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RSSPrint

Christen im Schatten. Lebens- und Mutgeschichten aus dem ostdeutschen Alltag

Lesung in der Ev. Patmos-Gemeinde

Sonnabend, 9. September 2023 | 15.00 Uhr

Ev. Patmos-Gemeinde | Gritznerstraße 18/20 | 12163 Berlin-Steglitz | Routenplaner

Wir erwarten Besuch aus der ehemaligen Partner-Gemeinde von Patmos (von Anfang/Mitte der achtziger Jahre bis Mitte der neunziger Jahre), der Kirchengemeinde am Fennpfuhl in Lichtenberg - heute Kirche Lichtenberg.

Die Veranstaltung begleitet, moderiert und koordiniert unsere ehemalige Pfarrerin Gabriele Wuttig-Perkowski.

Lesung mit dem Autor Bernd Kebelmann

Lesung nach den Kalkdorf-Romanen des Autors, der seit den 1960er Jahren in evangelischen Kirchen von Randberlin, Greifswald und Ostberlin Gemeindearbeit gestalten half. Der erblindete Autor erzählt in fünf Bänden nicht nur Industrie- und Familiengeschichte, er berichtet hautnah aus einem ganz anders gestalteten Alltag im langen Schatten der Berliner Mauer.

Ein Rückzugort aus dem sozialistisch getünchten Schul-, Berufs- und Familienleben war und blieb bis zur friedlichen Revolution die Evangelische Kirche. Die Christenlehre der Jüngsten, vom Schulalltag streng getrennt, erzog die Kinder, vom Staat ungewollt, zu einer besonderen Gemeinschaft.

Splitternde Kindheit. Kalksteingeschichten Ein Entwicklungsroman. Kalkdorf 1947–1962.Zur Jungen Gemeinde bekannten sich wenige Schüler; wer auf der Erweiterten Oberschule das Abitur erwerben durfte, stand unter strenger Kontrolle der FDJ; doch auf den Jugendsynoden wurde nach der bedrohlichen Kuba-Krise und der weltweiten Wiederaufrüstung intensiv für den Frieden gebetet.

Die Studentengemeinden der Universitäten entwickelten sich, unter scharfer Kontrolle von FDJ und Stasi, zu Orten der freien Rede, einer friedlichen Gegenkultur zum staatlichen Militarismus. Die Honecker-FDJ mit Kontras zu allen christlichen Kirchen, oft der Lieblingsfeind junger Christen, war fast nie in der Lage, dem freien Wort in den Studentengemeinden lange standzuhalten.

Drei Brüder im Spiegel bei brechendem Licht. Ein Jugendroman. Kalkdorf 1962-1966.Die Kirchengemeinden in Stadt und Land wurden seit den Bau, bis zum Fall der Berliner Mauer zu einem Sammelbecken der gegen staatliche Widerstände organisierten Opposition, deren Mitglieder durchschnittlich halb so alt wie die Mitglieder des Politbüros, der Machtzentrale des Landes waren. Eine simple Rechnung zeigte, wo die vom SED-Staat vorausgesagten „Sieger der Geschichte“ in Zukunft zu finden sein würden.

Im Schatten der Mauer entwickelte sich, trotz und wegen zahlloser Widerstände, ein kirchliches Leben mit Widersprüchen, immer streitbar, voll Mut und Angst, aber ungewöhnlich lebendig. Schwierige Themen waren u. a. die Wehrerziehung der Schüler, der Waffendienst in der NVA, die Bewegung Schwerter zu Pflugscharen, die Berliner Friedensdekaden, Bluesmessen in Friedrichsfelde. Verweigerungen und Widerstand erforderten Mut, der Kraft verlieh und viele Gemeinden belebte.

Zu Motiven und Büchern des Autors

In den Kalkdorf-Büchern des Autors, die in fünf Bänden fast chronologisch von 1954 bis nach dem Fall der Berliner Mauer erzählen, blitzt an vielen Stellen immer wieder auch die Kirchengeschichte auf.

Der Autor erklärt dazu:

Die erste Motivation war für mich, Zeitgeschichte zu dokumentieren. Eine andere ist die Familie. Den Kindern, vor allem den Enkeln sagen zu können, woher wir kommen, ist eine große Freude. Auch die Kirche als Institution hat ihren Anteil daran. Sie tat unter zahllosen Schwierigkeiten jene Nischen auf, in denen wir damals frei atmen, ungestraft denken und für uns selbst, vor allem für unsere Kinder ein anderes Leben probieren konnten.

Christen im Schatten

Dieser Titel trifft aber auf andere Weise auf uns alle zu.

Zitat: Wir sind Fremdlinge und Gäste vor dir wie unsere Väter alle. Unser Leben auf Erden ist wie ein Schatten und bleibet nicht. (1. Chronik, Kapitel 29,Vers 15).

Die optimistische Antwort darauf steht im zweiten Korintherbrief, Kapitel 4,Vers 16: Darum werden wir nicht müde; sondern wenn auch unser äußerer Mensch verfällt, so wird doch der innere von Tag zu Tag erneuert.

© Bernd Kebelmann, Berlin, den 16.08.23

Hier finden Sie noch die EKBO-Terminankündigung

Letzte Änderung am: 02.09.2023