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Seelsorge- und Hilfestellen

Hier finden Sie Ansprechpartner:innen in den verschiedenen Hilfesituationen

Es gibt umfangreiche Möglichkeiten - auch für Menschen anderer Sprachen. Hoffend, passende Informationen für Sie hier zu haben, wünschen wir alles Gute und viel Erfolg!

Sie bedeutet keinesfalls einen Abschluss der Aufarbeitung für unsere Landeskirche.

Am 25. Januar wurde die ForuM-Studie („Forschung zu sexualisierter Gewalt und anderen Missbrauchsformen in der Evangelischen Kirche und Diakonie in Deutschland“) bekannt gemacht und veröffentlicht. Es waren verschiedene Universitäten und Institute mit den Fachbereichen Soziale Arbeit, Geschichtswissenschaft, Erziehungswissenschaft, Psychologie, Soziologie, forensische Psychiatrie, Sexualwissenschaft, Kriminologie an der Studie beteiligt. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben unabhängig von Kirche und Diakonie gearbeitet. Die evangelische Kirche mit ihren 20 Landeskirchen finanzierte das Projekt. Für die Evangelische Kirche ist die ForuM-Studie eine wissenschaftliche Grundlage zur weiteren Aufarbeitung in der Institution Kirche. (Gesamter Abschlussbericht sowie eine Zusammenfassung zur ForuM-Studie - PDF-Download!)

Für Pröpstin Christina-Maria Bammel bedeutet dieser Abschlussbericht nach mehrjähriger Forschungsarbeit einen Einschnitt in die kirchliche Arbeit: „Was berichtet wurde und offen zutage liegt, stellt eine Zäsur dar. Dem systemischen Versagen der Evangelischen Kirche ist der Spiegel vorgehalten worden. Das ist eine sicherlich bleibende Erschütterung für alle Menschen, die in dieser Kirche, in den Gemeinden, aber auch auf allen anderen Ebenen Leitungsverantwortung tragen.“

Ursprünglich waren für das Forschungsprojekt Stichproben der Personalakten von Landeskirchen vorgesehen. Es kam dann zu Verzögerungen und Problemen bei der Zulieferung der Personalakten. Um die Studie nicht zu gefährden, wurde dann festgelegt, dass man sich auch die Disziplinarakten beschränkt. Die Zahl der Fälle, die jetzt in der Studie genannt wird, ist somit das sogenannte Hellfeld, also die Fälle, die bereits bekannt waren. Man kann ein weitaus größeres Dunkelfeld annehmen, also zahlreiche Fälle von sexualisierter Gewalt, die bisher noch nicht erfasst wurden. (Chronologie des Verlaufs des Teilprojekt E der Aufarbeitungsstudie „ForuM“)

Die ForuM-Studie bedeutet somit keinesfalls einen Abschluss der Aufarbeitung für unsere Landeskirche, sondern zeigt, welche große Aufgabe wir noch vor uns haben. Was das konkret bedeutet, wird auf allen Ebenen der Evangelischen Kirche erarbeitet und abstimmt werden.

Was bedeutet die Veröffentlichung des Abschlussberichtes für uns in der EKBO?

Die Studie ist eine aussagekräftige Grundlage für die weitere Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt in der Evangelischen Kirche und der Diakonie, auch im Blick auf die weitere Verbesserung der Unterstützung von Betroffenen und der Präventionsarbeit. Sie berichten von Strukturen und einer Kultur in der Evangelischen Kirche, die Vertuschungen und Ausgrenzung von Betroffenen gefördert hat und die Beschuldigte geschützt hat. Hier muss es grundlegende Veränderungen geben.

Daher ist es wichtig, dass in allen Arbeitszusammenhängen, Konventen, Gemeindekreisen und Leitungszusammenhängen über die Erkenntnisse der Studie umfassend gesprochen wird. Die Landeskirchliche Beauftragte im Umgang mit sexualisierter Gewalt, Marion Eckerland, kann hier ebenso beraten wie die Studienleitung Präventionsarbeit im Amt für Kirchliche Dienste, Silke Hansen. Auch die Ansprechpersonen in den Kirchenkreisen können hier fachlich beraten und zur ForuM-Studie Auskunft geben.

Was passiert jetzt?

Bis Ende des Jahres wird gemeinsam mit der Nordkirche und der Diakonie eine Unabhängige Regionale Aufarbeitungskommission (URAK) gebildet, bei der auch Betroffene mitarbeiten. Diese Kommission soll die regionale Aufarbeitung weiter voranbringen.

Wenn Sie Fragen oder Rückmeldungen zur ForuM-Studie an die landeskirchliche Ebene haben, zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren, konkret unsere Beauftragte für den Umgang mit sexualisierter Gewalt, Frau Marion Eckerland (m.eckerland(at)ekbo.de; Tel: 03024344-423).

Material zur Präventionsarbeit und den Verhaltenskodex, der an jeden kirchlichen Ort gehört, erhalten Sie beim Amt für Kirchliche Dienste (dort Silke Hansen: s.hansen(at)akd-ekbo.de), gern mit Ihrem Logo und Ihren kreiskirchlichen Ansprechpersonen.

Die EKBO hat auf der Basis ihres Kirchengesetzes zum Schutz vor sexualisierter Gewalt (23. Oktober 2020) Maßnahmen für die Prävention, Intervention und Aufarbeitung entwickelt - PDF-Download.

Präventionsteam im KK Steglitz
Hier zur Seite der EKBO
Aktiv gegen sexualisierte Gewalt
Hier geht es zur Seite der EKD
Hilfe & Ansprechpartnerinnen

 

Auch in der evangelischen Kirche erfuhren Menschen sexualisierte Gewalt. Auf der Pressekonferenz am 25. Januar 2024 veröffentlichten ForuM-Studie gab es keinen Grund zum Aufatmen. Jede Seite der Studie zeigt: Kirche war kein Schutzraum. Bischof Christian Stäblein fordert im Titelkommentar Konsequenzen. [Quelle]

Sie finden den Beitrag unter den gesammelten Kommentaren, Hinweisen und mehr von Bischof Stäblein.

25.01.2024 :: Studie zur sexualisierten Gewalt in der EKBO
Symbolbild für sexualisierte Gewalt. Medio TV / Christian Schauderna/Fundus
[25.01.2024] Heute hat der unabhängige Forschungsverbund ForuM (Forschung zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt und anderen Missbrauchsformen in der Evangelischen Kirche und Diakonie in Deutschland) seine Aufarbeitungsstudie veröffentlicht.

Vor diesem Hintergrund erklärt Dr. Christian Stäblein, Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO): „Die ForuM-Studie zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt ist der dringend notwendige nächste Schritt. Die Ergebnisse und Schilderungen hinterlassen eine tiefe Erschütterung. Es ist entscheidend, dass mit dieser Studie die Perspektive der Betroffenen in die Mitte rückt. Das Ausmaß der Gewalttaten in der Evangelischen Kirche – und es ist nur die Spitze des Eisbergs die wir jetzt kennen – ist furchtbar. Und der entwürdigende Umgang mit betroffenen Menschen, die so oft die Erfahrung machen mussten, dass sie nicht gehört wurden, auch. Darum muss es jetzt und in Zukunft gehen, dass endlich nicht mehr die Institution gedeckt wird, sondern von sexualisierter Gewalt betroffene Menschen gehört werden und alle Hilfe und Unterstützung erhalten. Sexualisierte Gewalt im Raum der Kirche ist unerträglich. Wir haben nicht geschützt, wir haben nicht gehört, wir sind schuldig geworden. Wir übernehmen Verantwortung. Es gilt nun, mit der Aufarbeitung alle notwendigen Konsequenzen zu ziehen, gerade auch im Blick auf die systemischen Faktoren, die die Studie in den Fokus genommen hat. Und zugleich die Aufarbeitung weiter fortzusetzen.“

Die Ergebnisse der ForuM-Studie werden für die weitere Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in der EKBO wegweisend sein. Die Studie wird in allen damit befassten Gremien ausgewertet und die daraus folgenden Schlüsse und Konsequenzen gezogen werden.

Sexualisierte Gewalt wird auf der Grundlage von § 2 Absatz 1 Kirchengesetzes zum Schutz vor sexualisierter Gewalt aus dem Jahr  2020 wie folgt definiert: „Sexualisierte Gewalt ist eine Verhaltensweise, bei der ein unerwünschtes sexuell bestimmtes Verhalten bezweckt oder bewirkt wird, das die Würde der betroffenen Person verletzt. Sexualisierte Gewalt kann verbal, nonverbal, durch Aufforderung oder durch Tätlichkeiten geschehen. Sie kann auch in Form des Unterlassens geschehen, wenn die Täterin oder der Täter für deren Abwendung einzustehen hat.“

Die EKBO hatte fristgerecht im April 2023 an den Forschungsverbund ForuM für den Forschungszeitraum von 1946 bis 2020 folgende Zahlen gemeldet: Insgesamt sind 116 von sexualisierter Gewalt betroffene Personen und 41 beschuldigte Personen gemeldet worden. Unter den beschuldigten Personen sind 39 Pfarrer und zwei privatrechtlich angestellte Mitarbeiter der Kirche. Einer der Fälle reicht bis in das Jahr 1925 zurück. In allen gemeldeten Fällen handelt es sich um männliche Einzeltäter. Bezüglich der Verfolgung der Taten wird zwischen dem innerkirchlichen Disziplinarrechtsweg und dem staatlichen Strafverfahren der Strafverfolgungsbehörden unterschieden. Gegen 29 Beschuldigte wurden innerkirchliche Disziplinarverfahren eingeleitet, gegen  22 Beschuldigte wurden strafrechtliche Ermittlungen eingeleitet. Die Abfrage der ForuM-Studie konzentrierte sich auf die Fälle, in denen Pfarrer beteiligt waren, die der sexualisierten Gewalt an minderjährigen Personen beschuldigt waren.

Mit Blick auf die Fakten, die die EKBO für die verfasste Kirche an das ForuM-Projekt geliefert hat, erklärt die Konsistorialpräsidentin der EKBO, Dr. Viola Vogel: „Sexualisierte Gewalt im Vertrauensraum der evangelischen Kirche zu erleiden, ist in doppelter Hinsicht furchtbar: Zum einen zeichnen die Taten die Betroffenen für ihr Leben, machen ohnmächtig und sprachlos. Zum anderen stellen wir als Kirchenleitende mit Entsetzen fest, dass Pfarrer und kirchliche Mitarbeiter auch in der evangelischen Kirche das besondere Vertrauen, das ihnen von Menschen entgegengebracht wurde, ausgenutzt und missbraucht haben. Gerade deshalb sind für uns auch nach der Forum-Studie die Anerkennung erlittenen Unrechts, das Hören der Betroffenen und die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in unserer Landeskirche prioritär. Dazu gehören auch die finanzielle Ausstattung mit Personalressourcen und der Aufbau entsprechender Fachexpertise. Es gilt: Wir nehmen jeden geäußerten Verdacht, jede Beschuldigung, jede Anzeige ernst und ermutigen die Betroffenen sehr: Bitte melden Sie sich und helfen uns bei der weiteren Aufarbeitung! Wir hören Ihnen zu.“

Die Evangelische Kirche-Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz bietet sowohl kirchliche als auch unabhängige Anlaufstellen für Menschen, die sexualisierte Gewalt erlitten haben. Sie erhalten Hilfe unter:

EKBO
Landeskirchliche Beauftragte für den Umgang mit sexualisierter Gewalt
Marion Eckerland
Telefon: +49 30 24344 423, Mobil: +49 151 65022267
E-Mail: m.eckerland(at)ekbo.de
https://www.ekbo.de/wir/ansprechpersonen-bei-missbrauch-und-missbrauchsverdacht.html#c137129

Ansprechpartnerin für Opfer von sexualisierter Gewalt der Landeskirche
Dr. Chris Lange (Unabhängige externe Beraterin)
Telefon: +49 160 2043749, mittwochs 15 bis 17 Uhr und freitags 9 bis 11 Uhr
Erweitere Sprechzeiten:
am Donnerstag, den 25.1. von 15 bis 17 Uhr,
am Freitag, den 26.1. von 9 bis 11 Uhr und 12 bis 15 Uhr
am Samstag, den 27.1. von 9 bis 12 Uhr
am Sonntag, den 28.1. von 11-13 Uhr
E-Mail: vertrauensstelle-ekbo(at)posteo.de

https://www.ekbo.de/wir/ansprechpersonen-bei-missbrauch-und-missbrauchsverdacht.html#c137129

Anerkennungskommission zur individuellen Aufarbeitung sexualisierter Gewalt
Geschäftsstelle Manuela Pagano
Telefon: +49 30 24344 316 / -535
E-Mail: m.pagano(at)ekbo.de

https://www.ekbo.de/service/aktiv-gegen-sexualisierte-gewalt/anerkennungskommission.html

Evangelische Kirche in Deutschland (EKD)
Zentrale Anlaufstelle .help der EKD
https://www.anlaufstelle.help/
www.hinschauen-helfen-handeln.de

Ergebnisse der und Hintergrund zur ForuM-Studie
https://www.forum-studie.de
www.ekd.de/forumstudie

 

Vorstellung der Studie zu Missbrauch in der evangelischen Kirche, 25.01.24 auf dem YouTube Kanal von Phoenix

25.01.2024 :: Studie: Das sind die zentralen Ergebnisse
Cover der Misbrauchsstudie der EKD. Bild: epd/Jens Schulze
Sexualisierte Gewalt in der evangelischen Kirche: Mehr als 800 Seiten umfasst der Abschlussbericht zur ForuM-Studie. Sie liefert ein umfassendes Bild über das Ausmaß sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche und gibt Handlungsempfehlungen.

Mit der am Donnerstag vorgestellten ForuM-Studie ist erstmals für die evangelische Kirche und die Diakonie eine unabhängige Forschungsarbeit über Ursachen und Häufigkeit von Missbrauch veröffentlicht worden. Die Forscher gehen von mindestens 1.259 Beschuldigten, darunter 511 Pfarrpersonen, und mindestens 2.225 Betroffenen für den Bereich der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Diakonie aus. Außerdem attestieren sie der evangelischen Kirche einen mangelhaften Umgang mit Betroffenen, eine Blockade-Haltung bei der Aufarbeitung und nicht funktionierende Schutzkonzepte.

Das Vorgehen und die Erkenntnisse im Einzelnen:

* METHODIK: Die ForuM-Studie gliedert sich in fünf Teilprojekte und eine Metastudie. Der Name leitet sich vom Titel des Forschungsprojekts ab: "ForuM - Forschung zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt und anderen Missbrauchsformen in der Evangelischen Kirche und Diakonie in Deutschland". Ein interdisziplinäres Team unter anderem aus den Bereichen Soziale Arbeit, forensische Psychiatrie, Sozialpädagogik und Geschichtswissenschaft hat über drei Jahre versucht, ein möglichst umfassendes Bild über sexuelle Gewalt in der evangelischen Kirche und der Diakonie zu zeichnen. Die Forschenden stützen ihre Erkenntnisse auf Aktenanalysen, Interviews mit Betroffenen und Vertretern der Institution sowie auf eine Analyse der öffentlichen Kommunikation der EKD über Prävention und Aufarbeitung.

* UNZUREICHENDE DATENLAGE: Vor allem bei der Erhebung von Fallzahlen und Beschuldigten, für die das Teilprojekt E unter der Leitung des Mannheimer forensischen Psychiaters Harald Dreßing zuständig war, hatten es die Forschenden mit einer schwierigen Datenlage zu tun. Denn zum einen wurden Akten über Missbrauchsfälle nur sehr unzureichend geführt. So gab es keine verbindlichen Regeln zur Dokumentation. Auch von "inoffiziellen Sammlungen" oder "Kisten mit problematischen Inhalten" in einigen Kirchenämtern ist die Rede. Nicht auszuschließen ist laut Studie, dass Akten vernichtet oder manipuliert wurden.

Die Forscher berichten aber auch von Schwierigkeiten bei der Erhebung. Denn dabei waren sie auf die Zuarbeit der Landeskirchen und Diakonie-Landesverbände angewiesen, die eigene Mitarbeitende mit der Aktendurchsicht beauftragten. So gehörte ursprünglich eine stichprobenartige Durchsicht von Personalakten zum Forschungsdesign. Da sich einige Landeskirchen jedoch dazu personell nicht in der Lage sahen, fand diese nicht statt. Es wurden stattdessen nur sogenannte Disziplinarakten für Pfarrer (4.282) durchgesehen. Damit ergibt sich eine erheblich geringere Quellenlage als etwa bei der 2018 vorgestellten katholischen MHG-Studie, die Dreßing damals leitete. Dort seien über 38.000 Personalakten für Priester durchgesehen worden. Daher würden die Fallzahlen in den Landeskirchen erheblich unterschätzt, bemängeln die Forscher, und bildeten allenfalls die "Spitze der Spitze des Eisbergs".

* BETROFFENE: In den vorläufig 2.225 ermittelten Missbrauchsfällen war die Mehrheit der Betroffenen unter 14 Jahre alt. Die Taten waren laut Studie meist geplant und fanden mehrfach statt. Nach einer Schätzung der Forscher liegt die tatsächliche Zahl der Betroffenen jedoch deutlich höher. Die Forscher sprechen von 9.355 möglichen Betroffenen, die eine Durchsicht der Personalakten hätte ergeben können.

Die Schwere reicht von Taten ohne direkten Körperkontakt (Aufforderung zum Ansehen pornografischen Materials) bis hin zu analer oder genitaler Penetration, was dem Straftatbestand einer Vergewaltigung entspricht. Besonders gefährdet waren Kinder und Jugendliche, die sich in geschlossenen Institutionen befanden, etwa in Heimen oder auch im Pfarrhaus. Während bei den Fällen in der Diakonie die Opfer mehrheitlich männlich waren, ergibt sich in den Fällen, in denen die Täter Pfarrer waren, ein höherer Anteil von Mädchen und jungen Frauen. Tatorte waren Gemeinden, etwa im Musik- oder Konfirmandenunterricht, Heime, Pflegeheime, die Jugendarbeit, Pfarrfamilien, Schulen und Internate.

* UMGANG MIT BETROFFENEN: Betroffene erlebten zumeist kaum Unterstützung und mangelnde Sensibilität, wenn sie bei kirchlichen Stellen Taten anzeigten. Ihre Darstellung wurde laut Studie angezweifelt, die Beschuldigten geschützt. Betroffene wurden zudem mit Wünschen nach Vergebung konfrontiert, ohne dass eine angemessene Auseinandersetzung mit der Tat stattfand.

* BESCHULDIGTE: Die Beschuldigten waren überwiegend männlich, im Durchschnitt 39,6 Jahre alt und verheiratet zum Zeitpunkt der ersten Tat. Wie die Forschenden ermittelten, waren viele Täter auch Mehrfachtäter. Auf einen Mehrfachbeschuldigten kommen demnach fünf Betroffene. Gegen knapp 61 Prozent der beschuldigten Pfarrer wurde mindestens ein Disziplinarverfahren geführt. Gegen 45,4 Prozent gab es eine Anzeige.

* KIRCHLICHE HALTUNG ZUR AUFARBEITUNG: Laut Studie wurde das Thema Aufarbeitung von Missbrauch in der evangelischen Kirche und der Diakonie erst spät, nämlich 2018, öffentlich angepackt. Bei der Aufarbeitung und auch bei der Prävention sehen die Forscher aber großen Nachholbedarf. Fast immer waren es demnach Betroffene, die Aufarbeitung verlangten und initiierten. Die evangelische Kirche müsse Missbrauch endlich als Teil der eigenen Geschichte und Gegenwart verstehen, so das Resümee der Forscher. So wurde von sexuellem Missbrauch als Problem in den eigenen Reihen abgelenkt: Das sei nach Auffassung der Institution ein systematisches Problem der katholischen Kirche wegen des Zölibats, der Sexualmoral und strengen Hierarchien. Wenn es Fälle in der evangelischen Kirche gebe, dann in Heimen der Diakonie in den 50er und 60er Jahren, sowie durch die Liberalisierung des Umgangs mit Sexualität in den 70er und 80er Jahren.

Diesen Erzählungen und Auffassungen widerspricht die Studie. Nicht etwa der Zeitgeist sei Ursache für die Taten, sondern Täter nutzten die jeweiligen Umstände aus, um ein Macht- und Gewaltsystem zu etablieren.

* EMPFEHLUNGEN: Die Forscher bekräftigen, dass Betroffene ein Recht auf Aufarbeitung haben. Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass die föderale Struktur der EKD und ihrer Gliedkirchen ein Hindernis für die Aufarbeitung ist. Die Forscher regen zudem kirchenunabhängige Ansprechstellen für Betroffene und eine externe Ombudsstelle für Betroffene an, an die sie sich wenden können, wenn es Probleme gibt. Außerdem empfehlen sie die Einführung einer umfassenden verbindlichen Aktendokumentation und Statistik. Letztlich sei auch eine Personalaktenanalyse unabdingbar für eine transparente Aufarbeitung.

Artikel aus dem Sonntagsblatt von Franzika Hein/edp-Korrespondentin

Die Hilfe-Hilfe Hotline
Die beiden christlichen Kirchen bieten gemeinsam mit der Caritas, der Diakonie und der kirchlichen Telefonseelsorge ein Seelsorgetelefon für Helfende an. Das Sorgentelefon richtet sich ausdrücklich an alle, ...

... denen die Sorgen der Anrufenden selbst zur Last werden und deren Schwerpunkt in der Arbeit mit Geflüchteten aller Nationen und aus allen denkbaren Krisenregionen und Krisensituationen liegt.



 

Das Seelsorgetelefon wird durch die Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit, Pflege und Gleichstellung finanziell unterstützt. 

Doweria heißt Vertrauen
Symbolbild: Hilfe für die Ukraine. Bild tiburi pixabay
Die 100 ehrenamtlichen Mitarbeiter der russischsprachigen Telefonseelsorge in Berlin sind zurzeit besonders gefordert. Viele ukrainische Kriegsflüchtlinge rufen an und bitten um konkrete Auskünfte. Aber sie erzählen auch von Leid und Verzweiflung.

Aus der Zeitung die Kirche vom 23. März 2023 - kostenfrei zur Verfügung gestellt. Artikel von Uli Schulte Döinghaus

Sie ist etwas sperrig. Die Telefon­nummer (030)440308454 wird in ­diesen Tagen so häufig ange­rufen, dass man eine zusätzliche ­Leitung einrichten musste. Sie ist die Nummer der ­russischsprachigen ­Telefonseelsorge „Telefon Doweria Berlin“, die zurzeit von bis zu 35 Gesprächsteilnehmern am Tag gewählt wird. Normalerweise sind es zwischen 15 und 20 Anrufe täglich.

„Die Gespräche mit Kriegsflüchtlingen, die jetzt ankommen, sind kurz und konkret“, sagt Tatjana ­Michalak, die Leiterin von „Telefon Doweria Berlin“. An wen muss ich mich wenden, wenn? Wo kann ich für eine Weile mit ­meinen Kindern unterkommen? Wie geht’s weiter, was raten Sie uns? Wer tauscht meine ukrainischen Griwna um?

Am Hauptbahnhof in Berlin werden entsprechende Flugblätter mit der Krisennummer verteilt. Telefonseelsorger, die Ukrainisch sprechen, stehen mit Rat und Tat zur Verfügung. Sie sind aus­gerüstet mit aktuellen Informationen und wertvollen Verbindungen in den sozialen Medien.

Anrufe aus der Ukraine

Dass es für die Kriegsflüchtlinge eine russischsprachige Telefonseelsorge gibt, hat sich herumgesprochen. Man spricht Russisch, eine Sprache, die den meisten Ukrainerinnen und Ukrainern vertraut ist. Sogar an der ­polnisch-ukrainischen Grenze ist die deutsche Telefon­nummer bekannt. Auch aus dem Kriegsgebiet selbst wird die Nummer angewählt. „Wir tun das gerne, machen von unseren Netz­werken in den ukrainischen Communities nach Kräften ­Gebrauch“, sagt die ­Psychologin Tatjana Michalak. Die ­„Doweria“ sitzt im gleichen Berliner Gebäudekomplex wie die Kirchliche Telefonseelsorge Berlin-Brandenburg. Beider Träger ist das Diakonische Werk Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Für einen Teil der Kosten kommt die Diakonie auf, Soziallotterien für einen weiteren Teil, etwa für die ­intensive Ausbildung der Ehrenamt­lichen. ­Zwischen Berliner Senat und Bundesregierung sind Verhandlungen in Aussicht, in denen es um eine stetige Finanzierung der Doweria geht.

Info-Lotsendienste für ankommende Ukrainer, die auf der Flucht sind? Das ist eigentlich nicht der ­Service von Doweria. Das Wort kommt aus dem Russischen und heißt Vertrauen. „Normalerweise“ sind deren Telefonseelsorger rund um die Uhr für Gespräche ­bereit, die die ­(geschundene) Seele berühren. Die ­Telefonate sind manchmal sehr lang, eine Stunde und mehr.

Wem die Einsamkeit das bisschen Glück raubt, wer sich um die Familienmitglieder in der Ferne sorgt, wem die Liebe des Lebens abhandengekommen ist, wer einen bedrückenden Alltag ­erlebt hat und sich den Ärger von der Seele reden möchte, der ist bei Doweria gut aufgehoben.

Russisch ist quasi die Einheits- und Verständigungssprache dieser speziellen Telefonseelsorge. Ihre ehrenamt­liche Mitarbeiterinnen stammen aus Russland und der Ukraine, aus Weißrussland, aus baltischen Regionen oder Kasachstan. „Unter ihnen sind viele junge Leute“, sagt Tatjana ­Michalak, die in Czernowitz an der ukrainisch-rumänischen Grenze aufwuchs und in Berlin als Studentin die Doweria mitbegründete.

Wöchentliche Supervisionen

Der Überfall Russlands auf die Ukraine ist gewiss ein Thema – aber die Doweria ermahnt ihre Ehrenamtlichen, sich am Telefon nicht provozieren zu lassen, sondern zurückzunehmen. „Wir halten uns daran, weil wir eine gute Gemeinschaft von Ehrenamtlichen sind“, sagt Tatjana Michalak, „egal, woher wir kommen.“

Was die ehrenamtlichen Telefonseelsorger überall auszeichnet, gilt auch hier: Zuhören. Empathie und ­Interesse zeigen, Sachverstand anbieten, wenn danach gefragt wird. Über das reden, was Stärken ausmacht und Widerstandskraft festigt. Auf diese Prinzipien der Telefonseelsorge ­wurden die 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Doweria zu Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine noch einmal eingeschworen. Man bietet wöchentliche Supervisionen an, um die Ehrenamtler zu entlasten, die manchmal selbst um Freunde und Verwandte bangen müssen.

Auch in den deutschsprachigen ­Telefonseelsorgen wird der Krieg ­thematisiert. „Jedes fünfte Gespräch berührt das Thema Ukraine“, sagt ­Sabrina Thiel vom Psychosozialen Team der deutschsprachigen Telefonseelsorge Berlin e.V. Ähnlich wie die Doweria will man zusätzliche Fort­bildungen anbieten, in denen Themen wie „Krieg“, „Flucht“ und „Vertreibung“ eine Rolle spielen, auf die bisher kaum ein ehrenamtlicher Telefonseelsorger vorbereitet war.

Angst und Ratlosigkeit

Aber die eigene Einsamkeit ist ­weiterhin das Thema Nummer eins, ­gepaart mit Zukunftsängsten und ­Lebensverzweiflung. „Wer mit seiner Einsamkeit allein ist, den quält die ­aktuelle Angst und Ratlosigkeit besonders heftig“, sagte ein Telefonseel­sorger neulich nach einem Sonntagsdienst. „Gespräche tun den ­Einsamen und Ratlosen gut – besonders in ­Krisenzeiten.“

Telefonnummer Doweria: +49(0)30440308454
Telefonseelsorge: 08001110111 oder 08001110222

Weitere Hilfeseiten auch mit Informationen in Ukrainisch ...

Gewalt gegen Frauen [Beratung in17 Fremdsprachen]
Slider Hilfeangebot in 17 Sprachen
Mit Hilfe von Dolmetscherinnen kann die Telefon-Beratung beim Hilfetelefon rund-um-die-Uhr in 17 Fremdsprachen stattfinden. Im interkulturellen Beraterinnen-Team arbeiten viele mehrsprachige Fachkräfte, die auch direkt in einer Fremdsprache beraten können.

Hilfe in der Asylzeit
Frauen nehmen eine gefährliche Flucht in Kauf, hoffen auf ein besseres Leben in Deutschland, doch einige sind auch den Übergriffen von Männern ausgesetzt. Oft wissen Frauen nichts über ihre Rechte in Deutschland, darüber, dass sexualisierte Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt einen Rechtsbruch darstellen.

Angebote unterschiedlicher Organisationen:

Caritasverband für das Erzbistum Berlin (katholisch): Anti-Gewalt-Bereich

Flüchtlingskirche: berät rund um das Thema „Kirchenasyl“ und begleitet kirchenasylgewährende Gemeinden in Berlin und Brandenburg. Im Einzelfall werden praktische Hilfsangebote vermittelt.

Hilfe für Opfer von rassistischer Gewalt: Diese Beratungsstellen stehen auf Ihrer Seite

Informationsverbund Asyl & Migration: ist ein Zusammenschluss von in der Flüchtlings- und Migrationsarbeit aktiven Organisationen

KUB Kontakt und Beratungsstelle Berlin:  Beratung für geflüchtete Frauen

LARA Berlin: Mobile Beratung für geflüchtete Frauen

 

BIG-Telefon Berlin
Hilfe bei häuslicher Gewalt gegen Frauen und ihre Kinder. Das Team der BIG Hotline steht betroffenen Frauen, Fachpersonen und Unterstützer:innen weiterhin telefonisch zur Verfügung.

BIG Hotline ist täglich erreichbar:

von 8:00 BIS 23:00 UHR

unter der Telefonnummer (030) 611 03 00. AUCH AM WOCHENENDE UND AN FEIERTAGEN.

Weitere Infomationen auf der BIG-Website.

Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen
Logo Hilfetelefon für Frauen, die Gewalt erfahren haben
Das Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen ist ein bundesweites Beratungs­angebot für Frauen, die Gewalt erlebt haben oder noch erleben: 08000 116016 (rund um die Uhr).

Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen: 08000 116016 (rund um die Uhr)!

Nummer gegen Kummer
Logo Nummer gegen Kummer Jugendtelefon
Das Kinder- und Jugendtelefon will jungen Menschen wie dir in solchen Situationen ein offenes Ohr schenken. Drüber reden hilft! Montag bis Samstag von 14.00 bis 20.00 Uhr +++ 0800 111 0 333 oder 116 111 +++ Anonym und kostenlos! (auch über Handy)

Steckst du in einer schwierigen Lebenssituation? Brauchst du jemanden zum reden und keiner hört dir zu? Hast du das Gefühl keiner versteht dich?

Dann kannst du hier die „Nummer gegen Kummer“ wählen:

116111 oder 08001110333 (Mo bis Sa von 14 bis 20 Uhr).

Hier ist die Website der Nummer gegen Kummer.
Seite Kinder- & Jugendtelefon Berlin.
Aktuelle Website des Kinder- und Jugendtelefons Berlin über die Diakonie.

Elterntelefon
Logo Elterntelefon Diakonie
Liebe Mütter, liebe Väter, wenn Sie sich Sorgen um Ihr Kind machen, sich überfordert oder manchmal sogar hilflos fühlen - sind wir für Sie da

Das Elterntelefon ist unter

0800 111 05 50 von Mo bis Fr von 9 bis 11 Uhr

sowie Di und Do auch von 17 bis 19 Uhr zu erreichen.

Hier geht es zur Nummer gegen Kummer: Elternseite.

Hilfe bei Missbrauch und Missbrauchsverdacht
Logo EKD Zentrale Anlaufstelle
Wir sind für Sie da! Dies ist ein Angebot für Menschen, die Missbrauch, Gewalt (sexualisierte Gewalt), übergriffiges Verhaltenerlebt haben und die sich Unterstützung, Beratung und ggf. Begleitung wünschen

"Wenn alles zu viel wird: Wir hören zu."
Symbolbild Corona-Telefon #wirsindda
Um für die Nöte und Sorgen der Menschen da sein zu können, hat die Notfallseelsorge/Krisenintervention Berlin gemeinsam mit der Kirchlichen Telefonseelsorge und der Krankenhausseelsorge ein Seelsorgetelefon eingerichtet. +++ Ab sofort sind unter der Nummer 030 403 665 885 in der Zeit zwischen 8 bis 24 Uhr

Ab sofort sind unter der Nummer 030 403 665 885
in der Zeit zwischen 8 bis 24 Uhr

professionelle Seelsorgerinnen und Seelsorger erreichbar.

"Wenn alles zu viel wird: Wir hören zu", so das Motto zur Plakataktion zum Corona-Sorgentelefon. Mehr Informationen finden Sie beim Corona-Seelsorgetelefon auf der Seite der Notfallseelsorge.

Notfallseelsorge
Headerbild EKBO Notfallseelsorge
Die Notfallseelsorge ist ein Ergänzungsangebot kirchlicher Seelsorge im Bereich der Krisenintervention für Menschen nach belastenden Ereignissen. Die Grundlage der Arbeit Notfallseelsorge ist das Bild von der tätigen Nächstenliebe auch und gerade in Notsituationen.

Letzte Änderung am: 03.02.2024