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Predigten zum Nachlesen

Wir versammeln hier die Predigten, die im Laufe der Zeit gehalten oder auch ungehalten sind. Die Übersicht über den PatmosPredigtPodcast finden Sie auf der verlinkten Seite. Einen weiteren Überblick gibt die Gottesdienstseite.

3.12.2023 :: 1. Advent 2023 :: DLF-Rundfunkgottesdienst
Stadtansicht von Wertheim mit Stiftskirche. Bild von Siddhartha-Finner/Wikipedia
„Lass die Tür offen!“ +++ Live-Übertragung aus der Stiftskirche Wertheim +++ Deutschlandfunk Sonntag, 03.12.2023 - 10:05 +++ Mit Predigt zu Nachlesen.

Überall in der Gesellschaft werden die Mauern höher und undurchlässiger. In ihrer Predigt denkt Dekanin Wibke Klomp darüber nach, wie Türen auch in dieser herausfordernden Zeit offengehalten werden können.

Gottesdienst nachhören ... mp3 bitte auf der dlf-Seite anhören.

Predigt zum Nachlesen ...

I

„Macht hoch die Tür, die Tor macht weit!“ – offene Türen, Licht, das dahinter einladend hervorleuchtet. Kindheitserinnerungen kommen in mir hoch: Ich sehe die Wohnzimmertür aus Glas in meinem Elternhaus am Heiligen Abend. Der Weihnachtsbaum dahinter leuchtet schon, mein Bruder und ich warten, dass die Tür zum Weihnachtszimmer endlich aufgeht.

„Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“ – heute, am 1. Advent, fängt der Weg dorthin wieder an und ich freue mich darauf. Erst recht, wenn dazu noch der Duft von frischem Tannengrün und der Weihnachtsbäckerei kommt.

Barbara Lotz, eine Ehrenamtliche aus unserer Gemeinde öffnet für uns die Tür in ihre Kindheit:

Ich bin ein Kind der späten fünfziger Jahre. Advent hat sich bei uns zuhause und im Gottesdienst abgespielt.

Der erste Advent wurde feierlich mit dem Entzünden der ersten Kerze besungen, hier und dort gab es ein bisschen Tannenzweigschmuck. Irgendwann hatten wir dann auch einen Adventskalender, und jeden Morgen sind meine beiden Schwestern und ich zum Türchenöffnen gestürzt.

Schokolade vor dem Frühstück! Unfassbar!

Wir haben viel gebastelt.

Wir haben gelernt, Strohhalme zu bügeln, die dann aufgeschnitten und mit dünnem Faden zu komplizierten Gebilden gebunden wurden. Klebstoff? Den gab es damals nicht.

Es war ein ziemlich mühsames Gefussel Das Ergebnis durfte dann am Ende den Tannenbaum daheim schmücken.

Mein Vater hatte eine kleine Werkstatt im Keller, dort hatten wir in der Vorweihnachtszeit keinen Zutritt mehr. Und einmal bekamen meine Schwestern und ich zu Weihnachten jede einen kleinen Puppenschrank! Neue Puppenkleidchen dazu hatte meine Mutter genäht.

Wichtig war bei uns zuhause das Singen. Mit Klavier- und Flötenbegleitung, am Tisch oder auch zu fünft im Auto bei Ausflügen, mehrstimmig und aus voller Kehle. Beim Singen geht mir heute noch das Herz auf.

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Morgenandacht - Predigten :: Sonntagsblatt
Symbolbild Kaffee, Keks und Bibel. Peter Bongard/Fundus
Hier finden Sie die besten Predigten auf einen Blick. Zu den Autorinnen und Autoren gehören profilierte Theologinnen und Theologen - darunter Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, die ehemalige Münchner Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler, die Medienprofessorin Johanna Haberer und die Pfarrerin Barbara Hauck.

Sonntagsblatt 3600 Evangelisch

Dossier Morgenfeier

Alle Predigten der "Morgenfeier" werden am Sonntag um 10.05 Uhr im Bayerischen Rundfunk (Bayern 1) ausgestrahlt. Das Podcast der Sendung können Sie hier abrufen. Die PDFs mit dem Text der Sendung finden Sie hier.

Predigtreihe „Ungehaltene Predigten ungehaltener Frauen“
Banner Logo zusammengestellt für Predigtreihe Gleich und Berechtigt
Mit der Predigtreihe „Ungehaltene Predigten ungehaltener Frauen“ würdigt die CityKirche Konkordien, Mannheim, das 50. Jubiläum der ersten Ordination einer Frau in Baden.

Was heute selbstverständlich ist, war damals ein großer Schritt. Das greift die Predigtreihe auf und legt zugleich den Finger auf Ungerechtigkeiten, denen Frauen weiterhin ausgesetzt sind.

Die Predigtreihe wird am Sonntag, 24. April um 11 Uhr eröffnet mit Dr. Ellen Ueberschär. Sie ist Vorstand Heinrich Böll Stiftung und spricht über „Erinnerung ist das Geheimnis der Erlösung“. Zu den Predigerinnen zählt auch die neue badische Landesbischöfin Prof. Dr. Heike Springhart.

Manche sagen erst, andere sagen immerhin: Vor 50 Jahren wurde die erste Frau in Baden ordiniert. Seither können Frauen das Pfarramt gleichberechtigt ausüben. Das hat die evangelische Kirche und auch ihr Wirken nach außen verändert. „50 Jahre Frauenordination in Baden machen deutlich, wie wenig selbstverständlich das ist, wo wir heute stehen“, sagen die Organisatorinnen Pfarrerin Ilka Sobottke und Anne Ressel. „Frauen stehen die gleichen Rechte zu, doch sind sie weiterhin Ungerechtigkeiten ausgesetzt“. Das zeige sich an den Gehaltsunterschieden, bei der Gewalt gegen Frauen, der Armut von Alleinerziehenden, den prekären Beschäftigungsverhältnissen, dem Hass gegen Frauen in den sozialen Medien und in der öffentlichen Kommunikation. Diese Phänomene, beobachten die Organisatorinnen, haben sich in letzter Zeit verstärkt. Frauen haben in der Pandemie vielfach eine stärkere Last zu tragen als Männer. Die Predigtreihe nimmt gesellschaftliche und biblische Themen in den Blick. [Quelle]

Predigtreihe „Ungehaltene Predigten ungehaltener Frauen“ 24. April bis 5. Juni 2022, sonntags um 11 Uhr.

Sonntag, 1. Mai 2022: „Christus unterm Sofa“ - Eure Rede sei ja, ja; nein, nein.
Kristin Jahn, Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentag. Predigt hier nachzulesen.

Predigten & Texte von Landesbischöfin Heike Springhart [Baden]

Fundstück: Bischof Scharf war 1943 Präses des Konvents der ev. Kirche und hat die erste Pfarrerin in Baden, Ilse Härter, ordiniert. [Quelle Zugriff: 2. Mai 2022]

27.11.2022 :: 1. Advent
Symbolbild Humusak_book/pixabay
Hier eine Predigt aus 'Frohe Botschaft' von Pfarrer i.R. Helmut Ruppel. 'Adventliche Klopfzeichen'.

Adventliche Klopfzeichen

Predigttext zum 27. November 2022 | 1. Advent: Offenbarung 3,14–22

Ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wer Ohren hat, der höre, was er den Gemeinden sagt. Offenbarung 3,20.22 [LUT]

Eine Predigt gelingt, wenn etwas hängen bleibt. Ein Bild, ein Wort, eine Wendung. Der Glaube kommt nicht aus der Predigt, er „kommt aus dem Hören“ (Römerbrief 10,17). Die Predigt macht ihn nicht. Sie legt eine Möglichkeit frei: Es könnte doch möglich sein, dass … Das Bild unseres Textes für den 1. Adventssonntag ist die Tür.

Eine Erfahrung: Eine Pfarrerin macht Hausbesuche. Sie klingelt. Aus der Sprechanlage ruft eine Stimme: „Bist du es, mein Engelchen?“ Sie ist ein wenig verwirrt, antwortet aber schlagfertig: „Nicht direkt, aber von der gleichen Firma!“

Ein Urtraum: Wenn es klopft an der Haustür, an der Wohnungstür, an der Krankenzimmertür – möge es doch es ein Engel sein, der mein Leben mit Liebe erfüllt, mit Freundlichkeit erwärmt und mit Fürsorge bewahrt. Ein Urtraum.

Die Tür ist für uns zu einem Symbol geworden: So wie es offene und verschlossene, einladende und abweisende Türen gibt, so auch Menschen mit einem Herzen, das verschlossen ist wie eine Tür, mag man noch so rütteln und klopfen – es gibt unzugängliche Menschen, Häuser. Auch Gemeinden, auch Kirchen? „Offene Kirche“, ein gesegneter Dienst der Gemeinde, Advent ist bekanntlich immer …

Nun aber 1. Advent mit dem Text: „Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an!“, Vers 10 aus dem Sendschreiben an die Gemeinde in Laodicea, Offenbarung es Johannes 3, 14-22. Der Inhalt ist wenig erfreulich, „eine Abfuhr sondergleichen“, wie es der Theologe Wolfgang Huber bezeichnete, früher ein Text für den Buß- und Bettag. Die liturgische Farbe für den Advent ist das Violett, Farbe der Umkehr, des Hörens, des Sich-Öffnens, des Bereit-Werdens für den, der an der Tür steht und klopft.

Vor 60 Jahren kam ich als Student nach Berlin und hörte bei Eberhard Jüngel die wunderbare Auslegung von Psalm 24,7–10: „Macht die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehren einziehe!“ (Predigten, 1968), sie begleitet mich bis heute. Sie ist der biblische Zusammenklang zum Sendschreiben-Vers. Wem es möglich ist, möge sie bitte lesen oder bei mir anfordern!

Ihm ging es um das Brandenburger Tor und das Jerusalemer Mandelbaumtor! Und um das Tor zu uns selbst. „Advent ist Wartezeit … Wartezeit derer, die auf den Herrn harren. Doch der Advent ist vor allem Wartezeit Gottes, der einziehen will und darauf wartet, dass ihm die Tore und Türen in unserer Welt von innen, von uns geöffnet werden. Wenn aber unseres Herzens Tür für Gott offen ist, dann können unsere Haustüren, dann können auch die Tresore ihm nicht verschlossen bleiben. Gott wartet nicht gern umsonst, deshalb: „Macht die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehren einziehe!“

Helmut Ruppel, Pfarrer und Studienleiter im Ruhestand, Berlin | Abgerufen 11.12.2022

1.05.2022 | Miserikordias Domini | 2. SO nach Ostern
Symbolbild pixabay/Humusak
Predigt von Kristin Jahn aus der Citykirche Konkordien in Mannheim. Hier finden Sie den Predigttext als Nachlese:

I Frieden schaffen ohne Waffen. Jahrelang hat Richard das gelebt. Er war Bausoldat gewesen in der DDR. Er hat lieber auf Baustellen schwer geschuftet, als eine Waffe in die Hand zu nehmen. Er hat sich seine Sehnsucht nach Frieden etwas kosten lassen. Damals in der DDR.

Selig sind, die da hungert und dürstet nach Gerechtigkeit.

Richard hat sich verzehrt nach einem Leben im Frieden, nach einem Land ohne Aufrüstung und Waffen. Darum hat er mitgemacht in der Friedensbewegung Ost. Seine Verwandten wusste er im Westen. Dass die auch protestierten, war sein ganzer Trost. Nicht allein sein mit der riesengroßen Sehnsucht. Das ist manchmal schon viel und gibt Kraft. Als 1983 in Wittenberg ein Schwert umgeschmiedet wurde zur Pflugschar, war Richard natürlich mit dabei gewesen. Er wusste, dass er überwacht wird und hat es trotzdem riskiert.

Eure Rede sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel.

Richard sagt: Wir haben damals ein Wunder erlebt. Aber es hat uns eben auch etwas gekostet. Mit Kerzenwachs und Gebeten stand er 89 auf der Straße. Friedliche Revolution. Er hat gesehen, wie die Waffen geschwiegen haben, die auf ihn gerichtet waren. Wenn er heute von damals erzählt, dann leuchten noch immer seine Augen.

Eure Rede sei Ja, ja; nein, nein. Ja zum Leben und Nein zum Tod.

II Als am 24. Februar dieses Jahres Wladimir Putin die Ukraine überfiel, war Richards allererster Satz: Waffen helfen jetzt gar nicht. Waffen machen alles nur noch schlimmer. Wie einen Refrain hat Richard seinen Slogan von damals wiederholt. Frieden schaffen ohne Waffen.

Als die Bilder von Butscha über den Äther liefen, hat Richard immer noch gesagt: Waffen liefern sei falsch. Das heize den Krieg nur noch an.

Und ich habe gedacht, soll das jetzt die Lösung sein – dass wir zusehen, beten und nicht helfen, damit sich ein Land schützen kann? Am besten noch aus einem warmen Wohnzimmer heraus, geheizt mit russischem Gas?

Wenn ich ein Kind mitten im Winter frieren sehe und gebe ihm noch nicht mal meinen Mantel, damit es sich schützen! Mit Richard war da nicht zu reden. Er hat seinen Slogan wiederholt.

Richard steht mit seinem radikalen Pazifismus nicht allein. Auch unser EKD-Friedensbeauftragter vertritt diese Position.

Aber ich finde, es ist etwas vollkommen anderes, wenn ein Volk mit Blick auf seine eigene Regierung auf die Straße geht und sagt: wir machen da nicht mit.

„Wir wollen Frieden schaffen ohne Waffen“, als diesen Slogan, der damals für uns Losung und Erlösung war, jetzt wie ein Etikett auf eine vollkommen andere Situation zu kleben.

Sendemast-Theologie, nenn ich das, überheblich und wirklichkeitsfremd, festgefahren in einer Position und Christus irgendwo versteckt unterm Sofa.

III Ich glaube, dass man sich in seinen Erfahrungen einrichten kann wie auf einem Sofa. So ein Sofa, in dem schon eine Kuhle ist. Man fällt dann ganz von alleine dorthinein, immer wieder auf den gleichen Platz.

Ich glaube, dass man sich auch in den erfahrenen Wundern so sehr einrichten kann, dass man die Wunden der andern gar nicht mehr sieht.

Man schwört dann Stein und Bein auf das, was einem selber mal geholfen hat und schreibt es unbewusst anderen vor. Frieden schaffen ohne Waffen.

Und Christus irgendwo unterm Sofa.

Irgendwo hinter all den wunderbaren Erfahrungen, liegt er dann noch, dieser Christus mit seinem ganzen Aufstand und Protest gegen alles, was das Leben bedroht.

Richards Beharren ist für mich zu einem Sinnbild geworden für eine Kirche, die sich in sich selber verkriecht.

Eine Kirche, die vor lauter klugen friedensethischen Debatten den Nächsten aus dem Blick verliert. Die weder zupackt, noch das Unfassbare dekliniert.

Denn anstatt jetzt zu sagen, wie man in einer Welt, in der Putin über Leichen geht, überhaupt noch bekennen kann: Dass Gott uns alle erschuf, Putin, Selenskyj. Dich und mich.

Anstatt das mal zu durchdenken, ziehen sich manche Christen und Friedensbeauftrage lieber auf ihre wunderbaren Erfahrungen von 89 zurück und sagten mantraartig Frieden ist der Weg, nach dem Motto: mein Wunder, meine Lösung für dich.

Es ist menschlich, aus der eigenen Erfahrung heraus zu denken, aber es ist vor allem übergriffig. Eine bequeme Theologie, die sich eingerichtet hat mit ihrem Gott.

IV Eure Rede sei Ja, ja; nein, nein.

Jesus steht da oben auf dem Berg und er spricht zu uns. Die Seligpreisungen, wo der Himmel beginnt, worauf ich bauen mag im Leben und im Sterben.

Und ich stehe vor ihm mit meiner ganzen Lebenserfahrung. Mit all meinen Haaren auf dem Kopf und mit der Erfahrung einer friedlichen Revolution im Rücken.

Und Jesus sagt: deine Rede sei Ja, ja, nein, nein. aber was darüber ist, das ist vom Übel. Lass dich immer wieder neu auf Menschen ein, auf die, die vor dir sind; mit dem, was du kannst. Bleib beweglich, grab dich nicht ein.

Auf nichts kann ich bauen und schwören. Auf kein Wunder, das ich erlebt habe, auf kein Konzept, keine Erfahrung.

Ich muss jeden Tag neu ausloten, was gerade dran ist.

Das ist alles andere als leicht und bequem.

In meiner Heimatgemeinde in Ostthüringen wohnen nicht so viele theologisch gebildete Leute, keine Bischöfe und auch keine EKD-Friedensbeauftragte. 

Es sind einfache Leute. Viele von ihnen sind gar nicht in der Kirche.

Ende März sind in unserem Nachbardorf 39 Menschen aus der Ukraine angekommen sind.

Die Turnhalle war das erste Domizil. Menschen haben erstmal Suppe gekocht, Kinder betreut. Haare frisiert. Das was nötig war und das, was jeder auch gut konnte.

Eure Rede sei ja, ja; nein, nein.

Gründonnerstag konnten die ersten 30 Personen in eigenen Wohnungen untergebracht werden.

Christentum ganz konkret und ein Glaube, der am Ende des Tages einfach zupackt. Da wo es möglich ist, ganz konkret.

V „Wir müssen unsere friedensethischen Positionen überdenken“, hat Annette Kurschus vor einigen Wochen gesagt.

Ja, denke ich. Aber vor allem müssen wir aufhören, in Positionen zu glauben und zu denken.

Ich wünsche mir eine Kirche, die den Mut hat erwachsen zu sein. Die sich nicht in friedensethischen Debatten verliert, sondern Hoffen und Handeln verbindet.

Eine Kirche, die Abschied nimmt von ihrem Wohlfühlgott, sondern glasklar Theologie betreibt, auch dort, wo es richtig weh tut.

Die den Mut hat zu sagen: Wladimir Putin ist und bleibt unser Bruder – nicht mit seinen Worten und Taten – aber sehr wohl unser Bruder in Christus genauso wie Wolodymyr Selenskyj. Denn Gott hat beide erschaffen.

Und einmal wird er kommen und wird richten über Lebende und Tote.

Und gerade, weil das so ist, werden wir jetzt nicht tatenlos zusehen, wie Putin das Leben eines anderen bedroht, auslöscht und zerbombt. Da gehen wir dazwischen, da liefern wir wenn´s nötig ist auch Waffen, damit sich ein Land verteidigen kann.

Ich wünsche mir eine Kirche, die das Unfassbare sagt. Eine Kirche, die ernst macht mit dem Credo. Die konsequent trennt zwischen Täter und Tat und den Täter nicht weiter morden lässt und dann Karfreitag der Opfer gedenkt.

Ich wünsche mir eine Kirche, die es wagt, von dem Gott zu erzählen, der größer ist als alles, was wir verstehen und der mich am Ende fragt: Was hast du mir – im Geringsten – getan? Wo mich gewärmt, erlöst, befreit?

Eure Rede sei Ja, ja; nein, nein. Und was darüber ist, das ist vom Übel. Amen. So soll es sein. [Quelle]

15.04.2022 | Karfreitag
Sicht auf Schnott eines alten Buches. Humusak/pixabay
Karfreitagspredigt von Pröpstin Christina-Maria Bammel, gehalten Karfreitag, 15.4.2022 in der St. Marienkirche in Berlin-Mitte

Liebe Gemeinde,
Es gibt ein Millionenpublikum für die „Passion“. War doch nie wichtiger, für Frieden, Nächstenliebe und Zusammenhalt einzustehen, meint RTL. Die einen schauen dem Leiden zu, die anderen schauen weg, die dritten bleiben da und halten aus und tragen mit – auf der Straße. Nicht nur da. So geht das nicht erst seit dem ersten Freitag auf Golgatha. Nichts davon zwischen Show und spirituell war Jesus fremd: Ein Schrecken ging und geht durch diesen Kummertag. Sagen die einen. Das Ende des Schreckens – endlich, sagen die andren. Vollbracht aus unsterblicher Liebe: dieser Bruch mit dem Tod. Ein guter Freitag also?

Kein gebrochenes, kein abgebrochenes Leben ist gut, kein Tod ist gut. Brüche und Abbrüche machen uns schwer zu schaffen - nach zwei lastenden Jahren – auch der „Einsamkeitsepidemie“ – die Geschichte gemacht haben. Und hinter tausend Masken tausendfache Einsamkeit. Und der Covid-verursachte Hunger und die Angst auf anderen Kontinenten.

Karfreitag – und wieder nicht frei vom Krieg, etwa in der Ukraine – weltweit nicht der einzige. Er geht in eine weitere Woche, während auf den Friedensdemonstrationen gesagt wird:

"Beten ist nicht genug." / "Mitleid ist nicht genug."

Es ist ein Kreuz, angesichts der Kriegsnachrichten aus der Ukraine, der un/gezählten Toten, der aufgenommenen Überlebenden und der verlorenen Kindern zu sehen, wie unfassbar weit der Weg zu Lösungen ist. Dieser Freitag setzt nicht auf Lösungen, sondern setzt auf Erlösung. Und doch bleibt es ein Skandal, ein Kreuz, dass im Schatten des einen Todes, noch immer die Todessysteme – erniedrigend, gewaltvoll und sinnlos – heiß laufen. Wir spüren das Gewicht der Untröstlichkeit mit jedem Augenblick dieses Tages. Zugleich gibt er uns Worte für den Schrecken dieser Welt, für den Schrecken in uns. Die Gräuel und die zur Asche gewordenen Hoffnungen dieser Zeit stehen uns vor Herz und Augen. Wir klagen das Versäumte, Ausgebliebene und Verlorene. Jetzt ist Zeit einzusehen, wie tief wir alle, mit Oscar Wilde gesagt, in der Gosse liegen, wenngleich auch ein paar von uns zu den Sternen aufschauen. Aus den Gossen, aus den Tiefpunkten dieser Welt kommt das Gebet des 22. Psalms.

Wir haben ein Gebet. Aber es adressiert nicht die kalten schweigsamen Sterne, sondern Gott direkt: „Warum hast du mich verlassen?!“ Gesungen, geschrien, gestottert: „Gott/ gibst dich hoch trohnend und gibst nicht nach ..“ Sperr deine Ohren auf für dieses Gebet, Gott, gerufen nicht nur aus den Gossen, sondern aus Luftschutzbunkern und Kellerschächten von Charkiw, Odessa und Ternopil. Gerufen aus den Flüchtlingszelten dieser Welt. Überhöre weder das Gebet noch das Wimmern unter erlittenen Verbrechen. Wir klagen dir das Wimmern der Frauen, die sich auf Befehl entscheiden sollen zwischen Ausziehen oder Erschossenwerden. „Keiner der sagt: Hier ist Hilfe. / Keiner, der sieht, wie meine Knochen brechen, meine Zunge klebt, / kein einziger.. und du Gott?“ Nicht nur aus der Gosse, sondern aus Panzern und Gräben, aus Arbeits- und Folterlagern keine Autostunde entfernt von Moskau, und hinter Minsk und rund um Peking – da seufzt das Gebet, doch noch immer zu dir hin, Gott: Menschen wie vor die Löwen geworfen. „Und der Bösen Rotte hat mich umringt. Angst ist nahe. Ich habe nichts mehr zu hoffen." Nicht nur aus der Gosse, sondern an den Grenzen gebetetes stöhnendes Wort – am Abgrund: "Ausgesetzt, Ausgeschüttet wie Wasser."

Du weißt Gott, ausgeschüttet das Blut auf dem Bahnhof von Kramatorsk neben den leeren, zurückgelassenen Buggys und Kindertaschen? Nach dem Raketeneinschlag. Was anderes bleibt uns denn da, als hinzusehen und das zu klagen? Wer kann wegsehen oder zuschauen? Gott zählst du die Gebete derer, die aus den Zellen ihrer Einsamkeit heraus klagen: „Allein. Wir sind allein. Die Kreuzwege des Lebens geh'n wir immer ganz allein“ . Gebete, die sich durchs Dunkel bohren. „Wie sehr wir uns auch aneinander klammern, uns bleibt nur / Die gleiche leere Bank auf einem kalten, leeren Flur“. Und drohen der Welt abhanden zu kommen, sterben wie ein Wurm. Verlassen, verloren, verflucht. So kommt Gott unter Anklage. Es wird kein kurzer Prozess, wenn die Geschlagenen und Gedemütigten in der Gosse der Geschichte liegen, aber nichts darauf geben, nur die Sterne zu betrachten. Gott unter Anklage: Siehst du Gott, einsam steh ich, vom Wind gezerrt, ungeliebt und verlassen.. Warum peitschst du mich, der dich liebte, jagst mich allein durch die Nacht .. Wie hast du mich mit Spott und Verachtung überschüttet.. So hatte Hermann Hesse in fiebrig-kriegsgeilen Zeiten 1914 den 22. Psalm weitergebetet. Hatte Gott einen bitteren Peiniger genannt. Grimmige Worte. Wie auch der 90jährige Holocaust-Überlebende Naftalie Fürst, der vor einigen Tagen erzählt hat, wie er sich damals als 12Jähriger in Buchenwald an einen stillen Ort geflüchtet hatte. Wie er dann von dort aus Gott mit allen Schimpfwörtern, die einem 12Jährigen zur Verfügung gewesen sein müssen, belegt hatte. Wie er darauf gewartet hatte, dass Gott sich wenigstens darauf hin melden und handeln müsste. Doch nichts geschah. Vernichtung und Todesmärsche stoppten nicht. Wenn Gott selbst auf diese Schimpfwörter nicht hört, kann es ihn nicht geben, hatte Naftali für sich beschlossen. Und versuchte fortan sein Leben ohne Gott. Also doch die Sterne betrachten ohne Sinn und Antwort? Wo die Splitter am Firmament partout nicht antworten?

Dieser Tag ist der Tag der Antwort Gottes. Eine Antwort, die zu dieser Frage Gottes an uns werden könnte. „Was habe ich euch getan, dass ihr mich mitten ins Herz und in die Seite getroffen habt. Wo ich für euch mit Leib und Seele da war, habt ihr mich verletzt an Seele und Leib – in jedem Schutzbefohlenen, in jedem Kind, das nicht geschützt war, in jedem Akt der Ignoranz gegen die Kleinsten und Schwächsten, jedem Fußtritt, in jedem Wegsehen, in jedem Schönreden, in jedem falschen Wort. Wo ich meine Liebe wie einen Mantel um euch gehüllt habe, habt ihr den Mantel verlost. Als ob es gar nichts wär! Wo ich euch nah war, seid ihr selbstgerecht auf Abstand gegangen. Wo ich meine Arme ausgebreitet habe, da wolltet ihr allein auf euren Erfolg bauen. Was für eine erbärmliche einsame Spitze. Warum habt ihr mich so abgetan? Warum habt ihr mich verlassen?“ So könnte Gott antworten, aber er geht an den verhassten Ort.

Liebe Geschwister, dort sind wir nicht, stehen nicht auf Golgatha. Dort sind wir zu spät. Gott hat schon gewählt, dass Gott zugrunde geht, hat gewählt, selbst am Bruch zwischen Himmel und Erde zu brechen. Also hat Gott die Welt geliebt, dass er dieser Liebe auf den tiefsten Grund gegangen ist. Einer allein im Abgrund. Kein Platz für uns. Einer allein im Abgrund. So geht Gott mit unseren Abgründen, Feindseligkeiten und Dämonisierungen um: Geht allein in den Abgrund. Und schickt uns ins Freie. Was heilt und was gerecht ist, zu tun, zu lindern, zu heilen und zu trösten, und zu bitten, das auch dem größten Feind vergeben wird. Und siehe: Die Menschenkinder werden so frei, zu leben, wir werden leben, auch wenn wir sterben. Kein Tod ist gut. Gott ist sich gut genug, den Tod zu übernehmen. Wir haben noch immer ein Gebet! Wohin sonst mit Klage und Schmerz auch an diesem Karfreitag? Noch geht das Weinen durch die Welt. Und weint die Lebendige selbst – und sucht unser mitleidendes und mitsorgendes Herz, für die Entkommenen, Wartenden, Verzweifelten, für unsere Feinde. Beten ist nicht genug, aber der Anfang unserer Aufgaben. Darin wird aus dem Mitleiden das Mitgehen. Und wenn alle Klage gesagt, aller Groll gesprochen ist, dann lasst uns bitten. Dein Kreuz sei mir, sei uns Licht (Benedict von Nursia). Dann haben wir Grund und Kraft die Kreuze dieser Welt zu tragen. Und Dein Kreuz - Licht.

Amen.

Predigt zum Download (PDF)

13.03.2022 | Reminiszere | Gebetstag
Symbolbild :: Humusak pixabay
Bischof Dr. Christian Stäblein predigt zum Gebetstag für bedrängte und verfolgte Christen und Christinnen in St. Marien Berlin mit dem Text aus Matthäus 26, 36-45.

Liebe Gemeinde,

die Szene wurde inzwischen viele Millionen Mal angeschaut, geklickt, wie wir heute sagen: ein junges Mädchen, Amelia, vielleicht acht oder neun Jahre alt, singt. Sie singt nicht in einem schönen Garten, wie es in diesen ersten richtig hellen Sonnentagen des Jahres vielleicht passend wäre, sie singt im Luftschutzbunker irgendwo in Kiew. Als sie beginnt mit ihrer durchdringenden, hellen Stimme, da herrscht noch geschäftiges Treiben um sie herum in der Enge und dem Durcheinander dieses beängstigend überfüllten Raumes. Mit jedem Ton von ihr wird es ruhiger, bis schließlich nichts mehr zu hören ist als eben Amelia.

Sie singt auf Ukrainisch „Let it go“ – ein Song aus dem Film Frozen, der deutsche Titel lautet: Die Eiskönigin. „Let it go“ – lass jetzt los, oder wie es in der deutschen Wiedergabe des Liedes heißt: „Ich lasse los, lass jetzt los. Die Kraft ist grenzenlos.“ Als Amelia ihr Lied im Luftschutzbunker beendet hat, brandet Applaus auf, Jubel, Rufe. Man merkt, wie sich der Raum der Angst irgendwo in Kiew für einen Moment verwandelt hat – man würde gerne den Himmel über einem Garten sehen, das ist natürlich nicht, aber es fühlt sich für Sekunden so an. Die Kraft dieser Stimme, die fast wie ein Gebet wirkt – grenzenlos? Jedenfalls reicht sie weit über diese Mauern hinaus, über sieben Millionenmal geteilt in wenigen Tagen.

Die Szene, die uns das Evangelium heute erzählt, ist milliardenfach wieder erzählt worden seitdem, sie gehört zu den anrührendsten Momenten der Jesus-Geschichte. Jesus im Garten, vor der Verhaftung, am schönsten Ort der härteste, einsamste Augenblick. Wir bekommen einen seltenen Blick in Jesu eigene Gefühle. Vater, ist’s möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber, aber nicht mein Wille, sondern dein Wille. „Let it go“. Lass jetzt los, ich lasse los. Die Kraft ist grenzenlos, die Jesus von seinem Vater Gott hat. Ja, in diesem Moment wird sichtbar: er ist ganz Mensch, mit aller Angst, aller Todesangst. Und er ist ganz durchdrungen von dem, der ihn gesandt. Er betet das, was wir von ihm gelernt haben: Dein Wille geschehe. Nicht mein, Dein Wille geschehe. Milliardenfach wieder gelesen, gehört, nachgesprochen, geteilt, geklickt, wenn Sie so wollen. Die Kraft dieses Gebets ist die ganze Kraft des Gebets überhaupt. Im Moment der größten Angst die größte Kraft – weit über den Moment hinaus, weit über die Mauern von Zeit und Raum – bis in alle Ewigkeit: Vater, wenn’s möglich ist.

Wachet und betet. Bleibet hier und wachet mit mir. Wachet und betet. Liebe Gemeinde, der Auftrag dieser Szene ist so klar, so unübersehbar, so offensichtlich, dass man fast meint, er müsste gar nicht extra ausgesprochen werden. Aber er steht da, einmal, zweimal. Wachet und betet. Es ist der Auftrag dieses Tages. Wachen. Mit den Menschen in der Ukraine, mit Amelia, die noch am Leben sein möge, mit allen anderen in den Luftschutzkellern. Wachen. Beten. Sie sehen. Idina Menzel, die im Film „Die Eiskönigin“ von 2014 das Lied „Let it go“ im Original singt, sie hat auf den Tweet von Amelia zurück geschrieben: We see you. We really really see you. Wir sehen euch. Die ihr im Bombenhagel ausharrt und Schutz sucht. Und Euch, die Ihr hierher gekommen seid und in diesen Tagen in etlichen Kirchen dieser Stadt untergekommen seid. Oder in Gemeinderäumen. Oder in Privatwohnungen. Es ist eine große Welle der Hilfsbereitschaft, die ich in unserer Gesellschaft und in den Gemeinden der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz erlebe. Ich möchte dafür ausdrücklich danken. Danke, dass Ihr helft und da seid. Und Danke, dass Ihr gekommen seid. Wir sehen Euch. Und wir hören nicht auf, für Euch zu beten. Und beten heißt auch: zu handeln. Wachet und betet.

Wir sehen Amelia. Und ich sage: Sie singt auch für Euch, liebe Freundinnen und Freunde aus Belarus, liebe Frau Podberezskaya, liebe Frau Rudz, lieber Herr Kavaliou und alle, die Sie zu RAZAM e.V. gehören und heute hier sind und sich für die Menschen in Belarus einsetzen. Es ist gut, dass Ihr hier seid. Amelia, die im Keller in Kiew singt, erinnert uns auch daran, wie viele Menschen im Nachbarland im Gefängnis sitzen und immer wieder in der Gefahr stehen, dass wir sie nicht mehr sehen. Gerade jetzt dürfen wir nicht müde werden, gerade jetzt wollen wir die Menschen im Osten Europas in ihrem Leiden und Aufstehen zusammen sehen: Maria Kalesnikova, die mit so vielen anderen in der Haft des belarussischen Diktators Lukaschenko sitzt. Swetlana Tichanowkaja, die unter Einsatz ihres Lebens
von hier aus in Westeuropa immer und immer wieder alle Kräfte mobilisiert, dass die vielen brutal Inhaftierten und Unterdrückten in Belarus nicht vergessen werden. Ihr, liebe Freudinnen und Freunde von RAZAM e.V., seid die, die auf ihrer Homepage stehen habt: Belarusians stand with Ukraine. Razam – der Name Eures Vereins heißt: gemeinsam. Ja, wir sehen sie heute gemeinsam: die Verfolgten, Entrechteten und Ermordeten in Belarus und die von Putin überfallenen Frauen, Männer und Kinder in der Ukraine. Für alle singt Amelia. Und für alle ist das heute in Gethsemane von Jesus gesagt: Wachet und betet. Bleibt so verbunden und steht füreinander ein.

Sagt sich alles so leicht, liebe Gemeinde? Womöglich ja, weshalb ich zwei Dinge sehr klar aussprechen möchte.

Erstens: Die Jünger bei Jesus schlafen, wir haben das vor Augen. Sie schlafen so fest, dass
Jesus vor dem dritten Mal beten, als er noch einmal nach ihnen schaut, schon gar nichts mehr zu ihnen sagt. Er lässt sie einfach schlafen. Was für eine Müdigkeit anscheinend. Davor können wir warnen, na klar. Es gibt eine Sünde der Müdigkeit, ein Versagen durch Schläfrigkeit. Wir haben uns in den letzten Jahren womöglich zu sehr in Sicherheit gewogen, dass das, was nun eingetreten ist, gar nicht sein kann. Waren schläfrig gegenüber Putin, waren schläfrig auch gegenüber Lukaschenko, der seit den 90er Jahren systematisch seine totalitäre Herrschaft aufgebaut hat. Da ist es gut, dass Sie da sind, liebe Freundinnen und Freunde von RAZAM e.V., dass Sie uns aufgeweckt haben – dass Sie die Menschen vor allem in der Gethsemanekirche, ein paar Kilometer Richtung Norden von hier, gefunden haben, mit denen sie täglich, wöchentlich und immer wieder beten. Wachen. Nicht müde werden. Danke dafür – wir wissen ja alle: um einen langen Atem, auch einen langen Gebetsatem zu haben, braucht man gute Freunde. Es kann ja nicht immer jeder und jede jederzeit wachen, das klappt ja gar nicht, auch wenn der Geist es will. Deshalb ist es wichtig, dass wir viele sind.

Denn, auch das will ich auf dem Hintergrund des Textes sagen, denn ich verstehe auch die Jünger, die müde sind. Es ist so viel, es ist schon so lange so viel. Und ich bewundere die Ehrenamtlichen, die Helferinnen und Helfer, auch die beruflich Mitarbeitenden, die seit Tagen bisweilen ohne Schlaf für die ankommenden Flüchtlinge da sind. Ich sage Ihnen: Sie müssen auch mal schlafen zwischendurch. Wachen und beten können wir nur, wenn wir zwischendurch auch ausruhen. Wir sind nicht Jesus, wir dürfen das nicht von uns verlangen wollen. Wir folgen ihm, indem wir viele sind, wir folgen razam – gemeinsam, wie Euer Verein für die Verfolgten in Belarus heißt. Gemeinsam.

Zweitens: Dein Wille geschehe. Ich lasse jetzt los. Darin steckt eine große Kraft der Verwandlung. Aber das darf nicht missverstanden werden als Verordnung zum Leiden. Es ist unsere Kraft, mit Gott  Ohnmacht auszuhalten. Es ist aber nicht unsere Aufgabe, anderen in ihrer Ohnmacht zynische Anordnungen zur Demut zu geben. „Let it go“ heißt nicht: lass es halt geschehen. „Let it go“ heißt für uns „let it stop“. Stop Putin. Stop Lukaschkenko. Das zu rufen werden wir nicht aufhören. Und dabei all jenen Kraft geben, zu sprechen, zu beten, die sich widersetzen. Das will ich doch deutlich sagen. Wenn aus Schwäche wieder Stärke wird, ja, weil aus Schwäche wieder Stärke wird, die am Ende entwaffnet, deshalb sind wir hier.

In der Nachfolge des Moments in Gethsemane, in dem Jesus in Gottes Namen die Kräfteverhältnisse
umdreht. Dein Wille geschehe. Und also im Blicken auf den Moment, in dem Ihr und in dem Amelia die Kräfteverhältnisse umdreht. Ihr betet in Gethsemane. Sie singt im Luftschutzkeller. Für alle. Für alle dort eingekesselten. Und für alle Eingekerkerten in Belarus. Für Euch. Für uns. „Let it go“. Und „let them free“. Vorher hören wir nicht auf zu rufen. Denn dass die Menschen frei werden in Belarus, Ihar Lossik und all die anderen, und in der Ukraine, und auch in diesem Keller in Kiew, dass sie frei werden, das, glaube ich, das ist Gottes Wille. Amelia. Swetlana. Maria.

Halleluja. Amen.

Predigt zum Download (PDF)

Gänsehaut-Moment - Ukrainisches Mädchen singt im Bunker & rührt alle zu Tränen. Youtube

24.01.2021 | 3. Sonntag nach Epihanias
Symbolbild Gottesdienst für Zuhause © pixabay Humusak
Wir haben im Januar 2021 keine Gottesdienste in der Kirche. Es gibt aber Predigten für Zuhause, die wir Ihnen hier zur Verfügung stellen wollen.

"Mauern einreißen – Grenzen überschreiten" :: Rut 1, 1-19

Wir feiern Gottesdienst zu Hause ... und stellen Ihnen den Predigttext online oder als PDF-Download zur Verfügung.

Bleiben Sie behütet,
gehen Sie gesegnet in die neue Woche.

Archiv | Neujahr 2020
Symbolbild Predigt zum Nachlesen © pixabay Humusak
Wir haben im Archiv Predigten, die Sie jederzeit nachlesen können - vielleicht auch für einen Gottesdienst Zuhause.

"Ich glaube, hilf meinem Unglauben!"  ::  Markus 9, 24

Der Neujahrsgottesdienst ist ein Regionalgottesdienst, der in Patmos gefeiert wird. Die Möglichkeit eines PatmosPredigtPodcast oder auch eines GottesdienstAblaufzettels war vor Coronazeiten noch nicht üblich.

Am 1. Januar 2020 ist die Predigt von Pfarrerin Wuttig-Perkowski bei uns im Archiv gelandet. Sie haben daher die Gelegenheit, diese Predigt nachzulesen, wenn Sie mögen.

Letzte Änderung am: 09.12.2023