Weltgebetstag 2024 Palästina

Der Gottesdienst im Netz

Neues Postkartenmotiv. C: Kathrin SchwarzeBild: Kathrin Schwarze

Mit diesem Postkartenmotiv lädt der Weltgebetstag am 1. März 2024 ein. Foto: Kathrin Schwarze

Eine Gottesdienstaufzeichnung aus der Pfalz steht Ihnen auf dem YouTube-Kanal ab der Woche vor dem 1. März 2024 zur Verfügung. Der Gottesdienst wird untertitelt. Bei bibeltv.de gibt es noch einen Gottesdienst. Hier der Link zu den Live-Gottesdiensten. Noch ist kein WGT2024 angekündigt.

Der Vorstand informiert über den Stand der Dinge.

Gemeinsames Gebet – eine Gratwanderung

Die Diskussion über den Weltgebetstag 2024 zu Palästina war in Deutschland schon vor den unfassbaren Terrorakten der Hamas vom 7. Oktober 2023 und den Militäreinsätzen Israels im Gazastreifen schwierig und teils polarisiert: Kann man für Palästina beten, ohne sich damit gegen Israel zu stellen? Wir haben diese Frage mit einem eindeutigen Ja beantwortet. Gleichzeitig aber angesichts der neuen Situation eine Bearbeitung der Gottesdienstordnung beschlossen. Diese Kontextualisierung wiederum wird von manchen im In- und Ausland als Zensur oder gar Verrat an den palästinensischen Geschwistern gesehen. Dazu nimmt der WGT-Vorstand wie folgt Stellung:

Im Einklang mit den internationalen WGT-Leitlinien ist es das zentrale Anliegen des deutschen Weltgebetstages, die Stimmen der palästinensischen Christinnen bei uns zu Gehör zu bringen, die die Gottesdienstliturgie für den Weltgebetstag am 1. März 2024 entwickelt haben. Dazu ist von uns wie jedes Jahr auch umfangreiches begleitendendes Informationsmaterial erarbeitet worden. Seit Oktober waren und sind wir intensiv mit verschiedenen Akteur:innen im kirchlichen und politischen Raum im Gespräch, wo ein Weltgebetstag zu Palästina seit dem 7. Oktober teils noch kritischer oder sogar als antisemitisch und antiisraelisch gesehen wird. Gegen diesen Verdacht verwahren wir uns in aller Deutlichkeit.

Die aus gutem Grund für Deutschland geltende Solidarität mit Israel erschwert es vielen Menschen, die Stimmen palästinensischer Christinnen zu hören und ihre Erfahrungen wahrzunehmen; eine Tendenz, die sich nach dem 7. Oktober noch verstärkt hat. Viele Diskussionen, aber auch Rückmeldungen mit besorgten Fragen aus Kirchengemeinden, Institutionen und Verbänden haben uns Anfang November bewogen, die Gottesdienstordnung zunächst zurückzuziehen, um sie den Leitlinien des internationalen WGT entsprechend mit erläuternden Kommentaren zu ergänzen und die Perspektive stellenweise zu weiten. Damit wollen wir der aufgeheizten Debatte und dem sensiblen Verhältnis deutscher Christ:innen zu Israel und Palästina Rechnung tragen. Wir wollen keine weitere Polarisierung, sondern möglichst vielen Menschen den Weg ebnen zum gemeinsamen Gebet für Palästina und Israel - für Frieden im Nahen Osten. Auch im Sinne des WGT-Mottos 2024 „…durch das Band des Friedens“.

Gleichzeitig wissen wir, dass wir uns damit auf einer Gratwanderung befinden. Denn die Diskussion weltweit verläuft anders als in Deutschland. Das spiegelt sich auch in unseren Gesprächen der letzten Wochen, präsent und online, mit Vertreterinnen des palästinensischen Komitees und des in den USA angesiedelten internationalen WGT-Komitees. Hier stößt das Arbeiten an der Gottesdienstliturgie teils auf Unverständnis oder Ablehnung. Hat sich die Situation doch nicht nur in Gaza, sondern auch im Westjordanland und in Ostjerusalem dramatisch verschlechtert und ist der Alltag noch mehr von Gewalt geprägt als schon zuvor.

Angesichts dessen sind wir uns bewusst, dass es insbesondere für unsere Gesprächspartnerinnen vom nationalen WGT-Komitee in Palästina nur schwer nachvollziehbar ist, dass sich die Sicht auf den Weltgebetstag bei uns entscheidend verändert hat. Sie fragen uns, ob die von ihnen erarbeitete Liturgie etwa „ein Fehler“ war oder antisemitisch ist? Nein, das ist keineswegs der Fall. Und doch versuchen wir mit der derzeit stattfindenden Kontextualisierung auch die Diskussion in Deutschland aufzunehmen – damit die Stimmen unserer palästinensischen Geschwister von möglichst vielen Menschen in den Gottesdiensten am 1. März gehört und im Gebet mitgetragen werden.

Die neu gedruckte Gottesdienstordnung, neue Plakate und Karten, das neue Einladungsblatt und die Spendentüten sind ab Anfang Januar 2024 erhältlich.

Vorstand des Weltgebetstages der Frauen in Deutschland

Stein bei Nürnberg, 13. Dezember 2023

Die Ereignisse des 7. Oktober 2023, als Hamas-Terroristen Israel überfielen, über 1400 jüdische Menschen jeden Alters und jeder Herkunft ermordeten, vergewaltigten, verstümmelten oder in den Gaza-Streifen entführten, haben die Parameter grundlegend verändert (vgl. die Stellungnahme des DKR vom 8. Oktober 2023). Gefordert ist Solidarität mit Israel, mit Jüdinnen und Juden in aller Welt, in Deutschland.

Schon vor dem 7. Oktober gab es scharfe Kritik am Vorhaben des Weltgebetstages (WGT), Palästina für 2024 einseitig in den Mittelpunkt zu stellen. Das bekannt gewordene Material enthält falsche und tendenziös politische Aussagen, die im Zusammenhang als antisemitisch zu klassifizieren sind. Männer, Frauen, Kinder und Jugendliche sollen laut Organisator*innen die Gebete mitsprechen, die Bilder ausmalen und interpretieren, Texte lesen, um die Lage der Menschen in Palästina nachzuvollziehen. In verschiedenen Texten ist von einem „Staat Palästina“ die Rede, der neben dem Gaza-Streifen auch das West-Jordanland und Ost-Jerusalem umfasst. Dass das vielschichtige Gebilde jedoch keineswegs einheitlich verwaltet wird, sondern unter der autoritären Herrschaft der religiös-sunnitisch geprägten Hamas im Gazastreifen und der Autonomiebehörde im Westjordanland andererseits steht, die jeweils ohne Wahlen seit 16 Jahren an der Macht sind, dass es in Israel selbst einen Anteil von ca. 20% palästinensischer Bevölkerung gibt, wird nicht benannt. Die historischen Umstände der Entstehung Israels, von Flucht und Vertreibung von Teilen der palästinensischen Bevölkerung und von Jüdinnen und Juden aus den arabischen Staaten in Folge des Krieges von 1948 wird ebenso wenig erwähnt wie die Umstände des Angriffskrieges gegen Israel 1967 und die Folgen. Der Gaza-Streifen ist im Übrigen seit 2005 nicht mehr von Israel besetzt.

Palästina wird als „Wiege des Christentums“ beschrieben, dabei bleibt unerwähnt, dass Jesus Jude war, sein komplettes Umfeld jüdisch. Der jüdische Kontext des Christentums wird ausgeblendet, um dann eine direkte Linie Jesu zur Christenheit heute zu ziehen – das ist christlicher Antisemitismus schlimmster Art. Schließlich wird mit Zitat von Psalm 85, also einem jüdischen Text, ein Friedensgebet vorgeschlagen: im Gebet soll also christlich das vermeintlich „wahre Israel“ sichtbar werden, dass das Judentum substituiert. In der „Meditation zum Titelbild“ der deutsch-palästinensischen Künstlerin Alima Haziz wird das Rot der Blumen gedeutet als „das Blut, das in Kämpfen für Land und Freiheit floss“, die Schlüssel am Hals der Frauen sind die Symbole für die ersehnte Rückkehr in die verlassenen Häuser und die Unversöhnlichkeit im Blick auf Israel.

Wir nehmen zustimmend zur Kenntnis, dass von Seiten des deutschen WGT-Komitees eine Überprüfung der Vorwürfe gegenüber der Künstlerin Halima Aziz zugesagt wird. Wir fordern, dass die dann erwartungsgemäß erkennbare Solidarität der Künstlerin mit der Terrorgruppe Hamas tatsächlich auch zu der für diesen Fall angekündigten „eindeutigen Distanzierung“ durch das WGT-Komitee führen wird.

Die als Kinder-Ausmalbild angebotene „Handala“-Vorlage bedient im Original antisemitische, israel-feindliche Stereotypen in unverantwortlicher Weise (vgl. www.handala.org). Dieses und viele andere Details im Material sind nicht geeignet, einen Weltgebetstag durchzuführen, der der Situation in Israel, den Folgen der furchtbaren Anschläge vom 7. Oktober und den Zuständen in den palästinensischen Gebieten gerecht wird bzw. in den Köpfen und Herzen der Betenden die Bereitschaft weckt, reflektiert und ausgewogen über Möglichkeiten der friedlichen Verständigung nachzudenken.

Wir anerkennen, dass das deutsche WGT-Komitee am 9. Oktober ein einfühlsames Gebet für die Opfer des Terrorangriffs der Hamas auf Israel auf deren Webseite veröffentlicht hat. Wir nehmen zustimmend zur Kenntnis, dass die deutsche Sektion in Bezug auf die Stellungnahme des internationalen WGT-Komitees deutlich gemacht hat, dass sie darin „eine deutliche Verurteilung der Terroranschläge der Hamas“ vermissen würde. Wir hoffen, dass dieser deutsche Einspruch bei den anderen nationalen Sektionen und dem internationalen Komitee gehört wird.

Wir fordern die Organisator*innen des Weltgebetstages auf, das bisherige Material für März 2024 (Palästina) zurückzuziehen, auf die Durchführung in dieser Form zu verzichten und die Texte für den Weltgebetstag 2024 so zu überarbeiten, dass sie den Opfern des Hamas-Israel-Krieges gerecht werden.

Deutscher Koordinierungsrat | Website
Präsidium und Vorstand
Bad Nauheim, 30. Oktober 2023

Gebet als Hoffnungszeichen

Der Vorstand antwortet auf das Schreiben vom 17.01.2024.

Liebe Sally Azar,

liebe Kolleginnen im palästinensischen Komitee des Weltgebetstages!

Wir bedauern sehr, dass es angesichts der von uns aktualisierten Version der Weltgebetstagsliturgie 2024 zu einem solchen Dissens gekommen ist. Die Ergänzungen sind einer seit dem 7. Oktober 2023 noch weiter polarisierten Diskussion in Deutschland geschuldet und als ergänzende Information für unseren speziellen Kontext gedacht – weder als Affront oder Verfälschung der ersten Fassung, noch als Infragestellung palästinensischer Lebenswirklichkeit.

Ihr sagt in Eurem Schreiben vom 17. Januar 2024 zu der Anfang Januar veröffentlichten Gottesdienstordnung, „diese Bearbeitungen (sind) nicht von uns autorisiert, gebilligt oder freigegeben“. Wir nehmen wahr, dass sie aus Eurer Sicht ein Ausdruck mangelnden Respekts gegenüber Euren Erfahrungen sind und „die grundlegenden Prinzipien“ des WGT zu untergraben drohen. Beides tut uns leid und ist sicher nicht beabsichtigt! Zur Auslegung der WGT- Prinzipien allerdings, darüber haben wir uns ja bereits ausgetauscht, sind wir unterschiedlicher Auffassung.

Nach Beratungen im deutschen WGT-Komitee am 23. Januar und in dessen Auftrag möchten wir als Vorstand versuchen, unser Vorgehen noch einmal zu erläutern. In der Hoffnung, Missverständnisse auszuräumen oder vielleicht auch mit unterschiedlichen Auffassungen leben zu können. Denn aus unserer Sicht stellen sich die Ereignisse der letzten Wochen anders dar. Zu den einzelnen Punkten:

In Absatz 4 Eures Briefes heißt es, dass „bestimmte Informationen“ in der Liturgie fehlen. Leider wird nicht deutlich, was genau. Der Großteil der Aktualisierungen sind Ergänzungen, nicht Streichungen. Im neuen Vorwort etwa wird auf die aktuelle Lage eingegangen und betont, dass die Lebenssituation unserer christlichen Geschwister in Palästina und aller Menschen dort seit dem 7. Oktober noch schwieriger geworden ist als schon zuvor. Das zentrale Anliegen ist unverändert, ihre und Eure authentischen Stimmen hörbar zu machen.

In Absatz 5 bezeichnet Ihr es als „Tatsache“, dass statt der palästinensischen Organisation Wings of Hope jetzt ein israelisches Projekt unterstützt werden soll. Das stimmt nicht und ist ein bedauerliches Missverständnis. Die Kollekte des Weltgebetstags geht nicht an ein einzelnes, in der Liturgie vorgestelltes Projekt, sondern an alle rund 150 deutschen WGT- Projekte weltweit, davon derzeit 12 in Palästina und Israel. Selbstverständlich fördern wir Wings of Hope weiter, denn wir sind überzeugt, dass es eine großartige und unverzichtbare Arbeit ist! Es gibt einen verbindlichen Fördervertrag. In der aktualisierten Ordnung haben wir uns aber für MachsomWatch entschieden, um der Kritik der israelischen Aktivistinnen am aktuellen Vorgehen Israels, an Menschenrechtsverletzungen und dem Leid der Menschen in Palästina Nachdruck zu verleihen. Diese Realität, die in Deutschland vielfach ausgeblendet wird, soll damit benannt werden.

Im Folgenden (ab S. 2 oben) geht es um die Kommunikation zwischen unseren beiden nationalen Komitees und Euren Eindruck, dass die „Änderungen in der WGT-Liturgie nicht im Einklang mit unserer Besprechung und E-Mail-Kommunikation stehen“. Ihr sprecht von einer „klaren Ablehnung“ für die jetzige Version und dass in der Gottesdienstordnung zu Unrecht „suggeriert“ würde, sie sei einvernehmlich entstanden.

Die Wahrnehmung der Kommunikation von unserer Seite sieht anders aus: Kurz vor Drucklegung ist der überarbeitete Liturgieentwurf am 8. Dezember 2023 vorab vertraulich an Sally Azar als Vorsitzende des palästinensischen Komitees gegangen. Sie hat einige inhaltliche Anmerkungen gemacht, die weitgehend aufgenommen wurden. Ihr Kommentar per Mail vom 9. Dezember: „Bei der Durchsicht der Gottesdienstordnung finde ich es ganz in Ordnung, dass ihr vieles erklärt und extra kontextualisiert, (das) ist verständlich.“ Auf diesem Hintergrund können wir euren Eindruck von „zum Teil sinnentstellenden Umstellungen, Einfügungen, Streichungen und Ergänzungen“ nicht nachvollziehen.

Zum Schluss noch eine Erwiderung zum Thema fehlende Autorisierung: In unserer Kommunikation ging es nie um eine Autorisierung der einen oder anderen Liturgiefassung, das ist weder üblich noch möglich. Wie sollte ein nationales WGT-Komitee die Übertragung von Gottesdienstordnungen und ergänzenden Texten in rund 100 Sprachen weltweit autorisieren, billigen oder freigeben – wie Ihr es erwartet? Entsprechend ist in den Internationalen Leitlinien des WGT von 2007 (Top 3b) von einer Kontextualisierung für Übersetzung und Gestaltung die Rede. Diese Möglichkeit haben wir von Anfang an und auch jetzt für die Aktualisierung in Anspruch genommen.

Noch ein kurzer Blick in die Kirchengemeinden hier vor Ort: Uns ist bewusst, dass die Lebenswirklichkeiten bei uns und bei euch sehr verschieden sind. Viele in Deutschland wissen kaum etwas über den Alltag in Palästina, auch prominente Namen wie Shireen Abu Akleh etwa sind unbekannt, wie wir in der WGT-Vorbereitung erlebt haben. Noch schwieriger ist es für viele, die Ereignisse seit dem 7. Oktober zu verstehen – das führt zu Verunsicherung. In diesen Fragenhorizont hinein haben wir die aktualisierte Liturgie geschrieben und bekommen jetzt Rückmeldungen, dass das offenbar eine wichtige Hilfe ist. Eine Verantwortliche hat uns gerade gemailt:

„Teams aus mehreren Gemeinden, deren erste Reaktion war, den WGT 2024 ausfallen zu lassen, haben sich nun zu unserer Werkstatt angemeldet, sodass wir hier, im äußersten Südwesten von Baden, mit ca. 70 Frauen den 1. März und die vorausgehende Kommunikation vorbereiten können.“

In diesem Sinne hoffen wir auf Euer Verständnis für unser Vorgehen, auch wenn die Kommunikation vielleicht nicht immer ideal war. Vielleicht wäre es gut, sich noch einmal zu einem gemeinsamen Zoom-Meeting zu treffen?

Unser Wunsch im WGT-Komitee und im Vorstand ist es, dass dieser Brief zur Klärung der kontroversen Punkte beitragen und vielleicht auch etwas vom geschwisterlichen Vertrauen wiederherstellen kann. Denn wir sind überzeugt, dass die Gottesdienstliturgie auch in der jetzigen Fassung das widerspiegelt, worum es uns gemeinsam geht - wie Ihr am Schluss Eures Briefes schreibt: die reiche Vielfalt und die authentischen Stimmen der palästinensischen Gemeinschaft widerzuspiegeln.

Mit herzlichen Grüßen
vom Vorstand des Weltgebetstages der Frauen in Deutschland
Ulrike Göken-Huismann, Mona Kuntze, Brunhilde Raiser, Cornelia Trommer-Klimpke | Quelle

Palästina 2024: Friedensgebet wichtiger als je zuvor.

„…durch das Band des Friedens“, das Motto des Weltgebetstages (WGT) zu Palästina am 1. März 2024 scheint seit den unfassbaren Terrorakten der Hamas vom 7. Oktober 2023 und den Militäreinsätzen Israels im Gazastreifen mit tausenden Toten wie eine Illusion: Frieden im Heiligen Land. Ein Leben, in dem „Gerechtigkeit und Frieden sich küssen“, wie es in Psalm 85 der Gottesdienstliturgie für 2024 heißt, eine ferne Vision. Und doch eine Vision, an der der Weltgebetstag festhalten will – mit entsprechender Aktualisierung des bereits vorliegenden Materials.

„Wann, wenn nicht jetzt sollten christliche Frauen aller Konfessionen sich weltweit zu Friedensgebeten versammeln, wann wenn nicht jetzt?“ sagt die katholische Vorstandsvorsitzende des WGT, Ulrike Göken-Huismann. Allein in Deutschland nehmen jährlich rund 800.000 Menschen an Gottesdiensten und Veranstaltungen teil, in über 150 Ländern weltweit mehrere Millionen - der WGT als „einzigartige Gebetskette rings um die Welt“.

Frieden könne es in Palästina und Israel nur gemeinsam geben, so Göken-Huismann: „Das Existenzrecht Israels ist völlig unbestritten, deshalb sind Vorwürfe gegenüber dem Weltgebetstag, antisemitisch oder antiisraelisch zu sein, ebenso unberechtigt wie unhaltbar.“ So unterstützt der Weltgebetstag schon seit langem etwa Projekte und Partnerorganisationen im Westjordanland, in Gaza und in Israel, die sich für Frauen- und Menschenrechte engagieren und für einen gerechten Frieden eintreten. Zum Beispiel die Aktivistinnen der israelischen Initiative MachsomWatch, die an militärischen Checkpoints präsent sind oder die palästinensische Trauma-Beratung Wings of Hope.

„Canceln“ keine Option. „Als Weltgebetstag werben wir für Toleranz, Versöhnung und Dialog – Gebet als aktiver Beitrag zur friedlichen Konfliktlösung“, betont die evangelische Vorstandsvorsitzende des WGT, Brunhilde Raiser. „Wir sehen keinen Grund dafür, die Gottesdienstliturgie oder etwa den ganzen Weltgebetstag abzusagen, von ‘Canceln‘ kann keine Rede sein.“ Es gehe nach wie vor darum, die Stimme der christlichen Palästinenserinnen hörbar zu machen, von ihrem Glauben, ihrem Alltag und der Friedenssehnsucht nach mehr als 50 Jahren israelischer Besatzung zu erzählen.

Gleichzeitig nimmt das deutsche Komitee des Weltgebetstags Kritik und Antisemitismusvorwürfe ernst. Es prüft, wo gegebenenfalls weitere Erklärungen, kontextuelle Hinweise oder der Verzicht auf Formulierungen nötig sind. Das Material ist bereits mit teils mehreren Jahren Vorlauf entwickelt und im September 2023 veröffentlicht worden. Brunhilde Raiser: „Durch den Terrorangriff der Hamas haben sich der Bezugsrahmen und die Deutungsmöglichkeiten zum Thema Israel-Palästina in Deutschland verschoben. Deshalb braucht die Liturgie eine Einordnung und Einbettung in den aktuellen Kontext.“

Überarbeitung des Materials. Auf Beschluss der Mitgliederversammlung des deutschen WGT-Komitees vom 9. November 2023 sind folgende Maßnahmen geplant oder schon erfolgt:

  • Die Gottesdienstordnung soll so weit wie möglich erhalten bleiben „um die Stimmen der palästinensischen Schwestern zu Gehör zu bringen“. In der jetzigen Form wird sie nicht weiterverwendet und die Printfassung nicht mehr verkauft. Lieder und Fürbitten werden überprüft, bearbeitet und ergänzt, die drei Erfahrungsberichte werden kontextualisiert. Bis zur Jahreswende wird eine überarbeitete Gottesdienstordnung vorliegen.
  • Insgesamt braucht sie eine Einordnung in die aktuellen Kontexte im Nahen Osten und in Deutschland.
  • Titelbild und Plakat des WGT werden nicht mehr verwendet, der Verkauf ist gestoppt, da Vorwürfe gegen die Künstlerin Halima Aziz, Hamas-freundlich zu sein, nicht ausgeräumt werden konnten; die Bildauswahl war durch das internationale Komitee erfolgt.

 

EKD-Ratsvorsitzende: Kein Entweder-Oder. Der Weltgebetstag begrüßt die Auffassung der Vorsitzenden des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, am Rande der EKD-Synode in Ulm am 12. November, dass der Weltgebetstag 2024 zu Palästina stattfinden solle; allerdings sei die anstehende Bearbeitung des Materials dabei eine wichtige Aufgabe. Wörtlich sagte sie: „Genau da wird sich zeigen, dass wir hier nicht von einem Entweder – Oder sprechen, sondern von einer Solidarität mit Israel UND einem Blick auf das, was in Palästina geschieht.“

Ausblick. Wir hoffen und bitten Gott darum, dass es bald Frieden im Nahen Osten gibt; einen Frieden, der mit Gerechtigkeit und Vergebung einhergeht und Lebensperspektiven für alle Menschen in der Region eröffnet.

Vorstand des Weltgebetstages der Frauen, Deutsches Komitee e.V.
Stein bei Nürnberg, 13. November 2023 | Quelle: Website des WGT Abruf: 24.11.2023

Banner zum Weltgebetstag 2024. © WGT e.V.Banner zum Weltgebetstag 2024. © WGT e.V.

Die Vorbereitungsgruppe erarbeitet gerade die Liturgie zum WGT. ... bald erfahren Sie mehr ...

Frauen aus der Berliner Mennoniten-Gemeinde, der Alt-Katholischen Gemeinde, der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Bethel, der Baptistengemeinde Steglitz sowie der Paulus-, der Patmos- und der Markus- und Matthäus-Gemeinde laden jetzt schon herzlich ein ...

Hier zum EKBO-Termin ...

In einem offenen Brief an das deutsche Weltgebetstags-Komitee hat das palästinensische Komitee die überarbeitete deutsche Ausgabe der Liturgie für den Weltgebetstag am 1. März 2024 scharf kritisiert. Die Bearbeitungen seien nicht autorisiert, gebilligt oder freigegeben worden.

Liebe Schwestern im Deutschen Weltgebetstagskomitee,

zunächst möchten wir uns bei allen bedanken, die sich darum bemühen, unsere Stimmen hörbar zu machen. Wir verstehen, dass es in Deutschland Probleme mit der Einordnung unsere palästinensischen Liturgie gibt, und danken euch als Deutschem WGT-Komitee für den Versuch, durch die aktualisierte Gottesdienstordnung unsere schwierige Situation und Friedenssehnsucht in Deutschland besser verständlich zu machen.

Wir schreiben euch in einer für uns sehr schwierigen und herausfordernden Zeit. Unsere Lebensumstände sind seit Langem von der israelischen Besatzung geprägt, wobei die eingeschränkten Bewegungsmöglichkeiten, die anhaltenden Landenteignungen und der Siedlungsbau zusätzliche andauernde Belastungen darstellen. Wir weisen darauf hin, dass die aktuelle Lage nicht am 7. Oktober begonnen hat, sondern dass wir schon seit langer Zeit mit den Herausforderungen dieser schwierigen Realität konfrontiert sind.

Aufgrund der vielen Blockaden ist es uns nicht möglich, einfach in die West Bank ein- und auszureisen. Als Reaktion auf diese erschwerten Bedingungen haben wir uns entschlossen, drei Gottesdienste an drei aufeinander folgenden Tagen in Bethlehem, Ramallah und Jerusalem zu feiern. Diese Entscheidung ist eine Notwendigkeit, da die Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt ist und es uns somit erschwert wird, an einem zentralen Ort zusammenzukommen.

Des Weiteren möchten wir darauf aufmerksam machen, dass im Zuge der Aktualisierung unserer Liturgie bestimmte Informationen fehlen. Die aktuelle Lage erfordert ein tiefgehendes Verständnis für die Herausforderungen, denen wir gegenüberstehen, und wir hofften, dass dies in der Überarbeitung berücksichtigt würde.

Ein weiterer Punkt, der uns verwundert und besorgt, ist die Tatsache, dass die Unterstützung Palästinensische Projekte wie „Wings of Hope“ und die Arbeit mit Menschen, die von PTBS betroffen sind, zugunsten einer ausschließlich israelischen Organisation aufgegeben wird. Wir verstehen nicht, warum nicht alle unterstützt werden können, um eine umfassende Perspektive auf die Lage zu gewährleisten. Die Einbindung verschiedener Stimmen und Projekte ist entscheidend für ein ausgewogenes Bild der Situation.

In dieser für uns so schweren Situation haben wir leider feststellen müssen, dass die nun vorgenommenen Änderungen in der WGT-Liturgie nicht im Einklang mit unserer Besprechung und E-Mail Kommunikation stehen. Wir respektieren eure Geschichte in Bezug auf dieses Land bei der Gestaltung, erwarten jedoch auch Respekt für unsere Standpunkte und Perspektive vom Leben als Frauen in unserem Land. Obwohl wir uns bemüht haben, transparente Kommunikation aufrechtzuerhalten, ist eine bearbeitete Liturgie-Version entstanden, die nicht im Einklang mit unseren ursprünglichen Absprachen steht. Trotz unserer klaren Ablehnung wird in der Gottesdienstordnung suggeriert, dass die Änderungen von uns stammen, bzw. im Einvernehmen mit uns vorgenommen wurden.

Zum Teil sinnentstellende Umstellungen, Einfügungen, Streichungen und Ergänzungen sind nicht kenntlich gemacht bzw. hervorgehoben worden. Es ist unser Anliegen, darauf hinzuweisen, dass diese Bearbeitungen nicht von uns autorisiert, gebilligt oder freigegeben wurden. Der Weltgebetstag ist eine heilige Gelegenheit, die kulturelle und religiöse Grenzen überwindet und Einheit, Verständnis und Solidarität zwischen verschiedenen Gemeinschaften fördert.

Die Essenz des Weltgebetstags liegt in der Feier der Vielfalt. Sie fördert eine inklusive Umgebung, die die einzigartigen Traditionen jeder teilnehmenden Nation respektiert und umarmt. Eure Entscheidung, unsere Liturgie einseitig zu ändern, untergräbt die grundlegenden Prinzipien, die Sinn und Zweck dieses globalen Ereignisses sind. Es geht darum, die jeweilige Situation im jeweiligen Land ungeschminkt und weltweit Gott darzubringen.

In dieser schwierigen Zeit appellieren wir erneut an die Wichtigkeit einer respektvollen Zusammenarbeit und bitten darum, unsere Perspektive und unsere Herausforderungen angemessen und ungeschmälert zu berücksichtigen. Das haben ja Österreich und die Schweiz gemacht, indem sie unsere originale Liturgie verwenden. Dafür sind wir sehr dankbar, unsere gemeinsame Zielsetzung sollte darin bestehen, eine Liturgie zu haben, die die reiche Vielfalt und die authentischen Stimmen unserer palästinensischen Gemeinschaft widerspiegelt.

Vielen Dank für euer Gebet für die Menschen im Heiligen Land,

Weltgebetstags Komitee, Palästina | Quelle

Nach dem Terrorangriff der Hamas auf die Zivilbevölkerung und das Existenzrecht Israels am 7. Oktober 2023 ist deutlich, dass die Liturgie des WGT nicht in der vorliegenden Form gefeiert werden kann. Das Gebet für Frieden und die Rolle und Situation von Frauen auf der Welt und in Palästina im Speziellen bleiben aber ein wichtiges Anliegen.

Ein Team unter Federführung des AKD arbeitet momentan intensiv an der Frage, wie es gelingen kann, dem Anliegen der Weltgebetstagsbewegung nachzukommen und den Stimmen palästinensischer Frauen Raum zu geben. Dies geschieht jedoch unter Beachtung und Einbeziehung der Geschehnisse vom und seit dem 7. Oktober 2023. Dabei ist uns wichtig, die bleibende Verbundenheit des Christentums mit dem Judentum zu ihrem Recht kommen zu lassen.

Wir werden bis Ende des Jahres 2023 – auch unter Berücksichtig von eventuell in der Zwischenzeit vom Weltgebetstag der Frauen – Deutsches Komitee e.V. vorgenommenen Schritten –, Begleitmaterial zur Verfügung stellen, das versucht, den verschiedenen Ansprüchen gerecht zu werden. Dabei sollen die Eigenständigkeit der vorgeschlagenen Liturgie ebenso wie der aktuelle Kontext und unsere theologischen Überzeugungen gewahrt bleiben, wie es auch bei anderen Weltgebetstagen der Fall war. Wir möchten die Gemeinden befähigen, informiert und kritisch das Material und die Gottesdienstordnung für die Ausrichtung des Gottesdienstes zum Weltgebetstag am 1. März 2024 benutzen zu können.

Zusätzlich zu den zu erstellenden Materialien bieten wir für Gemeinden, die dies wünschen, Beratung und Begleitung an. Wenden Sie sich gerne an uns.

Als erste konkrete Reaktion haben wir auf der Seite des AKD das Bild der Künstlerin Halima Aziz zurückgezogen, da sie sich in den sozialen Medien eindeutig hamas-unterstützend geäußert und das Pogrom relativiert hat. Die Suche nach einem alternativen Bild geschieht auch in Verbindung mit dem zentralen Weltgebetstag der Frauen – Deutsches Komitee e.V.

Das Ziel unserer Arbeit ist es, im März 2024 verantwortlich und wirksam mit unseren palästinensischen Schwestern für Freiheit und Gerechtigkeit für alle Frauen auf der ganzen Welt beten zu können. Dafür bitten wir um Ihre Geduld und Ihr Mitdenken.

Berlin, den 1. November 2023

Download der AKD-Stellungnahme per PDF [Quelle]

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