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Liturgischer Spaziergang

am Ostermorgen :: 12. April 2020

Was ist ein liturgischer Spaziergang?

Ein Spaziergang mit der Ostergeschichte und Auferstehungstexten. Ein Spaziergang mit Zeiten der Stille zum Hören, zum Sehen, zum Riechen. Es ist ein „richtiger“ Spaziergang, draußen am frühen Morgen auf den Spuren der Osterbotschaft. Die Texte haben einen Leseumfang von etwa 20 Minuten. Wie lang der Spaziergang dauert, hängt davon ab, welche Strecke ihr gehen wollt und wie lange ihr euch Zeit für die einzelnen Stationen nehmt. Es sind insgesamt vier – ohne Anfang und Ende.

Vor dem Losgehen zu lesen:

Ganz früh am Ostermorgen, noch bevor die Sonne aufgeht, machten sich die Frauen auf den Weg zum Grab. Sie wollten einen Toten würdigen, Abschied nehmen, das Verlorene betrauern. Aber es kam anders. Davon wollen wir heute hören, uns erinnern und erzählen.

Macht euch also auf den Weg, allein, zu zweit oder in der kleinen Familie, mit der ihr zusammenwohnt. Wenn ihr zu zweit oder mehr seid, verständigt euch vorher über den Weg, damit Euch diese Frage nicht unterwegs beschäftigen muss. Wenn du allein bist, überlege dir, ob du dich treiben lassen, spontanen Eingebungen folgen oder den Weg vorher festlegen möchtest. Beides ist möglich. Bedenkt auch, wie viel Zeit ihr sich nehmen wollt. Die Texte könnt ihr laut sprechen oder leise lesen. Ich wünsche euch/dir einen guten Weg voller Entdeckungen.

Beginn

Wenn du vor die Tür nach draußen trittst, werde einen Moment still.
Wenn du magst, schließe deine Augen.
Nimm den Boden wahr, der dich trägt.
Atme die Luft, die dir Leben schenkt.
Was hörst du, heute morgen, bevor die Stadt erwacht?

 

Hören in der Stille

Am Anfang,am allerersten Anfang,
als alles noch dunkel war,
sprach Gott:
Es werde Licht.

Im Namen Gottesgehen wir heute diesen Weg
allein oder zweit.
In Gedanken verbunden
mit denen, die mit uns unterwegs sind
an diesem frühen Ostermorgen.

 

Macht euch/mache dich auf den Weg
Schweigend, mit den eigenen Gedanken oder teilt miteinander, wie ihr heute morgen unterwegs seid. Eine spricht, der andere hört zu, fragt vielleicht nach, kommentiert aber nicht. Wenn du alleine gehst, hör dir selbst gut zu – das tun wir viel zu selten. Wenn ausgesprochen oder gedacht ist, was gesagt werden soll, schenkt einander diesen Zuspruch:

Mit und in allem, was ist: Gott schaut dich / mich liebevoll an.

 

1. Station

Wenn die Zeit da ist, findet eine erste Station

  • an einem Platz, der euch Ruhe schenkt. Vielleicht ist da eine Bank, auf die ihr euch setzen könnt. Nehmt eure Umgebung wahr.

 


Am Anfang
als alles noch lautlos war,
war das Wort bei Gott.
Und Gott war das Wort.

 

Die Ostergeschichte nach Johannes 20

 

Am ersten Wochentag nach dem Sabbat
ging Maria aus Magdala zum Grab.
Es war früh am Morgen und noch dunkel.
Da sah sie, dass der Stein von der Grabkammer
entfernt worden war.

 

Allein nach einem schrecklichen Tag
voller Trauer und Schmerz.
Sie hatte unter dem Kreuz gestanden
gesehen, wie man den toten Jesus abgenommen
und in aller Eile bestattet hatte.
Und jetzt wollte sie dorthin,
zu seinem Grab,
wenigstens den Toten betrauern,
wenn sie den Lebenden nicht mehr erreichen konnte
ihm die letzte Ehre erweisen.

 

Wie mag ihr zumute gewesen sein?

...

 

Maria war erschrocken, zu Tode erschrocken.
Sie hielt es nicht aus an dem offenen Grab.
Sie lief zu Simon Petrus
und zu dem anderen Jünger,
den Jesus besonders liebte.

 

Macht/mache dich auch auf deinen Weg. In deinem/eurem eigenen Tempo.
Wem würdest du solch eine Nachricht überbringen,
die so verstört?
Geh mit deinen eigenen Gedanken
und wenn ihr zu zweit seid,
tauscht euch aus nach einer Zeit der Stille, wenn ihr mögt.

 

2. Station

Wenn die Zeit da ist, findet eine zweite Station

  • an einem Ort, der euch Ruhe schenkt. Vielleicht in einem kleinen Park, oder auf einer Bank, auf die ihr euch setzen mögt. Nehmt wahr, wie sich das Licht verändert. Hört auf die Geräusche der Umgebung. Seht euch um.

 

Die Ostergeschichte nach Johannes 20

Als Maria erzählt hatte, was geschehen war, machten sich Petrus und der andere Jünger sofort auf den Weg zum Grab.
Die beiden rannten zusammen los, aber der andere Jünger überholte Jesus und war als erster dort.
Er beugte sich vor uns sah die Leinenbinden daliegen.
Aber er betrat die Grabkammer nicht.
Als Simon Petrus nachkam, ging er gleich in die Grabkammer hinein.
Er sah die Leinenbinden daliegen und auch das Tuch, mit dem das Gesicht von Jesus verhüllt gewesen war.
Das lag aber nicht bei den Binden.
Es war zusammengerollt an einem anderen Platz.
Nun ging auch der andere Jünger hinein, der zuerst am Grab gewesen war.
Er sah alles und kam zum Glauben.
Sie hatten ja die Heilige Schrift noch nicht verstanden, nach der Jesus vom Tod auferstehen musste.

 

Eine Stimme flüsterte:
Kannst du sehen, was ich sehe?

 

Es war als würde ein Schleier sich heben
und meine Augen geöffnet für das, was dahinter liegt.

 

Jeder Atemzug voller Morgenluft
war eine Einladung zu Gottes neuem Leben.

 

Jede Pfütze auf dem Weg
legte mir im Spiegel den Himmel ans Herz und zu Füßen.

 

Und jeder Stein am Rande des Weges
wurde ein Bruder des Steines, der das Grab verschloss.

 

Als ich dessen gewahr wurde,
neigte ich still mein Haupt
vor dem Licht der Auferstehung
vor dem Glanz des Göttlichen
in allem, was ist,
in jedem von uns – ob er schläft oder wacht.1

 

1Nach einer Idee von Sean Ólaoire

 

Die Jünger kehrten wieder nach Hause zurück.

 

Mach dich auf deinen Weg. Achte auf die österlichen Zeichen Gottes in der Schöpfung, die du entdeckst.

 

 

3. Station

Wenn die Zeit da ist, finde eine dritte Station

  • an einem Ort, der euch Ruhe schenkt. Vielleicht in einem kleinen Park mit Garten, oder auf einer Bank, auf die ihr euch setzen mögt. Seht euch um. Seht wie das Licht die Dunkelheit vertrieben hat. Hört, wie die Stadt zum Leben erwacht.

 

Die Ostergeschichte nach Johannes

Maria blieb am Grab und weinte.
Als sie sich in das Grab hineinbeugte,
sah sie zwei Engel.
Sie trugen leuchtend weiße Gewänder
und saßen dort, wo der Leichnam Jesu gelegen hatte.
Die Engel fragten Maria:
Frau, warum weinst du?
Maria antwortete: Sie haben meinen Herrn fortgebracht.
Und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben.

Leuchtendes Weiß – es steht für die Gegenwart Gottes.
So wie Jesus mit den drei Jüngern auf dem Berg war
und vor ihnen in leuchtendem Weiß verklärt wurde
und Elia und Mose erschienen dort vor ihnen.

Zeichen für Gottes Gegenwart,
die nichts erklären.
Immer noch Trauer.
Immer noch Angst.

Alles, was dich bedrängt heute morgen in diesen Tagen mit Corona oder auch sonst in deinem Leben. Bringe es in der Stille vor Gott Wenn ihr zu zweit seid, könnt ihr euch darüber austauschen. Und wenn Tränen kommen, dann lass sie zu. Denn: „Gott sammelt meine Tränen in einem Krug.“ (Psalm 56,8 )

Geht einige Schritte weiter. Findet einen Platz, der euch eine neue Perspektive schenkt.

 

4. Station

Die Ostergeschichte nach Johannes

Maria wendete sich um.
Da sieht sie Jesus stehen.
Sie wusste aber nicht,
dass es Jesus war.
Jesus fragt sie:
Frau, warum weinst du,
wen suchst du?
Maria dachte:
Er ist der Gärtner.
Darum sagte sie zu ihm:
„Herr, wenn du ihn fortgeschafft hast,
dann sage mir, wo du ihn hingelegt hast.
Ich will ihn zurückholen!“

Jesus sagte zu ihr:
„Maria!“
Sie wandte sich ihm zu
und sagte auf Hebräisch zu ihm:
„Rabbuni!“
(Das heißt Lehrer)

Wenn die Sonne scheint, wende dein Gesicht in die Sonne.
Spüre die Wärme und das Licht auf deiner Haut.
Genieße, dass du da bist.
Denke an das Gute, das dir in deinem Leben widerfahren ist.
Denke an die Menschen, denen du verbunden bist.
Denke an die, die du liebst.
Bringe deinen Dank in der Stille vor Gott.
Und wenn ihr zu zweit seid, könnt ihr euch darüber austauschen.

Und das Wort ward Fleisch
und wohnte unter uns
und wir sahen seine Herrlichkeit
eine Herrlichkeit
als des eingeborenen Sohnes vom Vater
voller Gnade und Wahrheit.

 

Geht noch einige Schritte, dann bleibt stehen und hört, wie Johannes die Ostergeschichte weiter erzählt.

 

Die Ostergeschichte nach Johannes

Jesus sagte zu Maria:
Halte mich nicht fest!
Ich bin noch nicht zu meinem Vater hinaufgestiegen.
Aber geh zu meinen Geschwistern
und richte ihnen von mir aus:
Ich gehe hinauf
zu meinem Vater und zu eurem Vater
zu meinem Gott und zu eurem Gott.

Nun macht euch wieder auf den Weg – nach Hause.
Zu einem Osterfrühstück.
Das Licht des Ostermorgens tragt mit einer Kerze auf den Tisch.
Die Farben der Schöpfung mit bunt gefärbten Ostereiernund Blumen.

 

Vor der Schwelle eurer Wohnung haltet noch einmal inne:

Dann werde ich leben2

Es wird in der Frühe sein, wie einst.
Der Stein ist weggerollt.
Ich bin aus der Erde auferstanden.
Meine Augen können das Licht ertragen.
Ich geh und stolpre nicht.
Ich spreche und verstehe mich.
Menschen kommen mir entgegen.
Wir sind in Bekannte verwandelt.

Es wird in aller Frühe sein, wie einst.
Der Morgendunst steigt auf.
Ich dachte, karges Land zu sehn.
Volle Garben seh ich, lange Halme, Ähren,
gefüllt mit reifem Korn.
Bäume umranden die Felder.
Hügel wogen in der Ferne
bergaufwärts und werden Wolken.

Dahinter, Kristall geworden und blendend,
das Meer, das die Toten zurückgab.

Wir ruhen in des anderen Schatten.
Wir wachen auf vom ersten Licht,
als ob jemand uns mit vollem Namen hat gerufen.

Dann werde ich leben.

2 Huub Oosterhuis

Und nun öffnet die Tür. Ihr seid ihr wieder zu Hause, feiert Ostern
allein oder mit der Familie.
Und am Ende des Frühstücks,
bevor der Tisch abgeräumt wird und ihr in euren Tag geht,
hört noch einmal ein Osterwort:

Ostern3
das ist ein Sonnenwort,
das den Vögeln zufliegt am Morgen,
um sich zu verwandeln in einen Gesang.
Es weckt in der Erde den Wunsch zu blühen.
Alles strebt ihm entgegen und richtet sich auf.

Ostern
das ist ein Hoffnungswort
aus dem Munde der Engel bis heute,
das uns zutraut und zuspricht: Fürchte dich nicht!
Denn mitten im Leben erwacht die Liebe
gegen die Schwermut
und das Leben gegen den Tod.

Ostern
das ist ein Lebenswort,
vielleicht ein Gebet.
Ein Gebet um Klarheit, Wärme und Kraft.
Ein Gebet um alles, was aus der Liebe kommt
und den Tod hinter sich lässt.
Ein Gebet um die Gewissheit,
Gott lebt und wir leben in Gott.

Frohe Ostern!

3 Quelle unbekannt

Ein himmlischer Ostergruß

Zwischen 11 und 12 Uhr läuten am Ostermorgen in Steglitz und Teltow-Zehlendorf die Glocken. Wenn ihr sie hört, öffnet das Fenster, geht auf den Balkon und schaut zum Himmel, ob ihr einen himmlischen Ostergruß entdeckt.

Wer mag kann sich auch auf der Wiese unter dem Glockenturm treffen, um mit denen die da sind - in gehörigem Abstand – den Osterruf zu singen.

Ihr seid herzlich eingeladen!

Gabriele Wuttig-Perkowski
Patmos-Gemeinde

Letzte Änderung am: 17.03.2021