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Orgelbaufirma Euler (Hofgeismar)

Der Name Euler steht für die lange Tradition einer Orgelbauerfamilie, die Hans Römhild in einem Beitrag für das Blatt „Hessische Heimat“ von 1967 als „Deutschlands ältestes Orgelbau-Unternehmen“ bezeichnet. Der älteste Orgelbauer dieser Familie, Joachim Kohlen, wurde 1598 in Gottsbüren geboren. Sein Sohn David Kohlen soll von Andreas Werckmeister aufgesucht worden sein, der von ihm lernen wollte. Werckmeister, der Schöpfer der temperierten Stimmung, ist dem Musikkundigen vor allem durch Johann Sebastian Bachs „Wohltemperiertes Klavier“ ein Begriff, da er für dieses Werk die Voraussetzungen schuf.

Um die Mitte des 18. Jahrhunderts ändert sich der Name des Unternehmens: Anna Kohlen, eine Tochter Davids, hatte den zugereisten Orgelmacher Christoph Heeren geheiratet. Der Enkel Johann Stephan Heeren (1729-1804) ist laut Römhild „ein Vertreter seiner Kunst, der zu den Spitzen der Praktiker und Theoretiker des Orgelbaues im 18. Jahrhundert“ zählt. Ein Bildnis von 1790 in hessischer Hoftracht, der vom Landgrafen Friedrich II verliehene Titel „Hoforgelbauer“ und der ehrenvolle Auftrag, 1774 die Orgel für die bedeutendste Kirche der hessischen Hauptstadt Kassel, nämlich die katholische Hof- und Elisabethkirche zu bauen, zeugen vom Rang des Meisters. Vermutlich zum Missfallen seines Vaters wird der Sohn Friedrich David Heeren kein Orgelbauer.

Durch die Heirat der Tochter Anna Elisabeth Heeren und Johann Friedrich Eulers im Jahre 1784 wechselt der Name des Familienunternehmens wiederum. Der Sohn Balthasar Conrad Euler erwirbt sich auch als Bürgermeister von Gottsbüren Verdienste. Er ist der Vater der Gebrüder Friedrich Wilhelm Euler (1827-1893) und Heinrich Euler (1837-1906), den Erbauern der Burghauer Orgel. Ihr verdienstvolles Wirken offenbart sich auch im Titel „Königlicher Hof-Orgelbauer“, den sie 1878 in Berlin persönlich in Empfang nehmen können.

Auch Conrad Euler, der das Unternehmen 1893 übernimmt, trägt diesen Titel. Er ist es auch, der mit dem ganzen Betrieb von Gottsbüren in die nächste Kreisstadt Hofgeismar übersiedelt und dort neue Arbeits- und Büroräume aufbaut.

1935 folgte ihm sein Sohn Friedrich Wilhelm Heinrich (1905 – 1970) in der Geschäftsleitung, und von diesem ging sie auf den jetzigen Inhaber Friedemann Euler (*1939) über, der damit die siebte Generation als Orgelbauer in der Familie darstellt. Die Orgelmacher Euler spielten wie schon ihre Werkstattvorgänger Heeren in Nordhessen und Ostwestfalen im 18. und 19. Jahrhundert eine bedeutende Rolle, zumal die Werkstatttradition weit über 300 Jahre zurückreicht und somit eine der ältesten in Deutschland überhaupt ist. Die Gesamtzahl der gebauten Orgeln ist unbekannt. Auch ins Ausland und nach Übersee wurden Euler-Orgeln geliefert. Die Euler-Werkstatt hielt sehr lange an der Schleiflade fest. Um 1890 ließen die Gebr. Euler eine pneumatische Kastenlade mit sehr großer Ähnlichkeit mit der Sanderschen patentieren; erfolgreich waren sie damit wohl nicht. Später ging Euler zur pneumatischen Membranenlade über. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Laden- und Trakturenformen gebaut, die vom Auftraggeber gewünscht waren.

Aus: Hermann Fischer „100 Jahre Bund deutscher Orgelbaumeister“ - Festschrift

Hofgeismar hat einen neuen Orgelbauer

Orgelbau Krawinkel

Elmar Krawinkel wagte 1995 den Schritt in die Selbständigkeutm um seine eigenen Vorstellungen und Ziele in den Bereichen Restaurierung und Neubau letztendlich ohne Kompromisse verwirklichen zu können.

Seinerzeit bot sich die Möglichkeit, in den ehemaligen Räumen der Werkstatt Euler in Hofgeismar seine eigene Werkstatt an dem Wirkungsort der bedeutenden mitteldeutschen Tradition des Orgelbaus aufzubauen - schon wenige Jahre später ergänzt mit dem Bestand der Werkstatt Lötzerich (Wolfhagen-Ippinghausen).

Informationen aus seiner Website Orgelbau Krawinkel.

Die Planer unserer Euler-Orgel

Herbert Schulze und Karl Theodor Kühn

Herbert Schulze lebt als Organist und Orgelsachverständiger in Berlin, geboren 1895 in Wilhelmshaven, gestorben 1985. [3] Er studierte nach dem Schulbesuch des königlichen Hohenzollern Gymnasium in Düsseldorf in München an der Akademie der Tonkunst bei L. F. Maier (Orgek), Joseph Pembaur (Klavier) und Li Stadelmann (Cembalo). 1924 ging er an das kirchenmusikalische Institut Leipzig zu Karl Straube und C. A. Martienssen. Dann 1925-1934 Kantor der Evangelischen Versöhnungsgemeinde Leipzig-Gohlis, Assistent am Kirchenmusikalischen Institut, Lehrer für Instrumentalspiel und Theorie bei den Thomanern, Klavierabende mit "Neuer Musik", nach Fertigstellung des Kirchenbaus Orgelmusiken auf der umkämpften und nach seiner Überzeugung nicht gelungenen Orgel, ab 1934 auf Hugo Distlers Vorschlag als Instrumentallehrer und Dozent für Orgelkunde an die Evangelische Schule für Volksmusik (Berliner Kirchenmusikschule) berufen. Schulze vermittelte die erste europäische Gesamtdarstellung der "Kunst der Fuge" von J. S. Bach durch einen Einzelspieler auf der Engler-Orgel 1944 in der Kirche St. Elisabeth, Breslau, und kurz nach Kriegsende auf der neuen Orgel von Karl Kemper im Johannesstift, Berlin-Spandau.

Zusammen mit dem Technischen Physiker und Akustiker Dr. Karl Theodor Kühn hat Schulze den Bau weiterer Orgeln unterstützt. In diesem Zusammenhang hat er die von Karl H. Henssel 1947 herausgegebene Schrift "Eine neue Aufgabe für den Orgelbau unserer Zeit", bei der die Orgel des Ev. Johannesstifts Berlin-Spandau im Mittelpunkt stand, mit seinen Gedanken und Erfahrungen auf weitere Orgeln, die realisiert wurden, zu einem - diesem - Werk ausgebaut. [2]

Karl Theodor Kühn, geboren 1908 in Mittelweigsdorf bei Zittau/Sachsen, gestorben nach 1970. Er studierte Mathematik, Physik und Philosophie in Wien, Leipzig und Berlin mit Spezialisierung auf Technische Akustik, 1939 Promotion über Klangfarbe und Wirbelform bei der Lippenpfeife; Tätigkeiten in der Filmindustrie (Tontechniker), beim Rundfunk (Tontechniker und Tonmeister); ab 1955 Sachbearbeiter in der Treuhandstelle Reichspatentamt; zuletzt Prüfer und Leitender Regierungsdirektor im Deutschen Patentamt, Dienststelle Berlin. Seit 1936 Bearbeitung von Orgelprojekten in Zusammenarbeit mit Herbert Schulze und ab 1962 Dozent für Orgelkunde an der Kirchenmusikschule, Berlin-Spandau. [2]

Quellen unserer Texte
  1.  Jahresschrift 2019 der Ev. Patmos-Gemeinde
  2.  "Orgel-Projekte 1942-1978" von Herbert Schulze und Karl Theodor Kühn.
  3.  Bayerisches Musiklexikon online | Zugriff 29.07.2021

Letzte Änderung am: 30.07.2021