Die Meldungen sind dramatisch: 70.000 Flüchtlinge sind in diesem Jahr in Italien an den Küsten angekommen. Geflohen vor Krieg, Hunger und Unterdrückung. Gleichzeitig steigt die Zahl der Toten: Von Mai bis Juni 2014 wurden weit mehr als 1000 tote Flüchtlinge im Mittelmeer gezählt. Die Zahlen lassen die große Not ahnen: Sie erzählen von Menschen mit Hoffnungen, Träumen und Sehnsucht nach Leben. Von Menschen mit Angst, Schmerzen und traumatischen Erfahrungen. Auf ihrer Flucht haben sie unter Lebensgefahr Wüsten und Gebirge durchquert, Gefängnis und Folter erlitten, sind in oft seeuntauglichen Booten über das Mittelmeer gefahren und mehrmals nur mit knapper Not dem Tod entkommen.
Das alles scheint weit weg von uns – kommt uns allenfalls bei Urlaubsreisen in die betroffenen Länder näher. Doch auch in Deutschland steigt die Zahl der Flüchtlinge, die Schutz vor Verfolgung suchen. Wie nehmen wir sie als Kirchengemeinden, als Christinnen und Christen wahr? Mit einem hilflosen Achselzucken, weil wir nichts an ihrer Situation ändern können? Mit Zurückhaltung, weil sie auch uns fremd sind?
„Wenn ein Fremder bei euch wohnt in eurem Lande, den sollt ihr nicht bedrücken. Er soll bei euch wohnen wie ein Einheimischer unter euch, und du sollst ihn lieben wie dich selbst, denn ihr seid auch Fremde gewesen in Ägyptenland. Ich bin der Herr, euer Gott.“ (3. Mose 19,33-34), mahnt das biblische Gebot. Und Jesus sagt: „Ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich aufgenommen.“ Matthäus 25, 35c
In Anknüpfung an diesen Auftrag berät der Verein „Asyl in der Kirche“ seit drei Jahrzehnten Flüchtlinge. „Kirchenasyl“ soll Menschen vor Abschiebung schützen, denen eine Gefahr für Leib und Leben, Menschenrechtsverletzungen oder andere unzumutbare Härten drohen. Es wird gewährt, wenn alle rechtlichen Mittel ausgeschöpft sind. Im Kirchenasyl wird versucht, die Situation der Betroffenen mit den Behörden zu klären und eine menschlich vertretbare Lösung zu finden. Das gelingt in einer sehr hohen Zahl von Fällen. „Kirchenasyl“ steht in einer jahrhundertealten Tradition und bietet einen vorübergehenden Schutzraum für Menschen in Not.