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Euler-Orgel in der Ev. Patmos-Kirche

Ein hochkultiviertes Kirchenmöbel

1963 wurde die evangelische Patmos-Kirche nach Plänen von Peter Lehrecke als Saalkirche mit quadratischem Grundriss erbaut. Die Orgel sollte in den im Stil der neuen Sachlichkeit gehaltenen, lichtdurchfluteten Raum „wie ein Möbel hineingestellt werden“. 1968 schließlich wurde das Instrument von der Orgelbaufirma Euler (Hofgeismar) erstellt; die Pläne hierzu stammen von dem Orgelsachverständigen Herbert Schulze und dem Akustiker Karl Theodor Kühn.

Teilansicht der Euler-Orgel in der Ev. Patmos-Gemeinde Bild © Jack Simanzik Diese beiden waren kühne, orgelbewegte Vordenker und dachten in ihren Orgelprojekten weit in die Zukunft. Kennzeichnend dafür waren neben den zeitüblich steilen Dispositionen u.a. Schwellbarkeit aller Werke (außer den Grundstimmen), experimentelle Aliquoten oder Registerzüge mit Piktogrammen der Pfeifenbauformen (anstelle der üblichen Registernamen). Die Orgel wurde gedacht als gleichsam analoger Synthesizer, der durch die fein dosierbaren Aliquotmischungen (Schweller!) zum einen eine enorme Farbigkeit aufweisen, zum anderen die Organisten zu kreativer und neuschöpferischer Darstellung der traditionellen Orgelliteratur anregen sollte.

So auch die mit 20 Registern (II+Ped) ausgestattete Orgel der Patmos-Kirche, deren Klang laut Herbert Schulze „elementar und hochkultiviert“ ist. Auch wenn das Instrument dringend überholungsbedürftig ist, stellt es ein wichtiges Klangdokument des deutschen Nachkriegsorgelbau dar.

Text von Markus Epp, Orgelbeauftragter und Kantor der Lukaskirche

Letzte Änderung am: 02.12.2022