begonnen, erst Flöte, dann mit dem Klavier. Später kam der Kontrabass hinzu, denn ich wollte zusammen mit anderen musizieren. Während meines Studiums an der Freien Universität in Berlin spielte ich im Uni-Orchester mit und kam so tatsächlich in den Genuss, in der Berliner Philharmonie zu spielen. Ich kenne die fantastische Akustik also auch von der Bühnenseite her. Das Orchesterspiel hat mir sehr viel Freude gemacht. Seit ich arbeite, bleibt leider keine Zeit mehr für den Kontrabass. Wenn die Hornhaut an den Fingern verschwunden ist, ist das schnelle Einsteigen nicht mehr so leicht. Man lese das wunder­bare Stück von Patrick Süskind dazu. 

Aber Sie singen. Und für unsere Schlaflieder-Sammlung „Berlin schläft ein" haben Sie sogar ein Lied im Studio eingesungen. Was hat Sie dazu motiviert? 

Ich finde, das ist ein großartiges Projekt, zumal in einer Stadt, von der es heißt, dass sie niemals schläft. Daraus ein Modellprojekt zu machen – Berlin singt Lieder zum Einschlafen - ist eine wirklich wunderbare Idee. Gerade Schlaflieder gehören zu den elementarsten Liedern, die wir haben. Das Singen am Übergang vom Wachsein zum Schlaf hilft uns, loszulassen. Selbst kleine Kinder spüren das. Wir müssen aus dem Zustand der Bewusstheit heraustreten, und für diesen Übergang haben wir die unter­schiedlichsten Lieder. Ich glaube, Schlaflieder können uns Mut machen und gleichzeitig be­ruh­igen, sie können uns an den Kern dieses Lebens heranführen. 

Welches Schlaflied haben Sie für uns ausgewählt? 

Das Lied „Abend ward, bald kommt die Nacht" von Rudolf Alexander Schröder, einem Dichter aus der ersten Hälfte es 20. Jahrhunderts. Verfasst wurde es 1942, in einer schrecklichen Zeit. Man soll also nicht verschweigen, dass Rudolf Alexander Schröder wie so viele Menschen neben Licht- auch Schattenseiten in seiner Persönlichkeit hatte, gezeicnet von der Zeit, in klarer Distanz und Abgrenzung zur herrschenden Ideologie, durchaus auch persönlich bedroht, aber auch mit der Zeit sich arrangierend, letztlich dem gemäßigten Flügel der Bekennenden Kirche nahe. Ich habe dieses Lied gesungen, weil ich es auswendig kann, weil ich es so oft wie möglich für meine Kinder gesungen habe, weil es jenes Vertrauen zum Ausdruck bringt, das wir am Über­gang von Wachheit zum Schlaf, von Tag- zur Traumwelt brauchen. Und weil es Gott dabeihat. Ich liebe dieses Lied sehr. Es ist ein christliches Lied aus dem evangelischen Gesangbuch, und es spricht von Gottes guter Begleitung. In der 3. Strophe heißt es: 

„Jesu Christ, mein Hort und Halt,
dein gedenk ich nun,
tu mit Bitten dir Gewalt:
Bleib bei meinem Ruhn." 

Ihre Predigten beziehen die Politik mit ein. Sie bezeichnen sich als leidenschaftlichen Demokraten. Inwiefern kann das gemeinsame Musikmachen, gerade auch von Amateuren und Amateurinnen, die Demokratie stärken? 

Man musiziert in der Regel gemeinsam, und egal ob es ein Sinfonieorchester, ein Chor oder eine Band ist – Musik stärkt das Aufeinanderhören, das Finden der eigenen Stimme, das Zusammenspiel in der Gruppe. Es ist ähnlich wie im Sport: Nur im Team entsteht ein gutes Ergebnis. Aus meiner kirchlichen Überzeugung sage ich noch dazu: „Wer singt, betet doppelt", ein Satz, der auf Augustin zurückgeht. Auf einer zweiten Ebene kommt es natürlich schon sehr auf die Musikinhalte auch an. Denn Musik übermittelt auch Botschaften. Deshalb ist es wichtig, was wir singen. Von wegen „Böse Menschen haben keine Lieder". So naiv darf man nicht sein. Es gibt schreckliche Lieder, Kriegs­lieder, Hassgesänge. Man kann Lieder missbrauchen. Wir erleben es ständig. 

In einer Ihrer Predigten stellen Sie die Frage: „Wie kriegen wir die verschiedenen ausein­an­derlaufenden Scheren in unserer Gesellschaft wieder zusammen?" Was antworten Sie? 

Es geht um ganz elementare Formen des Miteinanders. Wir müssen miteinander reden. Wir müssen einander zuhören. Ich kenne keine Alternative dazu. Im Gespräch müssen wir auch die eigene Position einbringen. Wir müssen ins Streiten kommen, „zusammen streiten" heißt die Kampagne unserer Evangelischen Kirche in diesen Jahren. Dafür braucht es Strukturen, die das ermöglichen und offene Räume. Und dazu Bildungsprogramme, durch die das möglich wird. Die unsere Debattenkultur fördern, in denen frei gesprochen werden darf. Und, Stichwort Musik: Wir brauchen auch Gemeinschaftserfahrungen in einem durchaus vor-kognitiven Sinne, wie es das gemeinsame Singen darstellt. Solche Erfahrungen sind an vielen Stellen verloren gegangen. Paradoxerweise wird ja im Fernsehen sehr viel gesungen, aber in genau der Weise, in der sich unsere Gesellschaft heute versteht, nämlich im ständigen Wettbewerb. Zu erleben in Sendungen wie The Voice Kids oder DSDS. Gesungen wird aber auch, das schätze ich sehr, im Fußball­stadion. Wer etwa zum 1. FC Union Berlin geht, weiß, dass die Fans viele Lieder können und gerne 90 Minuten durchsingen. Ich denke natürlich schließlich aber auch an Kirchenchöre in ihrer Vielstimmigkeit. Im Miteinandersingen kann man über hartnäckige eigene und fremde Verpuppungen und Selbstabschließungen hinwegkommen und menschliche Zusammen­ge­hör­ig­keit erfahren. Und genau das brauchen wir. Vielleicht mehr denn je. Wir spüren das.   

Bischof Dr. Christian Stäblein, geboren 1967 in Niedersachsen, ist der geistliche Leiter der EKBO
Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.
Im Jahr 2019 wurde er von der Landessynode auf zehn Jahre gewählt.
Zu seinen Anliegen gehört der verantwortungsvolle Umgang mit den Ressourcen der Natur
und der Dialog mit und zwischen den gesellschaftlichen Akteuren. „Öffentliche Theologie"
wie auch „öffentliche Seelsorge" – im Sinne einer Präsenz an Orten, an denen Anteilnahme
und „Hin-Sehen" gebraucht werden – stellen zentrale Aspekte seines Selbstverständnisses
als Bischof dar.

Quelle: NL Landesmusikrat vom 15. Mai 2025

OrgaVoce bei ihrem Konzert im Juli 2023OrgaVoce bei ihrem Konzert im Juli 2023

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