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Thesen der Glaubensgespräche

Das Ergebnis unserer Diskussionen

Wir möchten hier vorhandene Innovationen des christlichen Denkens beispielhaft aufnehmen gleichzeitig aber darauf hinweisen, dass die alten Formen für Menschen, die in ihnen glauben und leben, ihr völliges Recht behalten. Wir wollen mit diesen Thesen für Menschen sprechen, die die alten Traditionen nicht mehr verstehen und sich nicht darin aufhalten können. Wir haben uns auf die nachfolgenden Thesen geeinigt.

I. Sprache, die verstanden wird.

Uns ist wichtig, dass in allen Gottesdiensten eine allgemein verständliche Sprache verwendet wird. Wir bitten darum, z. B. In den Gebeten bei der Anrede Gottes auf inklusive Sprache zu achten.

II. Sind die Dogmen noch zeitgemäßer Ausdruck unseres Glaubens?

Trinitätslehre, Sündenfalllehre, Opferlammlehre sind für Menschen unserer Zeit verständlich zu formulieren. Ebenso das Apostolicum mit Jungfrauengeburt. Wir müssen die Dogmen immer aus ihrer Zeit (ihrem Kontext) heraus betrachten und den Grundsatz des Glaubens und nicht der Logik vermitteln: „Den Vor­stell­ungen mit hi­sto­ri­schem Verständnis begegnen.“ [Quelle: Kroeger. „Was bleiben will, muss sich ändern.“ S. 24]

  1. Opferlammlehre: Die antiken Christen hatten das Recht und die Notwen­dig­keit, den Tod Jesu so zu deuten. Es galt die zentrale christliche Glaubens­vor­stellung, dass Jesus für unsere Sünden gestorben ist und Gott durch sein Blut mit uns versöhnt hat. Wir dürfen diese antike Vorstellung hinter uns las­sen, weil sie für uns das Verständnis der Versöhnung Gottes, der doch die Liebe ist, eher verschließt. Erlöst sind wir, weil Gott uns annimmt, wie wir sind. Wir müssen uns nicht das „Heil“, den „Himmel“, die „Seligkeit“ ver­die­nen. Das hat Jesus gelehrt und praktiziert.
  2. Trinitätslehre: „Im Namen des Vater, des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Wahrer Gott und wahrer Mensch. Um das zu verstehen, hilft es, sich vor Augen zu führen, wie Menschen Gott in der Geschichte erfahren haben: Als Schöpfer, der seine Welt und die Menschen liebt wie ein Vater seine Kinder. Als ein Gott, der in Jesus Christus, seinem Sohn, selbst Mensch geworden ist und das menschliche Leben geteilt hat. Und schließlich als Gott, der im Heiligen Geist bei den Menschen immer noch gegenwärtig und lebendig ist. [Jeder Christ, jede Christin ist frei, für sich eine ganz persönliche Antwort darauf zu finden, was es für ihn/sie bedeutet, dass Gott Mensch geworden ist.] [Quelle]
  3. Sündenfalllehre: Diese alte Lehre vom Sündenfall wurde vom Kirchenvater Augustinus entwickelt und voran getrieben. Sie ist ein Konstrukt, das in der zentralen Botschaft des Evangeliums von Jesus Christus keinen Anhalt hat. Sie ist als solche nur Bestandteil des Christentums und kommt in den an­der­en monotheistischen Religionen nicht vor. Wie können wir heute diese Lehre verstehen und diese den Kirchenfernen vermitteln?
  4. Das gleiche gilt für die Jungfrauengeburt: „Geboren von der Jungfrau Maria.“ … gehört zum Apostolischen Glaubensbekenntnis. Die antiken Mythen vermittelten das Bild der Götter auf Erden, die sich mit Jungfrauen vereinigten. Das war zur damaligen Zeit im Bildungskanon. Von dieser Vor­stellung können wir los­lassen und uns den Wundern des Jesus zuwenden. „Empfangen durch den Heiligen Geist.“ [Quelle]  
III. Einsetzungsworte beim Abendmahl

Wir schlagen vor, die Einsetzungsworte sprachlich zu überarbeiten. Als Beispiel möchten wir hier eine Formel von Anne Kirchner vorstellen:

Feier des Abendmahles
Mit dem gemeinsamen Mahl hat sich Jesus von seinen Jüngerinnen und Jüngern verabschiedet. Er ließ ihnen und uns das Brechen des Brotes und das Teilen des Weins als Zeichen der Erinnerung:

Im Erinnern und Teilen sind wir eingeladen
Jesus unter uns zu erkennen,
Geschichten und Hoffnungen miteinander zu teilen.
Im Abendmahl dürfen wir die Bedeutung der Tischgemeinschaft Christi
nachvollziehen, uns miteinander stärken und befreit in den Alltag ziehen.

Einsetzungsworte

An dem Abend, bevor er ausgeliefert wurde,
nahm Jesus das Brot
dankte, brach es und sprach:
Nehmt, esst, das ist mein Leib,
meine lebendige Gegenwart für euch gegeben.

Danach nahm er den Kelch,
dankte Gott und sprach:
Trinkt diesen Wein und denkt daran,
Ich werde euer Leben neu machen.
So oft ihr dies tut, will meine Macht der Liebe euch erfüllen und beflügeln.

Wir bitten den Geist Gottes, dass dies unter uns wahr werde
und beten mit den Worten, die uns Jesus gelehrt hat.

IV. Neue Perikopenordnung

Entfällt, da ab dem Kirchenjahr 2018/19 eine neue Perikopenordnung gültig ist.

V. Ökumenische Antworten auf drängende Fragen

Wir finden es wichtig, dass die Kirche ökumenische Antworten auf die drängenden Fragen unserer Zeit gibt. Die Kirche sollte erkennbar das „Salz der Erde“ sein.

Glauben und Handeln bedingen einander. Um in der Öffentlichkeit mit den öku­me­nischen Antworten wahrgenommen zu werden, bedarf es einer verbesserten Kommunikation nach innen und nach außen. Beispielsweise ist in der Ev. Pat­mos-Gemeinde immer am ersten Sonntag im Monat Amnesty-Tag. Die Gemein­de beteiligt sich dabei an den „Briefen gegen das Vergessen“ von Amnesty In­ter­national, die den Gefangenen Hoffnung geben und den Ver­ant­wort­lichen zeigen, dass die Gefangenen nicht in Vergessenheit geraten sind.

VI. Kirchlicher Tarifvertrag

Die Anpassung der kirchlichen Gehälter an die in der Arbeitsgesellschaft üblichen sollte in allen Bundesländern erfolgen. Wir befürworten auch ein Streikrecht für Beschäftigte im kirchlichen Bereich.

VII. Kultur der Wertschätzung Ehrenamtlicher

Eine Kultur der Wertschätzung Ehrenamtlicher sollte in allen Gemeinden selbstverständlich sein.

Die Ehrenamtlichen dürfen nicht ausgebeutet werden. Könnte nicht die Kirche in Zeiten steigender Steuereinnahmen wieder vermehrt Stellen schaffen für Haupt­amtliche? In den Bereichen Jugend- und Kinderarbeit z.B. wäre dies vielerorts segensreich.

VIII. Interreligiöses Gespräch

Im interreligiösen Gespräch sollte das Gemeinsame betont werden. Es muss auch die Bereitschaft da sein, von einander lernen zu wollen

Wenn wir mit unserem Glauben ernst machen, dass es nur einen Gott gibt, von dem wir uns kein Bild machen sollen, dann gilt es zu erfahren, was jede Religion an Wahrheit begriffen hat und dementsprechend würdigen.

Überarbeitet im Mai 2018: Evelyne Kirchner und Jacqueline Hayden mit Beratung von Anette Kraatz

Quellen, die mitgenutzt wurden: Was bleiben will, muss sich ändern“. Schriften zur Glaubensreform | Band 6 von Matthias Kroeger • „Neue Thesen braucht das Land“. aus Publik-Forum, Heft 19/2017Internetseiten der EKD [Details siehe in Textstellen]