Wir möchten hier vorhandene Innovationen des christlichen Denkens beispielhaft aufnehmen gleichzeitig aber darauf hinweisen, dass die alten Formen für Menschen, die in ihnen glauben und leben, ihr völliges Recht behalten. Wir wollen mit diesen Thesen für Menschen sprechen, die die alten Traditionen nicht mehr verstehen und sich nicht darin aufhalten können. Wir haben uns auf die nachfolgenden Thesen geeinigt.
Uns ist wichtig, dass in allen Gottesdiensten eine allgemein verständliche Sprache verwendet wird. Wir bitten darum, z. B. In den Gebeten bei der Anrede Gottes auf inklusive Sprache zu achten.
Trinitätslehre, Sündenfalllehre, Opferlammlehre sind für Menschen unserer Zeit verständlich zu formulieren. Ebenso das Apostolicum mit Jungfrauengeburt. Wir müssen die Dogmen immer aus ihrer Zeit (ihrem Kontext) heraus betrachten und den Grundsatz des Glaubens und nicht der Logik vermitteln: „Den Vorstellungen mit historischem Verständnis begegnen.“ [Quelle: Kroeger. „Was bleiben will, muss sich ändern.“ S. 24]
Wir schlagen vor, die Einsetzungsworte sprachlich zu überarbeiten. Als Beispiel möchten wir hier eine Formel von Anne Kirchner vorstellen:
Feier des Abendmahles
Mit dem gemeinsamen Mahl hat sich Jesus von seinen Jüngerinnen und Jüngern verabschiedet. Er ließ ihnen und uns das Brechen des Brotes und das Teilen des Weins als Zeichen der Erinnerung:
Im Erinnern und Teilen sind wir eingeladen
Jesus unter uns zu erkennen,
Geschichten und Hoffnungen miteinander zu teilen.
Im Abendmahl dürfen wir die Bedeutung der Tischgemeinschaft Christi
nachvollziehen, uns miteinander stärken und befreit in den Alltag ziehen.
Einsetzungsworte
An dem Abend, bevor er ausgeliefert wurde,
nahm Jesus das Brot
dankte, brach es und sprach:
Nehmt, esst, das ist mein Leib,
meine lebendige Gegenwart für euch gegeben.
Danach nahm er den Kelch,
dankte Gott und sprach:
Trinkt diesen Wein und denkt daran,
Ich werde euer Leben neu machen.
So oft ihr dies tut, will meine Macht der Liebe euch erfüllen und beflügeln.
Wir bitten den Geist Gottes, dass dies unter uns wahr werde
und beten mit den Worten, die uns Jesus gelehrt hat.
Entfällt, da ab dem Kirchenjahr 2018/19 eine neue Perikopenordnung gültig ist.
Glauben und Handeln bedingen einander. Um in der Öffentlichkeit mit den ökumenischen Antworten wahrgenommen zu werden, bedarf es einer verbesserten Kommunikation nach innen und nach außen. Beispielsweise ist in der Ev. Patmos-Gemeinde immer am ersten Sonntag im Monat Amnesty-Tag. Die Gemeinde beteiligt sich dabei an den „Briefen gegen das Vergessen“ von Amnesty International, die den Gefangenen Hoffnung geben und den Verantwortlichen zeigen, dass die Gefangenen nicht in Vergessenheit geraten sind.
Die Anpassung der kirchlichen Gehälter an die in der Arbeitsgesellschaft üblichen sollte in allen Bundesländern erfolgen. Wir befürworten auch ein Streikrecht für Beschäftigte im kirchlichen Bereich.
Die Ehrenamtlichen dürfen nicht ausgebeutet werden. Könnte nicht die Kirche in Zeiten steigender Steuereinnahmen wieder vermehrt Stellen schaffen für Hauptamtliche? In den Bereichen Jugend- und Kinderarbeit z.B. wäre dies vielerorts segensreich.
Wenn wir mit unserem Glauben ernst machen, dass es nur einen Gott gibt, von dem wir uns kein Bild machen sollen, dann gilt es zu erfahren, was jede Religion an Wahrheit begriffen hat und dementsprechend würdigen.
Überarbeitet im Mai 2018: Evelyne Kirchner und Jacqueline Hayden mit Beratung von Anette Kraatz
Quellen, die mitgenutzt wurden: „Was bleiben will, muss sich ändern“. Schriften zur Glaubensreform | Band 6 von Matthias Kroeger • „Neue Thesen braucht das Land“. aus Publik-Forum, Heft 19/2017 • Internetseiten der EKD [Details siehe in Textstellen]