1961 erschuf Waldemar Otto seinen ersten Torso. Die Auseinandersetzung mit dem menschlichen Körper machte einen wesentlichen Teil seines Gesamtwerkes aus und ist prägendes Stilmittel für die Erkennbarkeit der Kunst Ottos. Für Otto waren Körper aus Bronze, Granit oder Holz bildnerische Darstellungen der menschlichen Verletzlichkeit, des Verlustes, der Unversehrtheit und Vollständigkeit, die er versuchte darzustellen.
Waldemar Otto ist nicht nur einer der bekanntesten Bildhauer der Gegenwart, er ist auch den Kirchenleuten in Berlin ein bekannter Künstler. Einige seiner Figuren und Darstellungen zieren unsere Berliner Kirchen.
Den Taufstein in Patmos hat Waldemar Otto auch gemacht. 1963 zur Einweihung der Kirche war er schon da und ziert seitdem in seinem bronzenen Gewand den Kirchraum.
Ich habe ihn sofort erkannt, als ich das erste Mal in die Patmos-Kirche kam und auf den Taufstein schaute. Die Darstellung seiner Figuren, die dünnen, fast skelettartigen Körper kannte ich schon aus meiner Vikariatszeit in der Auenkirche. Dort hatte Waldemar Otto 1977 das Altarrelief und den Christus am Kreuz entworfen – viel eindrücklicher und präsenter als Mittelpunkt des Altarraumes.
Als Sohn eines Pfarrers kam Otto schon in seiner Kindheit häufig mit biblischen Themen in Berührung und ließ diese auch später immer wieder in sein künstlerisches Werk einfließen. Obwohl es die einzigen bildnerischen Darstellungen biblischer Geschichten in unserem Kirchraum sind, gehen die Darstellungen auf unserem Taufstein oft ein bisschen unter. Man muss sich Zeit nehmen und die Besonderheit dieser Darstellung menschlicher Körper auf sich wirken lassen.
Wenn ich allein in der Kirche bin, dann schaue ich mir Waldemar Ottos Körper gern ganz in Ruhe an. Sie gefallen mir, weil aus ihnen heraus spricht, was Otto so sehr an der menschlichen Gestalt faszinierte: seine Zerbrechlichkeit und Verletzlichkeit.
Pfarrerin Franziska Matzdorf
Waldemar Otto, der Bildhauer, der u. a. die Taufschale in unserer Kirche geschaffen hatte, ist am 9. Mai 2020 verstorben. Er gilt als einer der bedeutendsten figurativ arbeitenden Bildhauer Europas. Vor seiner Übersiedelung nach Worpswede wohnte und arbeitete er in Berlin-Wilmersdorf, in der Nassauischen Straße.
Wir gedenken seiner.