Von Ulrike Offenberg
Es ist Frühling, unübersehbar. Überall setzen blühende Sträucher und Blumen Farbtupfer in die Natur, frisches Grün sprießt aus den Zweigen, neues Leben. Es ist eine Zeit des Aufbruchs, des Knospens und des Werdens. In einem israelischen Kinderlied heißt es: Aviv higia, Pessach ba – „Der Frühling ist gekommen, nun kommt auch Pessach“. Denn auch das Pessachfest feiern wir als eine Zeit des Aufbruchs: Der Auszug Israels aus der Knechtschaft in Ägypten wurde zum Gründungsmythos des Judentums. Und wir sind aufgefordert, uns vorzustellen, wir seien damals dabeigewesen und wären selbst befreit worden. Pessach ist auch für uns heute eine Zeit, all das hinter uns zu lassen, was Unfreisein bedeutet.
Am Sederabend ist unser Tisch voller Symbole: die Bitterkräuter für das harte Los der Israeliten in Ägypten; Charosset, das Mus aus Äpfeln, Datteln und Nüssen steht für die in Zwangsarbeit zu fertigenden Lehmziegel, Salzwasser für die in Kummer vergossenen Tränen. All das erinnert uns an die Unterdrückung, dazu die Matzah als „Brot des Elends“. Wir erzählen von der Knechtschaft, aber wir bleiben nicht dort. Im Verlauf des Sederabends ziehen wir in die Freiheit. Davon künden die Texte der Haggadah, aber auch die vier Gläser Wein oder Traubensaft. Sie beruhen auf den vier Verben der Erlösung in 2. Mose 6,6–7: „Ich werde euch herausführen, euch erretten, euch erlösen und euch zu meinem Volk machen.“
Der Aufbruch ist noch nicht die endgültige Befreiung oder gar die Freiheit. Am 7. Tag Pessach erinnern wir daran, wie die Israe -liten, verfolgt von den Ägyptern, das Schilfmeer erreichten. Wieder eine scheinbar ausweglose Situation – bis sich das Meer öffnet und die Israeliten trockenen Fußes hindurchziehen.
Das uralte Schilfmeerlied in 2. Mose 15 besingt diese Errettung. Meist wird es als nach der erfolgreichen Durchquerung des Meeres gesungene Hymne interpretiert. Aber Nachmanides, Rabbiner Moses ben Nachman (1194 geboren in Girona – 1270 gestorben in Akko) meinte, das Volk hätte dieses Lied bereits gesungen, als sie mitten am Durchziehen waren und noch nicht das rettende Ufer erreicht hatten.
Das Lied ist also ein Ausdruck ihrer Zuversicht in einer Situation größter Ungewissheit. Man singt gegen die Angst an und bestärkt einander in der Hoffnung. Und als die Israeliten hindurchgezogen waren, wartete am anderen Ufer noch nicht das Verheißene Land, sondern erst einmal die Wüste und ein langer, langer Weg hindurch. Viel Ausdauer, Mut und Widerstandskraft waren nötig, um dorthin zu gelangen.
Ein Blick zurück auf die Pessach-Erzählung kann uns Ermutigung geben in Zeiten, da auf uns beängstigende Nachrichten einstürmen und Unsicherheit über die Zukunft an uns nagt. Mitten im Wandern auf unsicherem Grund sollen wir nicht aufhören, Lieder der Hoffnung zu singen und Rituale des Aufbruchs in die Freiheit zu praktizieren.
Wir dürfen unsere Zuversicht nicht aufgeben, denn wir brauchen sie, um einen langen Atem zu haben. Auch wenn der Weg durch die Wüste noch lang ist: Auf den Aufbruch aus der Knechtschaft können wir nicht verzichten. Und glücklicherweise hilft uns der Frühling mit dem überall erwachenden Leben und ermuntert uns zum Losgehen.
Urike Offenberg ist Rabbinerin der liberalen jüdischen Gemeinde Hameln in Niedersachsen.
Von Christian Stäblein
In diesem Falle gilt: noch viel näher als du denkst. Das liegt an der Beziehung von Pessach und Ostern. Und daran, dass die Grundgeschichte christlichen Glaubens – Jesu Kreuzestod und Auferstehung – ganz und gar im jüdischen Lebens- und Festzusammenhang „spielt“, ja eine jüdische Geschichte ist. Auch deshalb ist es so: Christlicher Glaube kann sich selbst nicht ausdrücken, ohne sich immer schon seiner Bezogenheit auf die jüdische Lebenswelt gewahr zu sein.
Der Reihe nach: Jesus und seine Jünger und Jüngerinnen waren Juden, das Fest, von dem die Erzählungen der Evangelien berichten, dass Jesus mit ihnen hinaufzog (eben: nach Jerusalem), war das Pessachfest. Das ist so selbstverständlich, dass man es manchmal vergisst. Das letzte Mahl Jesu mit seinen Freunden, das wir am Gründonnerstag begehen und das am Anfang der Erinnerungspraxis Abendmahl steht, war ein Passahmahl, womöglich ein Sederabend. Ein tieferes Eingeschriebensein christlichen Glaubens in jüdisches Leben lässt sich schwer denken. Es geht um Gottes Erinnerung und Erneuerung auf dem Weg in die Freiheit.
Aus dieser Nähe und (dadurch) zugleich ja innerjüdischen Auseinandersetzung zwischen den Jesus-Anhängern und den anderen jüdischen Gruppen damals ergibt sich auch die an vielen Stellen harte Abgrenzung, die die Evangelien dokumentieren und die wir als antijüdische Polemiken lesen. Gerade die Passionszeit, gerade die große Nähe darin, mahnt und warnt also, dass wir nicht antijüdische Polemiken weitertragen. Hüten wir uns davor!
Christlicher Glaube deutet und lebt wie die jüdische Tradition das Frühlingsfest nicht als Naturfest, sondern von der Befreiungsgeschichte, die Gott mit seinem Volk und mit seinen Menschen hat. Die Theo-Logik bleibt im Glauben stets diese: Der, der aus der Sklaverei, aus den inneren und äußeren Gefängnissen, aus dem Tod herausführt, der ist der, der auch der Schöpfer ist. Wer so befreit, muss die Macht des Universums sein.
Die Reihenfolge heißt also: Sterben und Leben. Nicht, wie die Schöpfung alltäglich nahelegt: Leben und Sterben. Pessach und Ostern sind nicht Feste, die bei der Schönheit der Schöpfung ihren Ausgang nehmen und Gottes Wirken als erstes im Aufbrechen der Blütenknospen erkennen. Ostern gründet nicht im Symbol vom Osterei, so hübsch es ist, und auch nicht in der Zahl der Hasen. Ostern blickt neu auf die Schöpfung durch jene Rettung Gottes, die im Dunkel, im Sterben, im Gefangensein herausholt.
Dieser Glaubensblick schafft mehr Nähe als du denkst, als du dir vorstellen kannst womöglich. Und auch einen anderen Blick auf die Schöpfung. Die von da als Gottes Schöpfung unbedingt zu wahren ist. Der Frühling, das Glück dieser Schöpfung, weil die Erfahrung des wiederkehrenden Neuanfangs. Neuland, Altneuland.
Das – Alt-Neuland – ist der Name, den Theodor Herzl Tel Aviv gegeben hatte, jene heute so wunderbar pulsierende Metropole ständiger Aufbrüche. Tel Aviv, in alter Tradition war es der Name jenes Ortes, von dem Ezechiel berichtet, dass dort die Verschleppten wohnten. Aviv. Frühling – der Weg aus dem Dunkel. Wo Gott Neues beginnen lässt. Aus dieser Tradition leben wir – viel mehr und viel näher als du denkst.
Christian Stäblein ist Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.
Quelle: Die Kirche vom 16. April 2025
Von Andreas Nachama
Nach der großen Sintflut, die Noach mit den engsten Familienmitgliedern und den Tieren in der Arche überlebt hat, verkündet Gott: „Solange die Erde sein wird, sollen Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht nicht aufhören“ (1 Mose 8,22). Und natürlich gibt es eine traditionell jüdische Definition dafür, was man unter Sommer zu verstehen hat, ebenso wie es eine – wie sollte es anders sein – abweichende kalendarische und eine meteorologische Festlegung gibt. Die zweite Hälfte des Sivan (Juni), die darauffolgenden Monate Tamus und Aw gelten als klassischer Sommer, die Monate Elul (August/September) und die erste Hälfte des Monats Tischri gelten als Spätsommer. Dazu passt dann auch das hebräische Wort für den Sommer Kajiz. Es könnte an das Wort „Ketz“, „Ende“ erinnern. Und sicherlich ist es mehr als ein Zufall, dass mit dem jeweils neuen jüdischen Jahr, das im Spätsommer beginnt, mit den Herbst-Erntefeiertagen auch das agrikulturelle Jahr zu Ende geht.
Im Buch der Sprüche liest man dazu: „Wer im Sommer sammelt, ist ein kluges Kind; wer aber in der Ernte schläft, macht seinen Eltern Schande“ (Sprüche 10,5). Biblisch gesehen ist der Mensch ein Bauer und der Sommer also keine Urlaubszeit, sondern wichtige Schaffenszeit. Und für all die, die dafür sorgen, dass in unseren (Super)-Märkten all diese wunderbaren Produkte unserer Mutter Erde zu Spottpreisen liegen, ist das auch heute so. Aber wir anderen machen unseren Eltern keine Schande, wenn wir uns im Sommer über Kornfelder freuen, durch Wiesen und Auen streifen und Schabbat und Sonntag in kühlen Gotteshäusern „Halleluja“ – „Lobpreiset IHN“ beten. Im traditionell-jüdischen Gebetbuch finden sich im 18-Bitten-Gebet Lobpreisungen. Eine davon hat eine besondere sommerliche Note, nämlich vom ersten Tag des Pessachfestes bis zum letzten Tag des Laubhüttenfestes wird ein besonderer Segen erbeten: Heißt es zu Beginn des Winters „sende uns Tau und Regen“, so heißt es im Sommer „sende uns Segen“. Denn die Früchte und das Getreide sind im Sommer schon aufgesprosst, bedürfen aber des Segens, um bis zur Ernte nicht zu verderben. So heißt es in einem Gebet am ersten Pessachtag für Tau: „Voll Vertrauen ist unsere Seele zu Dir. Aller Augen harren auf Dich, der Du Speise gibst zur rechten Zeit und einen gedeihlichen Sommer. Lass, Ewiger, die Saat hervorsprießen zur reichlichen Nahrung aller Deiner Geschöpfe.“ Aber dann geht es im Text allgemeiner weiter: „Es sei die Erde der Boden, auf dem auch Freiheit und Gerechtigkeit, Liebe und Friede walten, dass ein jeglicher seine Kräfte entfalte zum eigenen Wohl aber auch zum Wohl der Gesamtheit. So gib denn, Ewiger, dass die eintretende Sommerzeit uns Nahrung und Kraft, Leben und Gesundheit, Wohlergehen und Segen bringe.“
So sind nachbiblisches Judentum wie auch das Christentum näher als man denkt. Beides sind heute keine Religionen, die allein durch den agrikulturellen Jahreslauf definiert sind, sondern haben das Biblische in ihre Ethik, also für die religiösen Grundlagen unserer Welt, transponiert, ohne dabei zu vergessen, woher wir kommen und was wir zum Leben brauchen. Früher war die Erholung von der Feldarbeit nur im Winter, heute genießen die, die nicht in diesem Schaffensrhythmus stehen, den Sommer zur Rekreation. Wie der Psalmist sagt: „ER erquicke meine Seele!“
Andreas Nachama ist stellvertretender Vorsitzender der Allgemeinen Rabbinerkonferenz, rabbinischer Leiter des Abraham Geiger Kollegs in Potsdam, Präsidiumsmitglied des „House of One“ sowie des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit.
Von Christina-Maria Bammel
Sommerzeit – Segenszeit, ohne sich im Idyll-Kokon zurückzuziehen. Nicht ausgetrocknet und innerlich leergelaufen, sondern erfrischt, belebt und dann vielleicht auch mit besseren Aussichten auf alles, was kommt.
„Er erquicket meine Seele“ (Psalm 23,3) – was für eine poetisch-sinnliche Zeile des Vertrauens in vertrauter Übersetzung, dass die lebendige Schöpferkraft meine Seele erquickt! Rabbiner Andreas Nachama hat an die Landwirtschaft erinnert, in der schwer zu tun ist in der Sommerzeit. Urlaub, Ausruhen, Erquickung – gerade dort ist es alles andere als selbstverständlich.
Auch wer nicht in der Landwirtschaft Verantwortung hat, weiß angesichts voller Schreibtische und Arbeitsdruck, was alles kurz vor der Auszeit noch bedacht, organisiert, verteilt werden muss, bevor der Moment einsetzt, an dem endlich alles von einem abzufallen scheint und das Ausatmen anfängt. Schon Wochen vor der Sommer- und Urlaubszeit wird überall davon geredet, wo und wie die eigene Auszeit geplant wird und wie man sich darauf freut, wenn einem die Sinne wieder wach werden, neue Gedanken in den Kopf kommen. „Quicken“ war übrigens mal im Gebrauch, für „lebendig machen“.
Von der „erquickten Seele“ wird heute umgangssprachlich kaum gesprochen. Die Sehnsucht allerdings, die sich für viele mit einer erquickten Seele verbindet, ist umso mehr vorhanden. Gerade wenn Überforderung und Leistungsdruck dauerhaft alltägliche Begleiter sind, wenn die Routinen Herz, Seele und Sinne ausgelaugt haben. Der ganze Mensch als die Seele seines Leibes ein in Gottes Lebendigkeit und Kraft erquickter Mensch, und zwar in jeder Saison und nicht nur dann, wenn Lavendelaroma in der Luft liegt und die „unverdrossene Bienenschar“ hin und her saust! Das ist mein Gebet für alle, die sich jetzt aufmachen, dass sie sich daran festmachen können: Mit meiner Erschöpfung sind bei Gott noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft. Darauf kann sich einlassen, wer die Worte des Psalms ins eigene Beten nimmt.
Jede Saison ist bei Gott Erfrischungs- und Trostzeit. Sie reicht weiter als die Urlaubsfrische in den Komfortmomenten freier Sommertage. Wer die Zeile meditiert und betet, entdeckt eventuell: Neues Leben –Gott erfrischt meine alte Sehnsucht danach. Das leuchtet im Hebräischen auf, wo an entscheidender Stelle vom „turn“ zu Gott hin die Rede ist: Der Ewige erneuert, indem er alles, was mich ausmacht und lebendig hält – meine Seele – zu sich hinwendet, umkehrt.
Sicherlich wird für Sie mit dieser Aussicht auch nach Ihrer Auszeit nicht einfach der Alltag neu. Trotzdem kann man sich einlassen auf eine Erneuerung in mir, die ich am Ende nicht selbst fertigbringe. Ich lasse mich hineinnehmen in den „Gottes-Turn“. Und halte Augen und Seele offen für alles, was daraus werden kann.
Christina-Maria Bammel ist Pröpstin der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO). 1973 in Ostberlin geboren, aufgewachsen in Erfurt, studierte sie Theologie, Religionswissenschaften und Philosophie in Marburg, Philadelphia (USA) und Berlin. Sie promovierte im Fach Systematische Theologie. [Quelle]
Von Natalia Verzhbovska
Der Herbst, auf Hebräisch Stav, bringt eine Reihe bedeutender Feiertage im jüdischen Kalender mit sich. Im ersten Monat Tischrej folgen drei große Feste aufeinander: Rosch ha-Schana (das Neujahr), Jom Kippur (der Versöhnungstag) und Sukkot (das Laubhüttenfest). Jeder dieser Feiertage beleuchtet unterschiedliche Aspekte des menschlichen Lebens, doch alle sind durch die Freude verbunden. Während Rosch ha-Schana und Jom Kippur den Fokus auf die tiefe und erhabene Beziehung zwischen Gott und dem Menschen legen und unsere Gedanken und Gebete gen Himmel richten, bringt das Sukkot-Fest die Freude auf die Erde, um sie mit unseren Mitmenschen zu teilen.
„Chag haSukkot, das Fest der Laubhütten, sollst du sieben Tage feiern, wenn du aus deiner Tenne und aus deiner Kelter eingesammelt hast. An deinem Fest sollst du fröhlich sein – du selbst, dein Sohn, deine Tochter, dein Knecht und deine Magd, sowie der Levit, die Waisen und die Witwen, die in deinen Toren wohnen.“ (Levitikus 16,13-14)
In der jüdischen Tradition ist Sukkot, das Laubhüttenfest, als eine Zeit der Freude bekannt – Sman Simchatejnu, das Fest unserer Freude. Diese Freude ist tief in der Tora, der heiligen Schrift des Judentums, verankert und seit jeher ein unverzichtbarer Bestandteil des Festes. Sie entspringt dem Gefühl der Dankbarkeit für die Gaben der Natur und die Nahrung, die Gott den Menschen schenkt. Dies spiegelt sich auch in einem weiteren Namen dieses Festes wider: Chag haAssif, das Fest des Einsammelns.
Während Sukkot bauen Jüdinnen und Juden Laubhütten – Sukkot – in ihren Höfen, um sich an Gottes Liebe und Fürsorge zu erinnern, die Er ihren Vorfahren während der 40-jährigen Wanderung durch die Wüste nach dem Auszug aus Ägypten entgegenbrachte. Diese Hütten symbolisieren die göttliche Treue, die Generationen hindurch weitergegeben wurde und in schwierigen Zeiten Trost und Hoffnung spendete.
Eine Sukka ist ein Ort der Freude und der Zusammenkunft. Hier treffen sich Familienangehörige, Freunde und Bekannte, um gemeinsam zu feiern. Die Sukka ist ein Zelt der Gastfreundschaft und des Vertrauens.
Nach jüdischer Tradition besuchen während der Festwoche symbolische Gäste, die sogenannten Uschpisin, die Laubhütte. Diese sieben biblischen Gestalten – darunter Abraham, Jakob, Moses und König David – repräsentieren verschiedene Epochen der jüdischen Geschichte und erinnern daran, dass jede Generation die Verantwortung trägt, die Tradition zu bewahren und weiterzuentwickeln. Neben diesen männlichen Gästen erwähnt der Babylonische Talmud, einer der grundlegenden Texte der rabbinischen Literatur, auch sieben bedeutende jüdische Frauen wie die Stamm-Mutter Sara, die Prophetin Mirjam und Königin Esther, die ebenfalls eine wichtige Rolle in der jüdischen Geschichte spielten.
An jedem Tag des Sukkot-Festes schüttelt man einen besonderen Strauß aus den Arba Minim – den vier Pflanzenarten. Das Sukkot-Fest erinnert daran, dass alle Jüdinnen und Juden ein Volk sind – eine große jüdische Familie, vereint durch die Lehre der Tora und die jüdische Tradition, und dass sie in Freude und Vertrauen auf den Ewigen immer zusammenstehen.
Natalia Verzhbovska studierte Jüdische Theologie an der Universität Potsdam und
ließ sich parallel am Abraham-Geiger-Kolleg zur Rabbinerin ausbilden.
2015 wurde sie in Bielefeld ordiniert – als erste Rabbinerin in Nordrhein-Westfalen (NRW).
Von Lutz Nehk
Es wird milder. Es wird farbiger. Es ist Herbst. Er kommt nicht wie Sommer und Winter mit einer Wende der Sonne. Er beginnt mit einer Gleiche von Tag und von Nacht. Sie sind etwa gleich lang. Das hat etwas von Ausgewogenheit, von Gleichklang und Harmonie. Man kann die Summe des Jahres schon zusammenrechnen und das neue Jahr fordert seine Gestaltung ein.
Im Herbst gehen Ernte und Dank eine Verbindung ein. Auch die, die nichts geerntet haben – keine Kartoffeln, keine Äpfel, kein Getreide und keinen Wein – feiern Erntedank. Ökobauernhöfe, Kleingartenkolonien, ganze Dörfer in ländlichen Regionen und landwirtschaftliche Hotspots in den großen Städten organisieren Erntedankfeste. Natürlich auch die Kirchen. Sie richten den Blick auf Gott, den Schöpfer und Geber alles Guten: „Wie köstlich ist deine Liebe, Gott! Die Menschen laben sich am Reichtum deines Hauses; du tränkst sie mit dem Strom deiner Wonnen“ (Psalm 36,8f).
Erntedank ist kein kirchliches Fest. Aber natürlich sind Christinnen und Christen wie alle Menschen in der Absicherung ihrer irdischen Existenz eingebunden in den Kreislauf von Saat und Ernte. Darum haben Freude und Dank für die Lebensmittel Anspruch auf einen Platz im kirchlichen Festkalender. So werden an den Erntedank-Sonntagen in vielen Kirchen Erntedankaltäre aufgebaut – üppig, bunt und reichhaltig. Es muss eine Freude sein, sie anzuschauen.
Eine Freude soll es auch sein, die an den guten Gaben teilhaben zu lassen, die bedürftig und arm sind. Jeder Erntedankaltar ist eine Rückbesinnung auf eine ursprüngliche Tradition christlicher Gottesdienste. Immer wurden Gaben mitgebracht, um sie nach dem Gottesdienst an die Armen zu verteilen. Die Kollekte, also das Sammeln von Geld, während der Bereitung der Gaben von Brot und Wein für die Feier des Abendmahles ist heute in jedem Gottesdienst dieser Ausdruck des Dankes und des Teilens.
Der Herbst ist auch ein Bild. Der „Herbst des Lebens“ ist der Abschnitt nach dem Arbeitsleben. So gesehen hat das auf jeden Fall etwas Entspannendes. Menschen, die die Früchte des Lebens genießen und es sich gut gehen lassen. Noch sind nicht die Gebrechen des Alters da, die das Leben beeinträchtigen. Das Bild ist jedoch getrübt von Unsicherheiten, die das Alter mit sich bringt. Kann ich mit dem Ertrag meines Lebens noch ein würdiges Leben führen? Wer wird da sein, wenn der Winter des Lebens anbricht?
So stellt der Herbst auch seine Fragen und lädt zum Nachdenken ein. Darüber, wie es weitergeht im Vertrauen auf Gott: „Denn bei dir ist die Quelle des Lebens, in deinem Licht schauen wir das Licht“ (Psalm 36,10).
Pfarrer Lutz Nehk ist Priester im Erzbistum Berlin. Er ist der Beauftragte für Erinnerungskultur und Gedenkstättenarbeit und Mitarbeiter an der Gedenkkirche Maria Regina Martyrum in Berlin-Charlottenburg-Nord.
In der diesjährigen Reihe „#beziehungsweise – jüdisch und christlich: näher als du denkst“ geht es um die Jahreszeiten. Eine jüdische Pädagogin und ein katholischer Erzbischof schreiben im Dezember über die Bedeutung des Lichts.
Licht spielt in vielen Religionen eine wichtige Rolle, besonders in der dunklen Jahreszeit als Symbol für Wärme und Hoffnung. Im Christentum stehen Kerzenlichter zu Advent und Weihnachten im Mittelpunkt, im Judentum vor allem zu Chanukka, einem nachbiblischen Fest, das am 25. Kislew (jüdischer Monatsname – die Red.) beginnt. Aber auch bei vielen anderen Anlässen ist Licht in jüdischer Tradition bedeutungsvoll.
Licht tritt uns schon in der Schöpfungsgeschichte entgegen, Dort werden wir nach der Schaffung von Himmel und Erde auf das Licht als ersten Schöpfungsakt Gottes aufmerksam gemacht (1. Mose 1,3). Licht trennt das Chaos von göttlicher Ordnung, den Tag von der Nacht. Doch wofür soll das Licht stehen? In übertragener Bedeutung für die göttliche Gegenwart, für Erkenntnis (Psalm 119), für Wahrheit (Sprüche 6,23) oder auch für Israel als Licht der Völker, damit Gottes „Heil bis an das Ende der Erde reicht“ (Jesaja 49,6). Die Bedeutungen sind also vielfältig.
Weiße Kerzen zu Schabbat
Weiter heißt es in der Schöpfungsgeschichte, dass Gott den 7. Tag heiligte und von all seinem Werk ruhte (1. Mose 2,4). So soll auch der Mensch am Schabbat ruhen und keine Arbeit verrichten. Um den Schabbat einzuleiten, werden traditionell zwei weiße Kerzen, früher Öllampen, entzündet. Ein Kerzenzünden erfolgt auch an den Jomim Tovim-Festtagen. Der Schabbat und Festtag wird schließlich auch mit einem Kerzensegen verabschiedet. Weiterhin wird im Gedenken an die Verstorbenen eine Kerze entzündet, die sogenannte Jahrzeitkerze.
Das wichtigste Licht in der Synagoge allerdings ist das Ner Tamid, ein Licht, das ewig brennt. Schon während der Wüstenwanderung bestand die Verpflichtung, das Ner Tamid im Stiftzelt (transportables Heiligtum – die Red.) „beständig“ anzuzünden (2. Mose 27,20) wie auch später im Tempel. Zu den Lichtern gehört ferner die Menora, ein siebenarmiger Leuchter. Zehn Menorot befanden sich im salomonischen Tempel im Raum vor dem Allerheiligsten, und wurden abends angezündet (2. Mose 27,21). Die Menora versinnbildlicht die Kraft der Tora als Licht für alle Völker (Jesaja 42,1-9). Sie ist Zeichen der jüdischen Identität und Symbol des Staates Israel.
Die Legende des Öl-Wunders
Die Chanukka-Lichter aber sind am zahlreichsten. Das Fest hat seinen Ursprung in der Makkabäer-Revolte (167–160 v. Chr.). Damals rebellierte die jüdische Bevölkerung gegen Hellenisierung und religiöse Unterdrückung durch die seleukidische Herrschaft. Doch nicht die Revolte, sondern die Legende des sogenannten Öl-Wunders wird im Talmud (bT Schabbat 21b) betont: Ein kleiner Krug mit geweihtem Öl, der für einen Tag gedacht war, brannte wundersamerweise acht Tage lang, bis neues geweihtes Öl verfügbar war.
Die Mizwa, die Pflicht zu Chanukka ist es, eben dieses Wunder zu verbreiten (Pirsum HaNes). Neben traditionellen Speisen (Latkes, Sufganiot) oder Spielen (Dreidel) steht das Entzünden der neunarmigen Chanukkia im Vordergrund. Es werden 8 Tage hindurch über tägliches Hinzufügen eines weiteren Lichts Kerzen auf der Chanukkia entzündet. Sie wird nach Sonnenuntergang an einem gut sichtbaren Ort aufgestellt, darf jedoch nicht zum Zwecke der Raumbeleuchtung genutzt werden. Dieses Fest mit seinen Speisen, Spielen und kleinen Geschenken im Kreise von Familie und Freunden erzeugt auch ein Gefühl des Zusammenhalts.
Chanukka und Weihnachten
Im Christentum steht in der Adventszeit der Adventskranz im Mittelpunkt. An den vier Sonntagen vor Weihnachten werden die Kerzen entzündet, um die Ankunft Jesu vorzubereiten. Weihnachten feiert die Geburt Jesu, der die Menschheit erleuchten soll, auch symbolisiert durch Weihnachtsbäume.
Chanukka erinnert uns im Kontrast zu Weihnachten aber an ein historisches Ereignis, den Sieg der Makkabäer und hebt damit den Überlebenswillen des jüdischen Volkes hervor. Die damals siegreichen Makkabäer wurden nicht nur zum Symbol der zionistischen Bewegung, sondern dienen auch heute als Namensgeber für jüdische Sportvereine. Chanukka steht somit für ein Selbstbewusstsein und Willensstärke gegenüber Angriffen aller Art, da man sich nicht nur auf Wunder verlassen kann. Gerade nach dem barbarischen Angriff der Hamas auf Israel zeigt das Fest seine Wichtigkeit. Es geht nicht nur um die Freiheit unseres Glaubens, sondern auch um die Verteidigung und Bewahrung unserer demokratischen Werte und Lebensweise gegenüber terroristischem Unheil.
Licht in dunkler Jahreszeit
Ob in der jüdischen oder christlichen Tradition – Licht kann als Symbol der Hoffnung und Überwindung von Dunkelheit verstanden werden. Das Entzünden von Lichtern während der dunklen Jahreszeit verbindet uns Menschen und kann in dunkelsten Momenten unsere Herzen erhellen.
Das jüdische Lichterfest Chanukka beginnt am 25. Dezember (25. Kislew) und dauert 8 Tage.
Jessica Schmidt-Weil ist stellvertretende Jüdische Vorsitzende der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Berlin (GCJZ).
Von Heiner Koch
„Es ist ein Ros entsprungen.“ Mit diesen Worten beginnt das beliebte Weihnachtslied aus dem 16. Jahrhundert, das in den kommenden Tagen wieder in vielen Kirchen erklingen wird. Das Lied besingt die Geburt Jesu, die Christen und Christinnen zu Weihnachten feiern. Dass Jesus mitten im kalten Winter, wohl zur halben Nacht geboren wird, kann dabei metaphorisch gedeutet werden. So verkörpert der Winter mit seinen kalten, dunklen Tagen und Nächten eine Zeit des Leids und Elends in der Welt.
In unseren Tagen denken wir besonders an den seit über zwei Jahren tobenden Krieg Russlands gegen die Ukraine, an die zahlreichen, von der Hamas ermordeten Opfer in Israel am 7. Oktober des vorigen Jahres, an die nach Gaza verschleppten Geiseln, an den andauernden Krieg in Gaza mit unzähligen Toten und Verletzten. Wir denken aber auch an die erschreckende Zunahme von Antisemitismus, Muslimfeindlichkeit, Rassismus und Gewalt gegen andere Menschen in unserer Gesellschaft. Zudem sorgen sich viele Menschen zu Recht um das friedliche Zusammenleben in unserem Land, aber auch um unsere Mitgeschöpfe und die Umwelt.
Das Licht der Hoffnung am Weihnachtsbaum
In diesen schweren Zeiten sendet Gott mit der Geburt Jesu ein Hoffnungszeichen, ein Licht, das die Finsternis vertreibt und die Dunkelheit erhellt. Dieses Licht der Hoffnung leuchtet an unseren Weihnachtsbäumen, die sich mit den Lichtern der Chanukkaleuchter verbinden, die unsere jüdischen Glaubensgeschwister in diesen Tagen entzünden. Diese Zeichen des Lichts stehen für unseren gemeinsamen Glauben, dass es Gott gibt, dass er für uns da ist und uns Menschen besonders in Zeiten der Not und Bedrängnis und sogar über den Tod hinaus nicht allein lässt. So dürfen wir mit unseren jüdischen Geschwistern auf eine neue Zeit hoffen, die uns Frieden und Erlösung bringt. Gemeinsam dürfen wir diese Hoffnung in unsere Gesellschaft hineintragen.
Auch wenn wir – jüdisch- und christlicherseits – in diesen Tagen gemäß unserer je eigenen Tradition verschiedene Feste feiern, so ruft uns Christgläubigen das Weihnachtslied zugleich in Erinnerung, dass wir durch Jesus bleibend mit dem Judentum verbunden sind.
Wurzeln im Judentum
Das Christentum wäre ohne das Judentum nicht denkbar. Indem wir singen „Von Jesse kam die Art, davon Jesaja sagt“ erinnern wir uns daran, dass Jesu Wurzeln tief im Judentum verankert sind. Denn die Evangelisten haben die Weissagung des Propheten Jesaja 11,1 mit Jesus in Verbindung gebracht. Danach stammt, wie wir in der Christmette vom Evangelisten Matthäus hören, Jesus aus dem Hause des Königs David ab, das von seinem Vater Jesse (Isai), dem König von Juda und Israel, begründet wurde.
Die Anerkennung der jüdischen Abstammung Jesu und seiner Verwurzelung im Judentum verpflichtet Christen und Christinnen, uns immer an die Seite unserer jüdischen Glaubensgeschwister zu stellen und ihnen besonders in Zeiten der Not und Bedrängnis beizustehen. Denn, so Dietrich Bonhoeffer: „Wer nicht für die Juden schreit, darf auch nicht gregorianisch singen.“
Heiner Koch ist Erzbischof des Erzbistums Berlin [Quelle]
Die ökumenisch verantwortete Kampagne „#beziehungsweise – jüdisch und christlich: näher als du denkst“ war in den letzten Jahren ein großer Erfolg. In vielen Schaukästen der Gemeinden und an öffentlichen Orten hingen die Plakate, die in markanten Worten und einprägsamem Design die enge Verbundenheit des Christentums mit dem Judentum am Beispiel der Jahresfeste zeigten.
Nun sind neue Plakate entstanden. Darin geht es um Gottes Schöpfung, die uns trägt und die wir erhalten wollen. Dafür hat die Vorbereitungsgruppe die vier Jahreszeiten in vier Plakaten dargestellt, die auch den hebräischen Namen in Umschrift tragen. Ein fünftes handelt von der Nächstenliebe, die Christ:innen und Jüd:innen in der Bibel aufgetragen ist und an die zu erinnern seit dem 7. Oktober und in Zeiten von Hass und Antisemitismus besonders wichtig ist. Das ganze Jahr über, immer wieder.
Die Plakate enthalten je ein Bibelzitat, Denkanstöße zum Thema und eine konkrete Aufforderung zum Handeln. Verantwortlich für die neue Plakatserie ist eine Projektgruppe der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) bestehend aus den Pfarrer:innen Ulrich Kastner, Milena Hasselmann, Theresa Dittmann, Generalsuperintendentin Ulrike Trautwein, Rabbiner Andreas Nachama und Pfarrerin Marion Gardei. Zu der ökumenischen Projektgruppe gehörten außerdem Monsignore Hansjörg Günther vom Erzbistum und Bernd Streich von der Gesellschaft für Christlich-jüdische Zusammenarbeit (GCJZ) in Berlin. Grafisch umgesetzt und gestaltet wurden die Plakate wieder von Uwe Baumann.
Alle Kirchengemeinden der EKBO haben zunächst drei Plakate der Serie erhalten, die anderen beiden werden in der zweiten Jahreshälfte versandt. Weitere Plakatserien können zum Preis von fünf Euro im Wichern-Verlag bestellt werden (vertrieb@wichern.de). Auch Postkarten mit den Motiven erscheinen demnächst.
Die Evangelische Wochenzeitung „die Kirche“ wird – beginnend mit der Ausgabe am 28. Juli – zu allen Plakaten gemäß der Jahreszeit je einen christlichen und einen jüdischen Kommentar abdrucken, die zum Nachdenken über die Schönheit, aber auch die Verletzlichkeit der Schöpfung anregen und Impulse für Andachten, Predigten und andere Veranstaltungen geben. Hier hoffen wir auf die Kreativität der Gemeinden. Die Projektgruppe freut sich über Einladungen zu Initiativen in Gemeinden.
Die GCJZ plant eine Predigtreihe zu den Plakaten mit jüdischen und christlichen Theolog:innen. Und in den Predigtmeditationen im christlich-jüdischen Dialog werden im kommenden Band Rabbiner:innen Auslegungen zu den wichtigsten Bibeltexten schreiben, die von der Schöpfung handeln.
Von Marion Gardei aus DieKirche vom 11.06.2024 [Link ist tot]
[24. Juli 2024] In der neu aufgelegten Reihe „#beziehungsweise – jüdisch und christlich: näher als du denkst“ geht es um die Jahreszeiten. In dieser Ausgabe starten wir eine Serie zu den Plakaten mit einer jüdischen und einer christlichen Stimme. Sie beginnt mit dem Sommer. Rabbiner Andreas Nachama schreibt über die Schaffens- und Erntezeit, Pfarrerin Christina Maria Bammel über eine Zeit der Erfrischung.
In dieser Rubrik erhalten Sie eine Einführung zu Pessach-Fest. [chabad.de]
Pessach war ursprünglich ein Fest zur Gerstenernte. Gerste war das erste Getreide des Jahres. Es erinnert an den Auszug des israelischen Volkes aus Ägypten und bedeutet "vorübergehen", "überschreiten". Als G:tt nach der Überlieferung die zehnte Plage schickte, den Tod aller Erstgeborenen Ägyptens, ging der Todesengel an den Häusern des Volkes Israels, die mit dem Blut eines Lammes gekennzeichnet waren, vorüber (2. Mose 12,47).
Vor dem Fest gibt es daher einen Fastentag (12.04.2025). Zur Vorbereitung gehört die Reinigung des Hauses von jeglichem Gesäuerten (z.B. Brot, Cerealien, Pizza, Nudeln, Bier). Während des Festes wird ungesäuertes brot (hebräisch: Matza) gegessen. Da die Israeliten auf ihrer Flucht keine Zeit hatten, gesäuerte Brote vorzubereiten, bucken sie sich Mazot, Brotfladen aus Mehl und Wasser.
Das Fest beginnt mit dem Seder-Abend (Seder := Ordnung). Dabei kommen acht Symbole auf den Tisch: drei Matzot (Brotfladen) in Erinnerung an die Eile; Maror (Bitterkraut: bitterer Salat oder Merettich) in Erinnerung an die Bitterkeit der Sklaverei in Ägypten;Charosset (Fruchtmus: geriebene Äpfel, Nüsse, Mandeln gemahlener Zimt und süßer Wein) in Erinnerung an die Lehmziegel, aus denen in Fronarbeit ganze Städte gebaut wurden; Bejza (ein gebratenes Ei) als Symbol des ewigen Lebens und der Trauer; Salzwasser an die Erinnerung an die Tränen; Karpass (Erdfrucht: Petersielie, Stangensellerie oder Kartoffel) als Symbol des Frühlings; Seroa (ein gerösteter Lammknochen) als Symbol des Pessach-Lammes (für Vegetarier: Rote Beete) und vier Becher Wein für die Segenssprüche.
Jedes Symbol dient dazu, die Erfahrung von Knechtschaft und Befreiung mit allen Sinnen erlebbar machen. Für den Propheten Elia, der den Messias angekündigt hat, wird ein Weinglas bereitgestellt.
Es wird das Schir haSchirim, das Buch "Lied der Lieder" (Hohelied Salomons) gelesen. Der erste, zweite, siebente und achte Pessch-Tag sind Feiertage. Quelle: Interreligiöser Kalender für Brandenburg).
[...] Schon im biblischen Buch Exodus kann man lesen, dass zum Pessach-Fest auch das „Alles muss raus“ gehört: Aller Sauerteig muss aus dem Haus heraus (2. Mose 12,19-20): „Ihr sollt nichts Gesäuertes essen: in allen euren Wohnungen sollt ihr ungesäuertes Brot essen“. „Alles muss raus“: Traditionelle jüdische Haushalte führen daher eine letzte Suche nach Sauerteig durch, sammeln die Reste zusammen und verbrennen sie vor dem Haus oder in einem entsprechendem Feuer in der Nachbarschaft. Was bedeutet das konkret und was können wir daraus lernen? Lesen Sie weiter im Newsletter zu Pessach 2025 ...
Purim erinnert an die Errettung der persischen Juden vor rund 2500 Jahren. Das Buch Ester berichtet, dass zur Zeit des Königs Xerxes I. (ca. 519-465 v.u.Z.) dessen königlicher Beamter die Ermordung der dort lebenden Juden plante. Der genaue Zeitpunkt sollte durch Losentscheid (persisch: puru) bestimmt werden. Ester, die jüdische Frau des Königs, wird von ihrem Adoptivvater aufgefordert, ihr Volk zu retten. Nach dreitägigem Fasten der Königin und aller jüdischer Bewohner der Stadt Susa rettet Ester ihr Volk. Daher beginnt das Fest mit einem Fastentag am 13. Adar [13.03.2025 *)]. Purim selbst ist ein Fest der Freude.
Es wird die Festrolle des Buches Ester gelesen. Kinder verkleiden sich, spielen die Geschichte nach und essen süße Speisen. Die Verkleidung symbolisiert den im Verborgenen handelnden Gott, da dieser im Buch Ester nicht benannt wird. An diesem Tag darf gearbeitet werden. [Quelle]
Nach dem Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023 mit der Ermordung vieler Juden und Israelis und vor allem nach der brutalen Tötung der Bibas Kinder Ariel und Kfir und deren Mutter, die alle drei eine deutsche Staatsbürgerschaft hatten, haben sich 2025 die Menschen u.a. als Batman und in Orange gekleidet. Sie erinnern damit an die Familie Bibas.
Purim ausführlich erklärt im Kalender bei chabad.de ... Aktuelles aus der Jüdischen Allgemeinden ... Tag der Trauer ...
*) Ester-Fasten [Ta'anit Ester]
Dieser Fastentag findet am 13. Adar, unmittelbar vor dem Purim-Fest statt. In Erinnnerung an das dreitägige Fasten der Königin Ester, die um 500 v.d.Z. die in Persien lebenden Juden rettete. [Quelle]
Chanukka wird mitunter als jüdisches Weihnachten bezeichnet, doch das ist irreführend. Das Fest hat nichts mit Jesus' Geburt zu tun, sondern erinnert an die Befreiung aus griechischer Herrschaft, die zweite Weihe des Tempels und das anschließende Lichtwunder. Übersetzt bedeutet Chanukka "Wiedereinweihung".
Mit dem Anzünden der achten Kerze ist das Fest zu Ende. Das jüdische Chanukka wird aus einem ganz anderen Grund gefeiert als Advent und Weihnachten. Und doch, so der Rabbiner, haben die Feste eine Gemeinsamkeit: "Licht und Freude und die Dunkelheit verbannen."
In dem Video 'Gedanken zu Chanukka' erzählt Felix Seibert-Daiker, was es mit diesem Lichtwunder auf sich hat und wie in jüdischen Familien heute Chanukka gefeiert wird. [Quelle: MDR 2022]
Das zentrale Chanukka-Lichterzünden findet in diesem Jahr am Sonntag, dem 29. Dezember statt.
Bald mehr ... Chanukka im Jüdischen Museum
JERUSALEM 23.10.2024 (LS) – Simchat Thora beginnt am letzten Abend des einwöchigen Laubhüttenfests, also mit Sonnenuntergang am heutigen Mittwoch, 23. Oktober.
Der Höhepunkt dieses Feiertags (der so viel bedeutet wie „Freude an der Thora“) sind die „Hakafot“, die sowohl am Vorabend als auch am Morgen von Simchat Thora stattfinden und bei denen Juden mit den Thora-Rollen um den Lesetisch in der Synagoge laufen und tanzen. In der Diaspora ist der erste Tag unter seinem biblischen Namen Schemini Atzeret und der zweite als Simchat Thora bekannt. Außerhalb Israels dauern die Feiertage zwei Tage, da man in früheren Zeiten nicht immer sicher war, an welchem Tag der Feiertag genau stattfand, so dass man vorsichtshalber einen zusätzlichen Feiertag einführte.
Im vorigen Jahr fiel der Feiertag Simchat Thora auf den 7. Oktober 2023. Dieser Tag, der eigentlich ein Tag der Freude ist, ist ein Trauertag geworden. Obwohl die offiziellen Trauerveranstaltungen in Israel am 7. Oktober stattfanden, ist Simchat Thora vor allem für die religiöse Bevölkerung der wahre Jahrestag des Massakers.
Es wird vielen schwer fallen, die erforderliche Freude an diesem Tag zu spüren, auch da der Krieg mit der Hamas weiterhin Todesopfer fordert, während Israels Feinde im Norden und weltweit ebenfalls unaufhörlich angreifen.
Viele Rabbiner haben jedoch betont, Simchat Thora solle in diesem Jahr mit gleicher Freude wie üblich begangen werden. Einerseits, weil Gott diesen Tag als Freudentag bezeichnet, und andererseits, weil die Moral des Volkes in diesen schwierigen Zeiten gestärkt werden muss.
Online weiter lesen ... | Informationen auch bei religionen-entdecken.de ...
Der Krieg zerstört nicht nur Leben, sondern auch die Möglichkeit, die Zukunft zu planen, schreibt der Autor Benjamin Balint aus Jerusalem anlässlich des Feiertags Simchat Tora.
Rosch ha-Schana 2024 | 3./4. Oktober 2024 in der Welt :: 1. Tishri 5785
"Shanah Tovah!" - "Frohes neues Jahr!"
Rosch Haschana ist das jüdische Neujahrsfest. Es beginnt in diesem Jahr am Abend des 2. Oktober 2024, hat wenig mit Silvester-Knallerei, sondern vor allem mit Buße, aber auch einem Festmahl zu tun. Auf das Neujahrsfest folgt mit Jom Kippur am 11. Oktober 2024 der höchste jüdische Feiertag, der ein Fest der Versöhnung sein soll. An diesem Tag sollen sich die Gläubigen ihrer moralischen Pflichten bewusst werden.
10 Tage später, am 10. Tischri, ist Jom Kippur, der Versöhnungstag.
Jom Kippur 2024 | 12. Oktober 2024 in der Welt :: 10. Tishri 5785
Mit Jom Kippur wird am 12. Oktober 2024 die Versöhnung der Juden mit Gott gefeiert. Der Tag gilt als höchster jüdischer Feiertag. Am zehnten Tag nach dem Neujahrsfest Rosch ha-Schana soll Gott das Urteil über die Menschen besiegeln, welches am Neujahrsfest gefällt wurde. Wie die Juden Jom Kippur feiern wird hier erklärt ... #bzw - Jom Kippur beziehungsweise Buße und Abendmahl.Nach Tagen der Buße und Umkehr feiern Jüdinnen und Juden an Jom Kippur Versöhnung mit Gott. Christinnen und Christen erfahren Erneuerung durch Umkehr zu Gott. In Buße und Abendmahl feiern sie Gottes Gegenwart und bitten um Frieden und Versöhnung. Geschenkter Neuanfang.
Sukkot 2024 | 17. bis 23. Oktober 2024 in der Welt :: 15. Tishri 5785
Sukkot oder Laubhüttenfest ist eines der drei jüdischen Wallfahrtsfeste, es dauert 2024 vom 17. Oktober bis 23. Oktober. Das Fest wird im Herbst, fünf Tage nach dem Versöhnungstag, im September oder Oktober gefeiert und dauert sieben Tage, vom 15. bis 21. Tischri, dem siebten Monat des jüdischen Kalenders. Simchat Tora – Fest der Gesetzesfreude das Gesetzesfreude schließt das Laubhüttenfest ab. Es wird an den Tagen gefeiert. ... #bzw - Sukkot beziehungsweise Erntedankfest. Das Laubhüttenfest Sukkot erinnert das Überleben in der Wüste und feiert die ersten Früchte der Ernte – Lebensmittel. Christinnen und Christen danken für die Ernte und bitten um Bewahrung der Schöpfung. Die Erde ist uns allen anvertraut. Feiern for Future!
Was die Hohen Feiertage bedeuten und wie sie begangen werden zeigt Ihnen der Beitrag des mdr | Die hohen Feiertage aus jüdischer Sicht | Kleiner Kalender
Weltweit gehen knapp 15 Millionen Menschen dem jüdischen Glauben nach. Doch was ist eigentlich das Judentum? Woran glauben jüdische Menschen? In diesem Film werden die wichtigsten Begriffe erklärt. [Quelle: BPB]
Mehr zum Video: Die Studie ist eine Handreichung, die über Grundlagen des Judentums informiert. Von Yael Kupferberg
Seit mehr als 1700 Jahren leben Jüdinnen und Juden auf dem Gebiet des heutigen Deutschland – nachweislich seit dem 11. Dezember 321, als ein Edikt Kaiser Konstantins die Berufung von Juden in Ämter der Stadtverwaltung von Köln gestattete. Die ökumenisch verantwortete Kampagne macht aus christlicher Perspektive die einzigartige Beziehung zwischen Judentum und Christentum bewusst und setzt ein Zeichen gegen den gesellschaftlich erstarkenden Antisemitismus, der auch christliche Wurzeln hat. Bischof Stäblein hat im Sinne der Kampagne Gespräche mit Vertreter:innen geführt. Sie sind nachzuhören in der Podcastserie, die Sie auf der Rundfunkseite auswählen können.
Jahrestag am 7. Oktober
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat zum Gedenken an den Jahrestag des Überfalls der Hamas auf Israel am 7. Oktober eine Fürbitte für Gottesdienste und Gedenkfeiern formuliert. Ein Text, den jede:r auch für sich als persönliches Gebet sprechen kann.
aus #sonntagsblatt von Larissa Launhardt
"Du Gott Israels,
wir sind bestürzt angesichts so vieler Krisen auf der Welt. Besonders die vielfältigen Kriege im Nahen Osten und die Not der Menschen lassen uns ratlos zurück.
Heute bringen wir vor Dich die Opfer des Terrorüberfalls vom 7. Oktober des vergangenen Jahres. Wir gedenken in Trauer all der Getöteten, Vergewaltigten, Verwundeten und Verschleppten und ihrer Angehörigen. Noch immer warten Angehörige verzweifelt auf die Rückkehr ihrer Lieben. An sie denken wir heute besonders. Gott, viel Zeit ist vergangen seitdem. Wir sehen voll Sorge auch den Krieg und die Zerstörung, die aus dem Überfall erwachsen sind. So viele Menschen sind gestorben, verletzt, heimatlos. Immer noch schlagen Bomben in Israel ein, gibt es kein sicheres Leben für die Menschen dort. Unser Herz schlägt für dein Volk. Zugleich können wir doch auch nicht wegsehen von dem Elend der Menschen in Gaza, den aufflammenden Konflikten im Libanon und der bedrückenden Situation der Palästinenser im Westjordanland. Auch ihre Not bringen wir heute vor dich. In Jesus Christus stehst du an der Seite der Leidenden. Wir bitten dich: Mach der Gewalt ein Ende.
Du Gott Abrahams und Saras, Isaaks und Rebekkas, Jakobs, Rahels und Leas, wir halten dir unser Herz hin – es ist auch voll Sorge um jüdische Menschen hier in Deutschland. Bewahre sie vor Judenhass und hilf uns, für sie unsere Stimme zu erheben.
Du Gott, Vater Jesu Christi, wir haben Angst, dass unser Herz hart wird. Aber du versprichst: Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten. Erweiche unsere Herzen – das Herz jedes Menschen mache hell mit deinem Schalom, nur so kann Frieden sein. AMEN"
Gott, der du alles geschaffen hast, wir beten in Ehrfurcht zu dir, getrieben von dem Traum, dass ein harmonisches Zusammenleben zwischen den Menschen möglich ist. Wir kommen aus den unterschiedlichsten Traditionen, wir sind geprägt von gemeinsamen Glaubens- und Lebensweisheiten, aber auch von tragischen Missverständnissen; wir teilen große Hoffnungen und erste bescheidene Erfolge. Jetzt ist es für uns an der Zeit, dass wir einander im Bewusstsein unserer Vergangenheit begegnen, mit ehrlichen Absichten, mit Mut und der Bereitschaft, einander zu vertrauen, in Liebe und Zuversicht.
Lass uns das, was wir teilen, als gemeinsames Gebet der Menschheit vor dich bringen; und lass uns das, was uns trennt, als Zeichen der wunderbaren Freiheit der Menschen ansehen. Lass uns in unserer Verbundenheit und in unserer Verschiedenheit nicht vergessen, dass du, Gott, ein und derselbe bist.
Möge unser Mut unseren Überzeugungen gleichkommen, und möge unsere Aufrichtigkeit so groß sein wie unsere Hoffnung. Möge unser gemeinsamer Glaube an dich uns einander näher bringen. Mögen unsere Begegnung mit der Vergangenheit und unsere Erfahrungen in der Gegenwart Segen bringen für unsere Zukunft. Amen.
Du Gott Jakobs, du unser Gott – höre!
Verbirg deine Ohren nicht vor dem Seufzen und Schreien.
Die Steine in der Wüste schreien
Dein Heiliges Land leidet.
Verzweifelte Eltern trauern um ihre Kinder.
Die Freude an deinem Gesetz wurde im Blut ertränkt.
Kyrie eleison.
Du Gott Israels, du unser Gott – höre!
Verbirg deine Ohren nicht vor dem Seufzen und Schreien.
Die Mörder prahlen mit ihren Waffen.
Sie foltern und morden, sie verschleppen und vergewaltigen.
Kyrie eleison.
Du Gott Zions, du unser Gott –– höre!
Verbirg deine Ohren nicht vor dem Seufzen und Schreien.
Krieg bedrückt das Heilige Land und es sterben die, sich nach Frieden sehnen.
Du bist der Gott Friedens.
Wir halten uns an deiner Güte fest.
Schütze die Menschen in deinem Heiligen Land.
Schütze die Verschleppten.
Tröste die Trauernden und schaffe deinem Frieden Raum.
Du wirst ja daran gedenken, darum hoffen wir in diesen Tagen.
Amen.
Katharina Wiefel-Jenner | VELKD | 12.10.2023
Beim Aufgang der Sonne und bei ihrem Untergang
erinnern wir uns an sie.
Beim Wehen des Windes und in der Kälte des Winters
erinnern wir uns an sie.
Beim Öffnen der Knospen und in der Wärme des Sommers
erinnern wir uns an sie.
Beim Rauschen der Blätter und in der Schönheit des Herbstes
erinnern wir uns an sie.
Zu Beginn des Jahres und wenn es zu Ende geht,
erinnern wir uns an sie.
Wenn wir müde sind und Kraft brauchen,
erinnern wir uns an sie.
Wenn wir verloren sind und krank in unseren Herzen,
erinnern wir uns an sie.
Wenn wir Freude erleben, die wir so gern teilen würden,
erinnern wir uns an sie.
Solange wir leben, werden sie auch leben,
denn sie sind nun ein Teil von uns,
wenn wir uns an sie erinnern.
Aus den "Toren des Gebets", Reformiertes jüdisches Gebetsbuch
Milena Hasselmann, Pfarrerin am Institut Kirche und Judentum (IKJ) in Berlin, fragte drei Jüdinnen nach ihren Gedanken zum ersten Jahr nach dem Hamas-Angriff auf Israel.
Wieder ein Terrorangriff an einem Feiertag
Letztes Jahr, kurz vor dem 7. Oktober, haben wir an den 50. Jahrestag des Überfalls auf Israel durch die umliegenden arabischen Staaten gedacht, der an Jom Kippur, dem höchsten jüdischen Feiertag stattfand. Genau 50 Jahre später (nach dem bürgerlichen Kalender) fand der Überfall der Hamas statt, nicht zu Jom Kippur, dem Versöhnungstag, sondern an Simchat Tora – dem Tora-Freudenfest, an dem wir die fünf Bücher Moses zu Ende lesen und gleich wieder von vorne anfangen. Wieder ein Feiertag, an dem in Israel die militärische Wachsamkeit auf ein Minimum reduziert war, wieder sind Menschen direkt aus den Synagogen gerufen worden, und zu ihren Einheiten und in den Süden gefahren.
Solange noch Geiseln in Gaza gefangen sind, solange es noch täglich Raketenangriffe aus Gaza und aus dem Norden gibt, kann Israel nicht zur Ruhe kommen, bleibt der Frieden eine verzweifelte Hoffnung.
Wenn wir die Hohen Feiertage feiern und als Gemeinden und Familien zusammenkommen, müssen Tausende Flüchtlinge in Israel in improvisierten Unterkünften feiern. Und: an zu vielen Familientischen bleiben Plätze leer, Väter, Mütter, Töchter, Söhne, Großeltern, die ermordet wurden, oder die immer noch in Gaza gefangen sind.
Lesen Sie den gesamten Artikel in der Evangelischen Zeitung vom 2. Oktober 2024 ...
Grußwort des Institutsleiters Prof. Christoph Markschies
Seit fast einem Jahr liegt auf meinem Handy eine App aus Israel. Sie gibt ein Warnsignal, wenn eine neue Rakete auf Israel abgefeuert wird. Gerade während ich schreibe, klingelt es wieder. Seit fast einem Jahr leben viele Menschen aus dem Norden des Landes in Hotels und gehören auf diese Weise zu den Betroffenen eines Konfliktes, der sich ständig ausweitet und nicht nur Menschen in Israel betrifft, sondern im Gaza-Streifen, im Libanon und anderswo im Nahen Osten. Besonders in diesen Tagen schauen alle, die in dieser Region Freundinnen und Freude haben, besorgt dorthin und fragen sich, was das jüdische neue Jahr diesem Teil der Erde wohl noch bringen wird. Es ist für Menschen, die die Gegend nicht sehr lange kennen, kaum möglich, den Konflikt, der hinter dem vergangenen schrecklichen Jahr liegt, auch nur ansatzweise zu verstehen. Das führt dann dazu, dass auch die Wertungen und Empfindungen von Solidarität häufig recht einseitig wirken – so gerät beispielsweise die Tatsache, dass praktisch jeden Tag seit 7. Oktober 2023 größere Zahlen von Raketen im Norden Israels niedergehen, bei vielen vollkommen außer Blick, werden aber auch die Leiden unschuldiger arabischer Bevölkerung in Gaza und im Nordlibanon bei vielen übersehen. Besonders merkwürdig ist, dass jüdische Menschen und Geschäfte hierzulande attackiert werden, als ob sie gleichsam für die Politik der Regierung Israels haften müssen. Ich habe noch nie eine pro-baskische Attacke auf ein spanisches Lokal in der Nachbarschaft erlebt oder irische Proteste am Brandenburger Tor gegen die britische Nordirland-Politik. Es fällt mir jedenfalls schwer, manche der Ausschreitungen und Attacken nicht mit tiefsitzenden antisemitischen Vorurteilen zu verbinden, selbst wenn ich weiß, dass inflationärer Gebrauch dieser Diagnose auch nicht hilft, um den tiefsitzenden Antisemitismus zu bekämpfen, der bekanntlich gar keine Juden braucht, um sein gefährliches Gift auszubreiten.
Von meinen verschiedenen Besuchen in Israel und Palästina in den vergangenen Monaten weiß ich, dass jetzt dort niemand von uns kluge Ratschläge braucht, sondern Zeichen der Anteilnahme und des Mitgefühls, am besten im persönlichen Gespräch. Und so erlebe ich es auch bei vielen jüdischen Menschen hierzulande, die sich einfach über jede Form der Unterstützung freuen, kleine Zeichen der Solidarität und der Anteilnahme an ihrer Situation. Und umgekehrt ist auch wichtig, sich klarzumachen, dass viele Attacken und Ausschreitungen gar nicht von Menschen mit palästinensischem Hintergrund verübt werden, sondern von Menschen, denen der Nahe Osten im Grunde egal ist und die nur eine Wut auf „das System“ artikulieren wollen. Bei Protesten an den Universitäten sind viele, die bei Camps und Hörsaalbesetzungen protestieren, überhaupt keine Studierenden. Es ist vielleicht gerade angesichts dieser Situation die Aufgabe von Mitgliedern und Einrichtungen einer christlichen Kirche, zuzuhören und Anteilnahme zu schenken. Und Aufgabe eines Instituts Kirche und Judentum, bei der notwendigen Verbreitung von Informationen zu helfen und dabei, sorgfältig zu differenzieren.
Wir haben im Institut Theresa Dittmann verabschiedet, die in verschiedenen Funktionen unglaublich viel getan hat für das Institut und auf den Feldern, auf denen es arbeitet. Nicht nur der Dank, sondern auch die herzlichen Segenswünsche begleiten sie in die neue Aufgabe. Segenswünsche gehen zum neuen jüdischen Jahr natürlich auch an alle, die diesen Newsletter unseres Instituts lesen und dem Institut verbunden sind. Wir freuen uns über Anregungen, wie wir unsere Aufgaben noch besser wahrnehmen können.
שנה טובה shana tova wünscht namens des ganzen Instituts und aller seiner Mitarbeitenden
Ihr Christoph Markschies
... weiter im Newsletter ...
Zahlen sagen wenig über das Grauen. Und dennoch sind sie wichtig: Vor einem Jahr wurden über 1.200 Menschen in Israel brutal ermordet, 250 als Geiseln verschleppt, zahllose Frauen und Mädchen und junge Männer vergewaltigt - und das alles aus einem einzigen Grund: Weil sie Juden waren und sind, weil der jüdische Staat Israel nicht sein darf.
Nichts rechtfertigt diese Verbrechen. Nichts relativiert sie.
Wir halten inne. Lenken unsere Aufmerksamkeit heute nicht auf andere Dinge. Begehren auf gegen den seit dem explosionsartig angewachsenen und inzwischen schamlos offenen Antisemitismus weltweit, auch in unserem Land, unserer Stadt.
Alles das im Bewusstsein darum, was dieser Überfall der Hamas auch ausgelöst hat: die Kriegsfolgen im Süden und im Norden Israels, in Gaza und im Libanon, Tränen, Schmerz und Trauer der Menschen, die die weitreichenden Konsequenzen dieses terroristischen Anschlags tragen müssen.
Was immer sonst geschieht und wichtig ist - heute gibt es nur diese eine Nachricht aus Paulus: Wir verneigen uns vor den Opfern des 7. Oktober und verbinden uns mit den jüdischen Menschen hier und überall.
Mit freundlicher Genehmigung der Autorin KB
Die "MS Goldberg", das erste jüdische Theaterschiff Deutschlands, liegt wieder in seinem Heimathafen am Spandauer Havelufer. Weitere Anlege-Häfen sind in den nächsten Wochen das Spree-Ufer vor dem „Berliner Ensemble“, Potsdam und Dessau.
Auf dem Wasser schaukeln und mit allen Sinnen erleben, was sich vorne auf der Bühne tut. Ob Musik, Schauspiel, Diskussion, Literatur oder Kabarett. Deutschland hat sein erstes jüdisches Theater-Schiff. Die "MS Goldberg" hat festgemacht auf der Havel in Berlin-Spandau. Angedacht sind auch Fahrten in Brandenburg: Hören Sie hier den Beitrag von Ulrike Werner auf Deutschlandfunk Kultur ...
Das Programm
Ob durch jüdische Autoren, Komponisten, Musiker, Schauspieler, Regisseure oder jüdische Themen – Berlin war einmal die »jüdische Theater- und Musikstadt«, aber auch das Entscheidungszentrum des größten Zivilisationsbruchs der Menschheitsgeschichte.
Wenn das Goldberg-Team nun mit dem jüdischen Theaterschiff MS Goldberg »in See stechen«, wollen sie bekannte und vergessene, aber auch neue Sterne glitzern lassen, an das Verlorene erinnern, das Gemeinsame feiern und dem Neuen eine Heimat geben. Denn sie setzen in guter alter talmudischer Manier auf Austausch, wechselseitige Inspiration und die gegenseitige Akzeptanz auch von Minderheiten.
Dies verstehen sie als wichtigen Beitrag gegen Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit.
Es erwartet Sie eine spannende Mixtur ... z. B. Die drei Kantoren und weitere interessante Programmpunkte ... | Programm zum Herunterladen
Zum Theaterschiff MS Goldberg | Lageplan MS Goldberg im Heimathafen Spandau
Träger des Projekts ist der Verein "Discover Jewish Europe e.V.", in dem sich jüdische und nichtjüdische Künstler:innen zusammengefunden haben.
Apropos Schiff – das Jüdische Theaterschiff ist ein mit Hilfe finanzieller Mittel der Stiftung Deutsche Klassiklotterie umgestalteter, 1964 in der VEB Elbewerft Boizenburg gebautes Motorgüterschiff, das jetzt über 190 Plätze verfügt. Da die "MS Goldberg", auch im Theatermodus ein zertifiziertes Motorgüterschiff bleibt, und eine mobile Spielstätte ist, wird sie vom Heimathafen in Berlin-Spandau aus auch für Veranstaltungen quer durch Berlin über die Spree nach Köpenick oder nach Süden über die Havel auf dem Wannsee schippern. Weitere Informationen auf der Website Aviva
Die diesjährigen Jüdischen Kulturtage stehen unter dem Motto LICHT, das in der jüdischen Tradition Erneuerung, Hoffnung, Spiritualität und Zuversicht symbolisiert. Berlin bietet elf Tage lang eine Bühne für lebendige jüdische Kultur. Wir hoffen, dass von hier au ein Licht in die Welt strahlt und die jüdische Kultur sowie Lebensfreude sichtbar macht.
[22.08.2024] Bald finden Sie hier mehr Informationen ... Einige Programmpunkte sind bereits ausverkauft. Hier können Sie das Programm erkunden und hier die Website Jüdische Kulturtage
Was ich tue?
Ich spiele Klarinette und beruflich interessiert mich die klassische Musik. Als Jude und Israeli in Berlin bin ich immer mit dem, was von 1933 bis 1945 geschah, konfrontiert. Mit anderen Musikerinnen und Musikern bringe ich Kompositionen aus der Zeit des Holocaust als „Lebensmelodien“ zu Gehör. Viele Kompositionen führen wir zum ersten Mal auf und so werden sie in Berlin und weltweit bekannt.
Was ich glaube?
Ich glaube an die Menschlichkeit. Auch unter den unmenschlichsten Bedingungen konnten Menschen etwas Positives erfahren. Die Lebensmelodien erzählen uns das. Was mir wichtig ist?
Die Lebensmelodien sind ohne meine Familiengeschichte nicht denkbar: Meine Großtante wurde im Konzentrationslager ermordet. In ihrem Abschiedsbrief, der aus dem Lager geschmuggelt wurde, beschreibt sie die unsägliche Entmenschlichung und den nahen Tod. Ihr letzter Satz heißt: „Wenn ihr könnt, nehmt einst Rache.“ Das ist mein Erbe. Ich habe mich entschieden, mit den Lebensmelodien auf meine Familiengeschichte zu antworten und wandle sie positiv für uns heute um.
Was ich mir wünsche?
Das Wort „Holocaust“ ist gerade für junge Menschen weit weg von ihrem Leben. Es braucht eine vermittelnde Brücke. Es sind die Melodien und Lebensgeschichten der Musikerinnen und Musiker, die junge Leute sehr bewegen. Mein Wunsch? Jeder Mensch in Deutschland sollte einmal in seinem Leben mit den Lebensmelodien in Berührung kommen. Deshalb bieten wir Bildungstage in Schulen an.
Was mich aufregt?
Ich fühle mich als Israeli und Jude in Berlin nicht mehr sicher.
Warum Berlin?
Als Student wollte ich die deutsche musikalische Tradition kennenlernen. Dann merkte ich: Diese Stadt ist für mich ein offenes Grab mit einer jüdischen Vergangenheit, die 24 Stunden täglich präsent ist. Ich habe Berlin durch die Musik gefunden und die Lebensmelodien binden mich an diese Stadt.
Das nächste Lebensmelodien-Konzert findet am 9. November 2024, um 19 Uhr in der Apostel-Paulus-Kirche in Berlin-Schöneberg statt. [31.10.2024 | Quelle]
Seit dem 7. Oktober 2023, dem Zeitpunkt der Terrorattacke der Hamas auf Israel, ist die Zahl judenfeindlicher Straftaten in Deutschland stark angestiegen. „Christlicher Glaube und Antisemitismus sind unvereinbar“ − das hat die Synode der EKD in einem Beschluss im November 2023 noch einmal bekräftigt. Doch haben Antijudaismus und Judenhass auch in der Kirche eine lange und unselige Geschichte. Was ist Antisemitismus genau, wie äußert er sich und welche Haltung nimmt die Evangelische Kirche in Deutschland dazu ein? Was kann ich tun, um Antisemitismus entgegenzuwirken, welche Initiativen gibt es, denen ich mich anschließen kann? Informationen dazu finden Sie hier.
Was ist Antisemitismus und was kann ich dagegen tun?
Christlicher Glaube und Antisemitismus ist unvereinbar!
Sie finden hier Fragen, die beantwortet werden. [FAQs EKD]
Ein Beitrag von Esther Radoy
Der Krieg in Israel sorgt auch in Deutschland für Unruhen. Das Projekt Meet2respect organisiert Begegnungen von Imamen und Rabbinern. Gemeinsam besuchen sie Schulen – mit einem klaren Ziel. Wie kann man glauben in solchen Zeiten? Die Organisation meet2respect hatte von Anfang an das Ziel, antisemitische Einstellungen innerhalb der muslimischen Bevölkerung abzubauen oder sogar zu verhindern. Oft resultieren sie aus politischen Standpunkten im Nahostkonflikt. Angesichts des jüngsten Angriffs der Hamas auf Israel gewinnt die Arbeit von meet2respect jetzt eine noch größere Bedeutung.
Rabbiner Elias Dray, Rabbiner der jüdischen Gemeinde in Amberg, und Imam Ender Çetin, Gefängnisseelsorger in einer Jugendstrafanstalt, führen Schulbesuche im Rahmen des Projekts durch. Sie sind sich einig, dass die Lösung darin zu finden ist, die Gespräche zwischen den Religionsvertretern fortzusetzen. Rabbiner Dray unterstreicht: „In dieser kritischen Zeit ist es von großer Bedeutung, dass die muslimische Gemeinschaft nachdrücklich zeigt, dass Gewalt in keiner Weise akzeptabel ist, und dass sich religiöse Vertreter eindeutig gegen jede Form von Gewalt aussprechen.
Immer wieder hebt Imam Ender Çetin in diesen Gesprächen hervor, dass der Koran die Botschaft des Friedens für alle Menschen betont und ermutigt, nicht den Weg des Konflikts und der Gewalt zu verfolgen. Beide sind sich einig, dass Religion als Quelle des Friedens und der Versöhnung dienen kann.
Worte wie „Salaam“ und „Shalom“, die beide Frieden bedeuten und als Grußworte für Frieden und Harmonie dienen, unterstreichen die Bedeutung des Friedens im religiösen Kontext ebenso wie im Christentum der Gruß „Friede sei mit euch“. Um diese Gedanken weiterzugeben und in den Köpfen der Menschen zu verankern, hat meet2respect aufgrund der äußerst angespannten Lage an Berliner Schulen seine Bemühungen intensiviert und bietet derzeit Krisengespräche und Beratungen an, wie viele andere Berliner Organisationen, die sich mit Gewalt- und Antisemitismusprävention beschäftigen.
In einer Zeit, in der die Notwendigkeit des Dialogs und der Versöhnung offensichtlicher ist denn je, zeigt die Arbeit von Rabbiner Dray und Imam Çetin, dass Veränderung möglich sein kann, wenn Menschen unterschiedlicher Hintergründe und Überzeugungen zusammenarbeiten. Religion kann zweifellos eine positive Rolle bei der Förderung des Friedens und der Lösung von Konflikten spielen, auch in Israel. Der interreligiöse Dialog kann Gemeinsamkeiten finden, die als Grundlage für Verständnis und Frieden dienen. Auch die Geschichte von Adam und den Engeln aus dem Koran wird als Beispiel für die Idee genannt, dass der Mensch nach Frieden strebt und dass Frieden der natürliche Zustand ist, den die Menschen anstreben sollten. Der Grundgedanke, dass der Mensch alle Namen Gottes über Herzlichkeit, Liebe und Weisheit wider spiegelt, betont die Bedeutung von Mitgefühl und Weisheit im Umgang mit Konflikten. Mitgefühl und Herzlichkeit sind auch die Kräfte, die uns dazu befähigen, unsere Bemühungen zur interreligiösen Begegnung und Solidarität zu verstärken, statt sie aufzugeben.
Imam Ender Çetin verdeutlicht, dass der Angriff der Hamas auf Israel eine Herausforderung für Organisationen wie meet2respect darstellt, die sich für die Förderung des interreligiösen Dialogs und der Verständigung einsetzen. Insgesamt kann aber Religion im Nahostkonflikt als Inspirationsquelle dienen, um nach Frieden und Versöhnung zu streben, anstatt Konflikte und Gewalt zu fördern. Es liegt an den Menschen, diese Botschaften in die Tat umzusetzen und friedliche Lösungen für den Konflikt anzustreben. Eine Botschaft die Elias Dray und Ender Çetin auch bei den Schulbesuchen immer wieder betonen.
Die Arbeit von meet2respect strebt jedoch nicht nur danach, den interreligiösen Dialog zu fördern, sondern zielt auch darauf ab, Bewusstsein an verschiedenen Stellen zu schaffen. Die Organisation hat erkannt, wie wichtig es ist, Jugendliche über die Gefahren gewaltverherrlichender Inhalte in sozialen Medien aufzuklären. Rabbi Dray fügt hinzu: „Besonders wichtig ist es, Jugendlichen bewusst zu machen, wie stark solche Inhalte in den sozialen Medien präsent sind und wie gefährlich es ist, diese Videos immer wieder anzusehen. Solche Inhalte können die Hemmschwelle für Gewalt senken.“
Besonders entscheidend ist es, die Gespräche mit Jugendlichen zu intensivieren und den Dialog unter einander zu fördern. Gleichzeitig sollten Sozialpädagogen an Schulen und in Jugendeinrichtungen verstärkt in diesen Prozess eingebunden und geschult werden. Meet2respect hofft darauf, dass sämtliche Vertreter von Religionen diesen Ansatz unterstützen und gemein sam einen Weg einschlagen können, um friedliche Konfliktlösungen zu finden – Lösungen, die uns von unserer jeweiligen Religion gelehrt werden.
Meet2respect ist ein Projekt des gemeinnützigen Vereins Leadership Berlin. Gegründet im Jahr 2014 hat sich die Organisation zu einer treibenden Kraft in der Bekämpfung von Gewalt und Antisemitismus entwickelt. Meet2respect organisiert Begegnungen und Unterrichtsbesuche von Imamen und Rabbinern sowie von Tandems aus jüdischen, muslimischen und christlichen Religionsvertreterinnen und Religionsvertretern. Gemeinsam sprechen sich die Beteiligten für gegenseitigen Respekt sowie gegen Gewalt und Diskriminierung aus.
Esther Radoy ist Koordinatorin für Lehrerfortbildungen bei meet2respect. [Ev. Zeitung | Abruf: 27.10.2023]
Die Jugendwebsite „An allem schuld – Wie Antisemitismus funktioniert“ ermöglicht jungen Menschen ab 14 Jahren eine eigenständige und selbstgeleitete Auseinandersetzung mit aktuellem Antisemitismus. Erklärfilme, Interview-Clips, Quizformate und andere digitale Tools bieten eine facettenreiche Aufklärung über ideologische Grundlagen, Verbreitung sowie Funktionen von Antisemitismus und regen zur Selbstreflexion an.
Zusätzliche Inhalte zu Aspekten von Judentum und jüdischem Leben tragen dazu bei, der verbreiteten klischeehaften Wahrnehmung von Jüdinnen und Juden entgegenzuwirken. | Quelle bpb
Das Internet gehört auch bei politisch-gesellschaftlichen Themen zu den von Jugendlichen bevorzugten Informationsquellen. Zugleich ist das Netz ein zentraler Artikulations- und Resonanzort von Antisemitismus. Umso wichtiger ist es, dass junge Menschen online auf jugendgerechte Angebote zur Aufklärung über dieses gesellschaftlich tief verankerte Ressentiment stoßen.
Dazu wollen wir mit unserer Webseite „An allem schuld – Wie Antisemitismus funktioniert" beitragen, die sich an Jugendliche ab 14 Jahren richtet. Die Seite enthält Erklärfilme, Interview-Clips, Quizformate und andere digitale Tools. Abwechslungsreich, multimedial und interaktiv bietet sie verschiedenartige Zugänge, die eine eigenständige und selbstreflexive Auseinandersetzung mit aktuellen Formen von Antisemitismus ermöglichen.
Das Online-Angebot integriert überdies vielfältige Informationen über Judentum und jüdisches Leben und macht selbstbestimmte jüdische Perspektiven in ihrer Pluralität sichtbar. Dadurch trägt es dazu bei, der verbreiteten klischeehaften Wahrnehmung von Jüdinnen:Juden entgegenzuwirken.
Die Webseite „An allem schuld – Wie Antisemitismus funktioniert" soll ihren jugendlichen Nutzer:innen einen direkten und selbstgesteuerten Zugang zum Themengebiet eröffnen, aber zugleich auch eine Einbindung in angeleitete Lernprozesse erlauben. Multiplikator:innen werden beim Einsatz des Online-Angebots in eigenen Bildungsformaten durch begleitende Handreichungen unterstützt. Grundlage für die Konzeption des Webangebots ist eine umfassende Bedarfsanalyse auf der Basis von quantitativen und qualitativen Erhebungsmethoden, in deren Rahmen Jugendliche sowie pädagogische Fachkräfte befragt wurden. Zentrale Ergebnisse sind in unserer Publikation „Mehrfachnennungen möglich“ (2020) zusammengetragen. | Abruf: 5.09.2024
Jede Woche erscheint ein Impuls zu jüdischen oder christlichen Themen bzw. zu Fragen des jüdisch-christlichen Dialogs in vier Kategorien - mal aus jüdischer, mal aus christlicher Sicht: Geistliche Impulse zu Parascha oder Monatsspruch, Wissenswertes über jüdische und jüdisch-christliche Themen, Empfehlungen des Monats zu ... Mehr hier ...
In der neuen Version dieser Website ist noch kein jüdische Kalender eingebunden. Wer sich aber für die jüdischen Feiertage interessiert, kann sich mit dem folgenden Kalender befassen: Kalender > Jüdischer Kalender > Monatsansicht
Das zeigt eine Studie des Jüdischen Weltkongresses aus dem Herbst 2019. Für Jüdinnen und Juden gehört Antisemitismus zum Alltag – mal unterschwellig, mal aggressiv. Wir haben mit vielen Jüdinnen und Juden in Deutschland gesprochen und uns ihre Erfahrungen erzählen lassen. Für unser Projekt haben wir sechs dieser Geschichten szenisch aufbereitet und gemeinsam mit Schauspieler:innen umgesetzt. Sie zeigen: Zu selten wird eingeschritten. Doch gegen Antisemitismus aufzustehen, darf keine Aufgabe der Juden bleiben. Die Stille der Mehrheitsgesellschaft muss gebrochen werden.
Hine Ma Tov U'ma Naim ist ein jüdisches Lied nach Psalm 133,1, welches traditionell am Sabbat gesungen wird. Das Lied war eines der Lieder, die in den Gottesdiensten gesungen wurden. Es soll hier zum Nachsingen vorgestellt werden. Viel Freude beim Singen. Deutsche Übersetzung: Wunderbar ist es, wenn Brüder in Frieden zusammen leben. | Kanon
Gerade nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am Sabbatmorgen des Festtages Simchat Tora [7./8.10.2023], kann ein Lied ein Gebet sein. Lasst uns in dieser bitteren Stunde gemeinsam ein Zeichen setzen.
WE STAND WITH ISRAEL!
Vielleicht kann das Lied Kraft geben, um die Hoffnung auf Frieden nicht zu verlieren.